Kultur

Ganz schön arm dran

Ganz schön arm dran

Ganz schön arm dran

Humlebæk
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Aussehen und Körperkult werden von Klein auf antrainiert, auch das zeigt die Ausstellung. Foto: Lauren Greenfield – Generation Wealth

Generation Wohlstand: Im Kunstmuseum Louisiana beleuchtet eine Ausstellung die Welt der Schönen und Reichen. Wir haben uns in der „Generation Wealth“ umgesehen und eine Antwort auf die Frage gefunden, ob Geld glücklich macht.

Oh, Linsey. Gerade einmal 18 und schon eine Nasenoperation hinter sich. Wobei das in Linseys Umfeld nichts Ungewöhnliches ist. Haben sich doch schon fünf ihrer Freundinnen einer kosmetischen Operation unterzogen. Und so sitzt Linsey da, am Pool, und reckt ihre frisch zurechtgeschnittene Nase stolz in die Höhe – zur Sicherheit ist das Näschen noch immer verpackt unter Schichten von Verbänden.

Es sind die vielen kleinen Geschichten wie diese von Linsey aus Calabasas aus Kalifonien, die den Besuchern der Ausstellung „Generation Wealth“ mit hineinziehen in die Welt jener, die um jeden Preis schön und reich sein wollen. Noch bis zum 8. März 2020 läuft im Kunstmuseum Louisiana auf Seeland die Foto- und Videoausstellung von Lauren Greenfield. Selbst aufgewachsen in der weißen, amerikanischen Mittelklasse, wirft die 1966 geborene Künstlerin mit ihren Bildern einen Blick auf zwei Jahrzehnte Konsumkultur.

Eine Kultur, die unverhohlen Narzissmus feiert, Materialismus vergöttert und der Schönheit huldigt, wenn es sein muss, mit Operationen. Eine fabelhafte, aber zugleich auch furchtbare Ausstellung. Denn sie zeigt, dass Schönheit und Ruhm ihren Preis haben. Auf kaum einem Bild strahlen die Porträtierten von innen heraus, der Zuschauer blickt in leere Augen, die desillusioniert, unzufrieden, hart und ausdruckslos geworden sind. Und man fragt sich immer wieder, was diesen Menschen eigentlich fehlt, wo sie doch  im Grunde alles haben?

„Generation Wealth“

„Generation Wealth“ zeigt die Absurdität des Konsumkultes. Dass mehr nicht gleich glücklich bedeutet. Dass tief fällt, wer hoch stapelt. Einige der Geschichten erzählen von jenen Reichen, die in der Finanzkrise 2008 alles verloren haben. Zeigen Bauruinen monströser Villenprojekte, die nach dem Crash als Symbole des Protzes übriggeblieben sind, während die verarmten Auftraggeber bereits neue Wege suchen, um in die Oberschicht zurückzukehren.

Neben unglaublich eindrücklichen Bildern und Videos sind es vor allem auch die persönlichen Beschreibungen der Werke, der Protagonisten. Namen, Alter, Ort und Hintergrund – Lauren Greenfield erzählt – und lässt erzählen. So werden die Einzelschicksale anhand der Fotos, aber auch anhand der umfassenden Texte sehr persönlich und damit greifbar. Greenfield will die Menschen nicht nur ablichten – sie will sie verstehen, begreifen. Und gibt das Ergebnis ihrer Recherche an die Besucher der Ausstellung weiter.

Die 18-jährige Linsey nimmt an einer Feier zum 4. Juli 1993 teil, drei Tage nach ihrer Nasenoperation in Calabasas, Kaliformien. Foto: Lauren Greenfield

Man benötigt im Grunde Stunden, um sich den Inhalten der Ausstellung zu widmen. Doch irgendwann wird man müde, ergriffen von der Trostlosigkeit der Menschen, die doch eigentlich alles zu haben scheinen – und die doch so arm dran sind.

Die desillusioniert sind von der Erkenntnis, dass Geld und Schönheit eben nicht glücklich machen.  Menschen, die das Spiel der schönen reichen Welt dennoch weiterspielen – weil sie sost einfach nichts haben. Arme, reiche Linsey …

Info: Die Ausstellung ist in mehrere Themen unterteilt: „Fast Forward“ beispielsweise dokumentiert die Jugendkultur in Los Angeles, „I Shop Therefore I Am“ die alles verzehrende Konsumkultur. „The Cult of Celebrity“ dokumentiert Stars und Sternchen und „Princess Brand“ den Schönheitskult unter kleinen Mädchen. „Sexual Capital“ und „New Aging“ beleuchten, wie Körperkult und Geld verschmelzen, und „Dream Home“ erzählt die Geschichte erfolgreicher Menschen, die es in der Welt der Schönen und Reichen „geschafft“ haben.

Die Ausstellung ist dienstags bis freitags von 11 bis 22 Uhr sowie am Wochenende und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Sie läuft bis zum 8. März 2020. Weitere Informationen unter www.louisiana.dk.

 

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