Lene Terp aus Hellewatt (Hellevad) hat etwas geschafft, was vor ihr noch keiner Dänin gelungen ist: Sie ist Trainerin einer Fußball-Nationalmannschaft geworden. Der Vertrag ist frisch unterschrieben, und am 1. März beginnt ihr Abenteuer auf den Färöern. Derzeit nutzt sie ihren Winterurlaub, um sich vor Ort ein genaues Bild zu machen.

„Ich werde am kommenden Wochenende zum ersten Mal meine Spielerinnen treffen“, erzählt Lene Terp dem „Nordschleswiger“ am Telefon. Noch sitzt sie die sechstägige Quarantäne ab, die jede Einreisende gemäß den Corona-Richtlinien auf sich nehmen muss. Sie habe viel Zeit, um sich Videos von Spielen anzuschauen, berichtet die ehemalige Kapitänin der dänischen Nationalmannschaft.

Unverhofft zum Nationaltrainerinnenjob

Im Juni 2019 hatte die 47-Jährige erst eine Stelle als Sport- und Entwicklungskoordinatorin in der Kommune Kolding angetreten. Im Dezember 2020 klingelte ihr Telefon – am anderen Ende war ein alter Bekannter.

„Ich kenne den Sportchef noch aus meiner Zeit beim DBU (Dänische Fußballverband, Red.). Er berichtete mir von den Plänen, dass die Färöer mehr für den Frauenfußball tun möchten. Und er fragte mich, ob ich nicht jemanden wüsste, der für vier Jahre für eine Vollzeitstelle als Nationaltrainerin und Fußballentwicklerin geeignet wäre. Ja, klar kenne ich da jemanden“, erzählt Lene Terp. Einige Wochen später saß sie in Tórshavn und unterschrieb den Vertrag.

Lene Terp soll fortan nicht nur das Nationalteam trainieren, sondern auf der Insel den Frauenfußball an sich weiterentwickeln. So wird sie auch viel Zeit in den Vereinen vor Ort verbringen und versuchen, Fußball noch beliebter zu machen.

„Mein Ziel ist es zunächst einmal, eine gute Basis für Frauenfußball zu schaffen. Es gibt schon viel Leben in den Vereinen, aber es gibt auch harte Konkurrenz durch Handball und Volleyball, die hier beliebte Sportarten sind“, so Terp. „Auf den Färöern gibt es etwa 1.400-1.500 organisierte Fußballerinnen; von denen sind etwa 400 über 18 Jahre alt. Das sind natürlich nicht besonders viele, aber es herrscht eine tolle Kultur, und die Trainingsanlagen sind fantastisch.“

Wunsch nach der Nations League

Sportliche Erwartungen habe der färöische Verband noch keine konkreten geäußert – kein Wunder: Der  Frauenfußball steckt auf der kleinen Insel noch in den Kinderschuhen. Doch genau deshalb ist Lene Terp ja da. Besser für die kleinen Nationen wäre es allerdings, wenn sie nicht nur gegen Riesen antreten müssten.

„Wir würden uns wünschen, dass es auch bei den Frauen eine Nations League gäbe, sodass man ausgeglichene Spiele austragen kann. Eine Partie gegen Norwegen bringt uns überhaupt nichts – und den Norwegerinnen genauso wenig. Da hat niemand etwas von“, sagt Lene Terp und verweist auf das Männerteam der Färöer, das durch das Nations-League-Format mittlerweile reelle Möglichkeiten bekommen hat, Spiele zu gewinnen.

Spaß und Leidenschaft

Das Mittel zum Erfolg ist laut der Trainerin bei allen gleich. Es geht um Leidenschaft und Spaß an der Sache – im Training und bei den Spielen. Das ist ihr Hauptanliegen, und nur so könne man etwas schaffen. Dass die Bäume auf den Färöern nicht in den Fußballhimmel wachsen, ist ihr bewusst.

„Wir werden ganz sicher nicht alles gewinnen, aber in erster Linie geht es für die Frauen darum, gemeinsam mit anderen Spielerinnen etwas zu schaffen“, so die Neunationaltrainerin, die ab dem 1. März auf den Färöern sesshaft wird. Eine neue Heimat wird daraus allerdings nicht werden, beteuert die Hellewatterin.

„Ich bin und bleibe Sønderjyde (Nordschleswigerin, d. Red.)“, sagt Lene Terp. „Meine Familie wohnt hier in der vierten Generation, und ich habe nach wie vor mein Sommerhaus bei Hadersleben. Das wird immer mein Zuhause sein.“