Untersuchung

Stressbelastung am Arbeitsplatz nimmt weiter zu

Stressbelastung am Arbeitsplatz nimmt weiter zu

Stressbelastung am Arbeitsplatz nimmt weiter zu

Kopenhagen
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Foto: Scanpix

Obwohl sich eine politische Mehrheit das Ziel gesetzt hatte, die Stressbelastung für Arbeitnehmer bis 2020 markant zu senken, nimmt diese seit Jahren weiter zu. Experten sehen verschiedene Gründe für diese Entwicklung.

Obwohl sich eine politische Mehrheit das Ziel gesetzt hatte, die Stressbelastung für Arbeitnehmer bis 2020 markant zu senken, nimmt diese seit Jahren weiter zu. Experten sehen verschiedene Gründe für diese Entwicklung.

Allen Zielsetzungen und Gegenmaßnahmen zum Trotz hat die Stressbelastung bei dänischen Arbeitnehmern zuletzt immer weiter zugenommen. In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl derjenigen, die über psychische Überbelastung durch ihren Job klagen, auf 16,9 Prozent angestiegen. 2012 waren es noch 14,5 Prozent. Das zeigt eine Untersuchung des nationalen Forschungscenters, das 35.000 dänische Arbeitnehmer befragt hat.

Für den Anstieg gebe es verschiedene Ursachen, sagt Bo Netterstrøm, langjähriger Oberarzt in verschiedenen medizinischen Einrichtungen und nun selbstständiger Stressexperte, zur Internetzeitung Avisen.dk. Ein wichtiger Auslöser sei seiner Meinung nach die Finanzkrise gewesen. „2008 war ein Wendepunkt, der an vielen Stellen bis heute nachwirkt. Obwohl wir die Krise überstanden haben, erlebe ich, dass viele Arbeitgeber weiterhin so agieren, als ob sie sich immer noch in der Krise befinden“, so der Experte. Im öffentlichen Sektor werde von vielen Mitarbeitern eine immer höhere Produktivität und Effektivität erwartet. Diesem Druck können viele nicht standhalten, sagt Netterstrøm.

Eine Erfahrung die auch Gewerkschaftssekretär Jens Nielsen von der Gewerkschaft FOA macht. In den vergangenen sieben Jahren wurden im sozialen Bereich 30.000 Stellen abgebaut, gleichzeitig sollen die übrigen Mitarbeiter immer mehr Leistung bringen. Nielsen glaubt nicht, dass dies lange Zeit gut gehen kann. „Wie haben in den vergangenen fünf Jahren einen rasanten Anstieg von Stress- und Depressionsfällen erlebt. Sparmaßnahmen sind eine Erklärung dafür. Eine andere ist die Auslagerung, die vor allem in den Kommunen stattfindet, um Dinge immer billiger zu machen“, sagt Nielsen.

2011 hatte sich eine breite politische Mehrheit für das Ziel ausgesprochen, bis 2020 die Zahl der psychisch Überbelasteten um 20 Prozent zu reduzieren. Dieses Ziel sei bislang verfehlt worden, räumt Beschäftigungsminister Troels Lund Larsen (Venstre) ein. Er betont aber gleichzeitig, dass er sich weiterhin dafür einsetzen werde, dass es sicher und gesund sei, in Dänemark zu arbeiten.

Stressexperte und Mitverfasser der Studie, Thomas Milsted, ist in Anbetracht dieser Aussagen eher skeptisch. Er habe in vielen Expertenausschüssen gesessen, doch zu selten wurde auf die Empfehlungen gehört, sagt Milsted.

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