Folkemøde auf Bornholm

Demokratiefest im Schatten des Krieges

Demokratiefest im Schatten des Krieges

Demokratiefest im Schatten des Krieges

Allinge
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Viele Menschen waren bereits erschienen, um die Eröffnung zu erleben. Foto: Walter Turnowsky

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Bei der Erföffnung des Folkemødes auf Bornholm betonten die Rednerinnen und Redner die Bedeutung des demokratischen Gesprächs – insbesondere in Krisenzeiten wie diesen Jahren.

„Wir sollten einander versprechen, dass wir uns dieses Jahr im Schatten des Krieges besondere Mühe geben. Willkommen zum Folkemøde.“ So lautete der Schluss der Eröffnungsrede der Vorsitzenden des Vereins „Folkemødet“, Vibe Klarup.

Gemeint hat sie den demokratischen Diskurs, die demokratische Auseinandersetzung und ja, den demokratischen Streit. Und womit sich die Politikerinnen und Politiker sowie die übrigen Debattierenden Mühe geben sollten, sei der respektvolle Umgang miteinander.

Folkemøde mit vollem Programm

Der Bürgermeister der Regionskommune Bornholm, Jacob Trøst (Kons.) meinte, gerade beim „Roskilde Festival der Demokratie“, sei dies immer so gewesen, und er erwartet, dass es dieses Jahr nicht anders sein wird.

Das Folkemøde wurde 2011 ins Leben gerufen. 2020 musste es Corona-bedingt, wie so vieles, ausfallen. Im vergangenen Jahr konnte es nur in einer stark amputierten Ausgabe stattfinden.

Doch nun freute sich die Vorsitzende auf die vielen Debatten auf den 200 Bühnen – einige unter freiem Himmel, andere in Zelten oder auf Schiffen. Bei strahlendem Sonnenschein zeigte sich die idyllische Stadt Allinge von ihrer besten Seite, und die blaue Ostsee tat das Ihre dazu, den perfekten Rahmen zu schaffen.

Medizin gegen Polarisierung

Nachdem Klarup ihre Freude darüber Ausdruck verliehen hatte, dass nun endlich wieder ein „richtiges“ Folkemøde stattfinden kann, schlug sie ernsterer Töne an.

Nicht nur Russland trete die Demokratie mit Füßen, sondern auch in anderen Ländern würden Bürgerrechte ausgehebelt, Minderheiten verfolgt, die Zivilgesellschaft unter Druck gesetzt und die Bevölkerung daran gehindert, zu protestieren.

„Der Weg weg von der Demokratie wird angetrieben durch Polarisierung, Desinformation und das Ergebnis ist, das wissen wir, Misstrauen zwischen Bevölkerungsgruppen“, so Klarup.

Vibe Klarup freut sich, ihre erstes „richtiges“ Folkemøde eröffnen zu können. Foto: Walter Turnowsky

Sie meint, es gebe zahlreiche Beispiele dafür.

„Ich meine, dass unser Folkemøde eine sehr konkrete Antwort darauf ist, wie wir auf diese düstere Entwicklung reagieren können. Das Folkemøde ist unser aktiver Beitrag für mehr Vertrauen zwischen Politikern und Bürgern sowie bei Bürgerinnen und Bürgern untereinander.“

Mehr Platz für die Jugend

Jeder Wortwechsel auf den Bühnen in den kommenden drei Tagen würden dazu beitragen.

„Sie bestätigen eines, dass wir vor allem anderem Demokraten sind.“

Um diesem Auftrag gerecht zu werden, hat sich das Folkemøde erneuern müssen. Denn bisher war es vor allem eine Veranstaltung für den erwachsenen bis grauhaarigen Teil der Bevölkerung. Dieses Jahr hat man der Jugend auf den Bühnen mehr Platz eingeräumt. Ein kostengünstiges Paket mit eigenem Zeltcamp soll es außerdem mehr Jugendlichen ermöglichen, teilzunehmen.

Auch Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) ging auf die Rolle der Jugend ein. Sie habe den notwendigen Druck gemacht, um die Politikerinnen und Politiker zum Beispiel im Klimabereich zum Handeln zu drängen. Häufig seien es Jugendliche, die Visionen formulieren würden.

„Ich möchte alle dazu auffordern, den Beiträgen der Jugend zuzuhören“, so Frederiksen.

 

Lauschende Politiker

Der Aufforderung waren die Folketingsabgeordneten Mette Thiesen (Neue Bürgerliche) und Trine Torp (SF) sowie Gesundheitsminister Magnus Heunicke (Soz.) in einer Debatte über Kinder von psychisch kranken Eltern gefolgt. Sehr genau lauschten sie den Berichten von zwei jungen Frauen, die erzählten, dass sie vom System vergessen und vernachlässigt worden seien. Dass niemand sich darum gekümmert habe, wie es ihnen geht, wenn der Vater oder die Mutter der Elternrolle zeitweise nicht gewachsen waren.

Die drei Politiker hörten mehr zu, als dass sie selbst redeten.

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