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Ausbau der Belttunnel-Anbindung beginnt in Schleswig-Holstein

Ausbau der Belttunnel-Anbindung beginnt in Schleswig-Holstein

Ausbau der Belttunnel-Anbindung beginnt in SH

Henning Baethge/shz.de
Puttgarden
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Blick in die Zukunft: So soll die Zufahrt zum Fehmarnbelt-Tunnel auf deutscher Seite einmal aussehen. Foto: Femern AS/shz.de

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Dänemark baut und bezahlt den Fehmarnbelt-Tunnel, Deutschland nur die Hinterland-Anbindung auf seiner Seite. Jetzt gehen die Arbeiten los. Und sie werden teurer als geplant.

Fast 15 Jahre nach dem deutsch-dänischen Staatsvertrag über den Bau des Fehmarnbelt-Tunnels macht sich Deutschland jetzt daran, seine Zusage aus dem Abkommen einzulösen. Während Dänemark den 18 Kilometer langen und 7 Milliarden Euro teuren Tunnel zwischen den Inseln Lolland und Fehmarn allein bauen wird und damit auch schon vor zwei Jahren begonnen hat, müssen die Deutschen nur eine leistungsfähige Verkehrsanbindung auf ihrer Seite herstellen. Und das nimmt nun die von Schleswig-Holstein beauftragte Projektfirma Deges in Angriff.

Die Deges ist zuständig für den Ausbau der Straßenanbindung des Belttunnels, genauer gesagt für die B207 zwischen Puttgarden auf Fehmarn und Heiligenhafen auf dem Festland. Die bisher zweispurige Bundesstraße würde nach der 2029 geplanten Tunneleröffnung zum 24 Kilometer langen Engpass auf der ansonsten vierspurigen Strecke Hamburg-Kopenhagen und soll daher ebenfalls auf vier Spuren verbreitert werden.

Im Frühjahr soll der Straßenbau beginnen

Dazu hat die Deges in den vergangenen Tagen auf einem ersten Abschnitt rund um die Anschlussstelle Puttgarden mit vorbereitenden Arbeiten begonnen. Sie lässt dort Bäume fällen, Teiche zuschütten und Leitungen verlegen, um das Gelände baufertig zu machen.

Außerdem hat sie diese Woche die Straßenbauarbeiten für diesen ersten Abschnitt europaweit ausgeschrieben. Der Auftrag soll rasch vergeben werden. „Die Arbeiten sollen im April, Mai losgehen“, verkündet Deges-Sprecher Ulf Evert. Ende des Jahres sollen die weiteren drei Bauabschnitte auf Fehmarn vorbereitet werden. Bei Bannesdorf und Avendorf würde dann ab 2024 gebaut, bei Burg ab 2025, ehe als letzter der Abschnitt auf dem Festland bei Großenbrode an die Reihe kommt.

Spätestens 2028 soll der Ausbau der B207 laut Evert fertig sein – mit Ausnahme des neuen Straßen- und Schienentunnels unter dem Fehmarnsund, den die Deutsche Bahn federführend plant und der nicht vor 2029 in Betrieb gehen wird. Der Sundtunnel soll den Verkehr von der 60 Jahre alten Sundbrücke aufnehmen, die künftig nur noch von Radfahrerinnen und Radfahrern, Fußgängerinnen und Fußgängern oder Landwirtinnen und Landwirten mit ihren Treckern benutzt werden soll.

Im Kieler Verkehrsressort zeigt man sich zufrieden

Im Ressort von Schleswig-Holsteins parteilosem Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen zeigt man sich zufrieden mit den Fortschritten auf Fehmarn. „Dass die Arbeiten für den Ausbau der B207 jetzt anfangen, ist ein gutes und lang erwartetes Signal“, sagt Madsens CDU-Staatssekretär Tobias von der Heide. Besonders erfreulich sei, „dass die Deges im vorgesehenen Zeitplan ist“.

Zudem lobt von der Heide die Deges dafür, dass sie „die Region gut mitnimmt“. Zwar gab es auch Klagen gegen den Ausbau, doch die hat das Land allesamt außergerichtlich beilegen können.

Kosten für die Straße steigen auf 229 Millionen Euro

Allerdings gibt es auch bei diesem Projekt die inzwischen obligatorischen Kostensteigerungen. Die Deges rechnet damit, dass der Ausbau der B207 statt ursprünglich 180 Millionen Euro nun 229 Millionen kosten wird.

Auch beim Sundtunnel haben sich die Kosten erhöht. Zwar geht die Bahn nach wie vor von 714 Millionen Euro netto aus, also 850 Millionen Euro brutto – räumte aber kürzlich schon ein, dass „hier angesichts der weltweiten Marktsituation sicher noch Bewegung reinkommen wird“. Aus Zahlen des Landes und der Deges ergeben sich bereits Kosten von 969 Millionen Euro brutto für den Sundtunnel.

Bau der Bahnstrecke soll Ende des Jahres starten

Noch viel teurer wird die auf deutscher Seite ebenfalls geplante Aus- und Neubaustrecke der Bahn zwischen Lübeck und Puttgarden. Sie kostet voraussichtlich 2,8 Milliarden Euro.

Die Arbeiten für dieses 88 Kilometer lange Projekt werden laut einem Bahnsprecher Ende dieses Jahres beginnen, ebenfalls zunächst bei Puttgarden. Für die anderen sechs Abschnitte bis Lübeck nennt der Sprecher keine Zeitpunkte für den Baustart. Auch gibt es noch für keinen Abschnitt Baurecht. Doch im Dezember 2029 und damit zur geplanten Eröffnung des Jahrhundertbauwerks Belttunnel werde die Strecke fertig sein – auch weil das Projekt jetzt vom Bund als Pilotvorhaben für das „Partnerschaftsmodell Schiene“ ausgewählt worden sei.

Neues „Partnerschaftsmodell“ zur Baubeschleunigung

Ziel dabei ist es, „alle am Bau Beteiligten vom Start weg an einen Tisch zu bringen“, erklärt die Bahn. Dieser frühe Austausch soll „eine agile Planung und optimale Abläufe ermöglichen“. Der Kieler Staatssekretär von der Heide will es jedenfalls erst mal glauben: „Ich bin und bleibe Optimist, dass die Deutsche Bahn alles daransetzen wird, ihren Zeitplan einzuhalten“, sagt er.

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