Work-Life-Balance

Warum du im Urlaub keine Arbeitsmails checken solltest

Warum du im Urlaub keine Arbeitsmails checken solltest

Warum du im Urlaub keine Arbeitsmails checken solltest

Ritzau/kj
Kopenhagen
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Es kann sich wie ein Reflex anfühlen, nur schnell in die Arbeitsmails zu gucken. So einfach es ist, so schwer ist es, sich dieses abzugewöhnen, weiß Beraterin Eva Jakobsen. Foto: Unsplash/ Bruno Gomiero

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Die meisten von uns können es um Urlaub nicht lassen und lesen am Handy oder am Laptop ihre Arbeitsmails. Doch das Gehirn braucht eine Pause, und deshalb sollten wir die Arbeit beiseitelegen, warnen Expertinnen und Experten.

Wenn die dänischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Urlaub machen, fällt es ihnen oft schwer abzuschalten. Sie sitzen am Pool, an der Feuerstelle oder bei ihrem Morgenkaffee und haben noch ein wenig Zeit zu prüfen, ob bei der Arbeit etwas passiert ist, das sie wissen müssen.

Fast zwei von drei Personen rufen im Sommerurlaub arbeitsbezogene E-Mails oder SMS auf. Dies geht aus einer neuen Umfrage hervor, die Norstat im Auftrag des Ingenieurverbandes IDA bei einer repräsentativen Stichprobe von berufstätigen Bürgerinnen und Bürgern in Dänemark durchgeführt hat.

Das Gehirn braucht Auszeiten und Pausen. Es ist wie ein Muskel, der sich nach viel Arbeit erholen muss.

Eva Jakobsen, Beraterin

19 Prozent checken täglich ihre berufliche E-Mail und ihr berufliches Telefon.

Problematischer Trend

Und das ist ein problematischer Trend, sagt Eva Jakobsen, Work-Life-Beraterin bei IDA, wo sie sich mit Stress- und Konfliktmanagement beschäftigt.

„Das Gehirn braucht Auszeiten und Pausen. Es ist wie ein Muskel, der sich nach viel Arbeit erholen muss“, sagt sie.

„Es fühlt sich vielleicht nicht wie Arbeit an, wenn man seine E-Mails öffnet, aber das Gehirn kann den Unterschied nicht erkennen“, sagt sie.

Eva Jakobsen zufolge geht unser System beim Lesen von Arbeits-E-Mails in Bereitschaft, als wäre es bei der Arbeit.

Ständiges E-Mail-Checken als Suchtverhalten

Es gibt keine einfache Antwort darauf, wie man die Finger davon lassen kann. Und für viele ist es auch eine unrealistische Erwartung.

Denn die ständige Erreichbarkeit ist Teil unserer digitalen Sucht, sagt Einar Baldvin Baldursson, Professor am Fachbereich für Kommunikation und Psychologie der Universität Aalborg.

Es ist wichtig, dass wir verstehen, dass es schwer ist, es nicht zu tun.

Einar Baldvin Baldursson, Professor

„Das ständige Checken des Arbeitstelefons ist ein Verhalten, das aus der Suchtpsychologie bekannt ist. Es ist wichtig, dass wir verstehen, dass es schwer ist, es nicht zu tun“, sagt er und fügt hinzu: „Aber man kann verhindern, dass sich die Arbeit in den Rest des Lebens schleicht, indem man versucht, einen festen Rahmen dafür zu setzen“, sagt er.

Der Dozent schlägt vor, mit denjenigen, mit denen man in den Urlaub fährt, zu vereinbaren, wann man das Arbeitstelefon herausnehmen kann. „Es kann uns auch stressen, wenn wir nicht unsere E-Mails checken dürfen, daher ist es am besten, feste Zeiten dafür zu vereinbaren“, sagt er.

Die Stress- und Konfliktberaterin Eva Jakobsen stimmt dem zu. „Die schlimmsten Entscheidungen, die wir treffen können, sind die, die wir treffen, ohne uns dessen bewusst zu sein“, sagt sie.

Unternehmen dürfen nicht erwarten, dass Mitarbeitende erreichbar sind

In der IDA-Umfrage gaben 4 Prozent der Befragten an, dass die Erreichbarkeit während ihres Urlaubs eine Bedingung sei. 20 Prozent der Befragten geben an, dass dies nicht direkt vorgeschrieben ist, aber dennoch erwartet wird.

Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer sind nicht verpflichtet, während des Urlaubs zur Verfügung zu stehen.

Eva Jakobsen, Beraterin

Aber in der Regel sollte man das als Unternehmen nicht erwarten, sagt Eva Jakobsen.

„Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer sind nicht verpflichtet, während des Urlaubs zur Verfügung zu stehen“, sagt sie und fügt hinzu: „Aber wenn ich die einzige Person auf der Welt bin, die eine Aufgabe für meine Arbeitgeberin oder meinen Arbeitgeber erledigen kann, und wir uns darauf geeinigt haben, dass sie oder er auf mich zurückgreifen kann, wenn es schwierig wird, dann ist das in Ordnung.“

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Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
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