Im Kunst- und Designmuseum Trapholt, Kolding, kann man bis zum 14. August 2022 die ungewöhnliche Ausstellung „VERNER PANTON – Farben einer neuen Welt“ erleben. Es ist die größte jemals gezeigte Verner-Panton-Präsentation. Gezeigt werdn eine Welt aus wogenden, extravaganten Formen, kräftigen und intensiven Farben sowie Design von Weltklasse. Die gesamte Ausstellung ist wie eine Reise durch eine „Fantasy World“.

Nach der langen Corona-Pandemie-Zeit, in der die Welt sich im Schlafmodus befand, und Design lange minimalistisch war, ist es wohltuend, in eine Welt greller Farben zu tauchen.

Verner Panton (1926-1998) ist einer der größten Namen der dänischen Designgeschichte. Seine Aufsehen erregende Verwendung von Farben und Materialien trotzte Normen und Traditionen. So wurde der dänische Architekt als einer der wichtigsten Designer seiner Zeit weltweit bekannt, und er forderte den bis dato gängigen Standard im Designbereich heraus. 

Panton Chair Klassiker der Möbelgeschichte

Der Panton Chair ist ein Klassiker der Möbelgeschichte. Verner Panton entwarf den Stuhl 1959, es dauerte allerdings zehn Jahre, ehe er in Produktion gehen konnte. Panton war durch Europa gereist, um einen Produzenten zu finden, und erst mit der Firma Vitra konnte der Stuhl serienreif entwickelt werden. Es war weltweit der erste gefertigte Vollkunststoff-Stuhl, der in einem Stück produziert wurde. Seine expressive Form macht ihn zu einer Ikone des Designs des 20. Jahrhunderts. Der Gang, der durchs Museum führt, ist diesem Stuhl gewidmet. Er hängt in großer Zahl von der Decke und ist zugleich in Mini-Ausgaben zu sehen. Weltweit wurde sein Stuhl mit Designpreisen ausgezeichnet und steht in zahlreichen Sammlungen bedeutender Museen. 

Auf 1000 m² werden Verner Pantons Visionen und Designerarbeit gezeigt. Er arbeitete, wenn möglich, mit Total-Installationen, das heißt alles wurde von ihm bestimmt. Möbel, Lampen, Gardinen, Teppiche und mehr erschienen in seiner bunten Farbenwelt. 

Wohnstil, der verstärkt die Sinne anspricht

In der Gesamtinstallation „Das Licht und die Farbe“, die Verner Panton für eine Trapholt-Ausstellung 1998 erschuf, wird man durch einen aus acht Räumen bestehenden Verlauf geführt, die mit ihrem jeweiligen Farbthema eindringliche Erlebnisse für die Sinne erzeugen. So spürt man am eigenen Körper, wie eine einzige Farbe das Wohlbefinden beeinflussen kann. In den acht Räumen erlebt man 109 (ursprünglich 110) Gegenständen aus Pantons Hand, entsprechend der Farben im Raum. Kurz vor der damaligen Ausstellungseröffnung 1998 starb Verner Panton plötzlich. Es ist den beiden Kuratorinnen gelungen, 23 Jahre danach 109 der Gegenstände wiederzufinden. Die Lampen, die alle verschwunden waren, sind nach Fotos und Zeichnungen wiederhergestellt. Als die damalige Ausstellung im Jahr darauf in London zu sehen war, wurde sie als die beste des Jahres prämiert. 

Es ist faszinierend, durch alle acht Räume in ihren verschieden starken Farben zu schauen, und danach langsam von einem Raum in den nächsten zu wechseln um zu bemerken, welche Unterschiede die Farben auf einen selbst machen. 

Die Museumsleiterin Karen Grøn sagt: „Verner Panton wollte mit seinen Designs zu einem Wohnstil anregen, der verstärkt die Sinne anspricht.“

In gleicher Weise kann man seine „Fantasy Landscape“, eine „Limited Edition“-Form einer 48 m² großen Möbellandschaft aus wogenden, extravaganten Formen in kräftigen, intensiven Farben erleben. Hier kann man stehen, liegen oder sitzen. 

Gestaltung als organische Einheit

Mit Installationen wie dieser brach Verner Panton mit allen herkömmlichen Vorstellungen von Einrichtung: Fußböden, Wände, Decken und Möbel sind als eine organische Einheit gestaltet und zeigen seine Inspiration dazu, wie wir mit allen Sinnen wohnen können. Man darf seine Schuhe ausziehen und die „Fantasie Landschaft“ ausprobieren, aber ob die es aushält, ist eine andere Frage. 

Ein Teil der Ausstellung ist chronologisch jeweils über ein Jahrzehnt aufgebaut, aus jeder Dekade wird eine Besonderheit prägnant herausgestellt. Für das Jahrzeht 1960–69 steht das 13 Stockwerke hohe Bürohochhaus des „Spiegel“ in Hamburg im Mittelpunkt. Panton bekam den Auftrag, das Bürohochhaus zu modernisieren. Nur in zwei Etagen, in der die Direktion ihren Sitzt hatte, „verzichtete“ man auf sein Design. Jede Etage bekam seine eigene Farbe. Besonders bekannt war die orangefarbige Kantine, die in knalligen roten, braunen und orangen Farben gehalten war. Diese Kantine ist nicht in Kolding zu sehen, aber dafür im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg. Stattdessen gibt es eine violette Kantine zu bewundern, die sich sonst im Archiv des Museums für Kunst und Gewerbe befindet. Das Spiegel-Haus verfügte auch über einen Swimmingpool im Keller, ebenfalls in Pantons Design.

Die Kuratorin der Ausstellung, Sara Staunsager, erklärt: „Verner Panton ist designhistorisch gesehen äußerst interessant. Seine Visionen für das Wohnen mit allen Sinnen demonstrierte er nicht nur mit seinen spektakulären Installationen. Er vermochte auch, dies in Designs umzusetzen wie den Panton Chair, die Flowerpot-Lampe und ergonomische Stühle, die sich heute in vielen dänischen Schulen befinden“.

Die Fahrt nach Trapholt lohnt sich, es ist eine fulminante Ausstellung.