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Psychologe: Scheidungskinder sollen gleich viel Zeit bei Mama und Papa wohnen

Psychologe: Scheidungskinder sollen gleich viel Zeit bei Mama und Papa wohnen

Gleich viel Zeit bei Mama und Papa gut für Scheidungskinder

Aarhus
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Die Folgen einer Scheidung werden für das Kind geringer, wenn sich die Eltern das Sorgerecht teilen (Symbolfoto). Foto: Mads Jensen/Biofoto/Ritzau Scanpix

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Jeweils eine Woche bei jedem Elternteil ist nach einer Scheidung die beste Regelung für das Kind. Zu dem Ergebnis kommt der Psychologe Kristian Sandberg, nachdem er die jüngste Forschung zu dem Thema durchforstet hat.

Das Wohlbefinden von Scheidungskindern ist deutlich höher, wenn sie zu gleichen Teilen bei der Mutter und dem Vater wohnen, als wenn die Verteilung ungleich ist. Die typische Regelung ist in Dänemark das 7/7-Modell, bei dem die Kinder jeweils eine Woche bei einem Elternteil verbringen.

Der Psychologe Kristian Sandberg von der Universität Aarhus ist die Forschung durchgegangen und hat seine Erkenntnisse in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Frontiers in Psychology“ veröffentlicht.

Alkohol, Drogen und psychische Probleme

Er kommt zu dem Ergebnis, dass es Kindern, die gleich viel Zeit mit beiden Eltern verbringen, bei einer ganzen Reihe von Punkten besser geht als Kindern, bei denen die Verteilung ungleich ist. Dies gilt für psychische Probleme, die Gesundheit sowie Risikoverhalten wie Missbrauch von Alkohol oder Drogen.

Was die Beziehung zu beiden Elternteilen anbelangt, ist die bei der ebenmäßigen Regelung genauso eng wie bei Kindern, deren Eltern nicht geschieden sind. Und fragt man die Kinder selbst, bevorzugen auch sie die 7/7-Regelung.

Konfliktreiche Scheidungen

Ein Gegenargument ist häufig, dass vornehmlich Eltern mit vielen Ressourcen, die besser miteinander kommunizieren, die ebenmäßige Lösung wählen. Sandberg betont jedoch, dass die Forschung zeige, dass auch bei konfliktreichen Scheidungen diese Verteilung die bessere ist.

„Häufig verschwindet der positive Effekt nicht. Er wird lediglich geringer. Und es gibt kaum Studien, die so gedeutet werden können, dass es Kindern bei einer ungleichen Verteilung besser ergeht“, sagt er zu „Berlingske“.

Er weist jedoch darauf hin, dass 12 führende, internationale Forscherinnen und Forscher 2018 zu dem einstimmigen Ergebnis gekommen sind, dass es keine Zweifel mehr an den Vorteilen einer ebenmäßigen Regelung geben könne.

Gesetzesänderung

Der Aarhuser Psychologe schlägt daher in einem Standpunkt in „Psykologernes Fagmagasin“ vor, man solle die Empfehlungen und Gesetzgebung ändern, um die 7/7-Regelung und entsprechende stärker zu fördern. Derzeit ist die Ausgangsposition der Gesetzgebung so, dass das Kind bei einem Elternteil wohnt und den anderen besucht.

Er meint, man solle die ebenmäßige Lösung als die Primäre im Gesetz verankern. Ausgenommen sollen Fälle sein, bei denen es Hinweise auf Gewalt, Übergriffe oder Vernachlässigung gibt.

„Wenn man die Erfahrungen in Ländern betrachtet, die eine solche Änderung durchgeführt haben, sind sie ausschließlich positiv“, schreibt Kristian Sandberg in dem Standpunkt.

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