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SH zu dänischen Windrädern am Wattenmeer: Unesco-Titel darf nicht gefährdet werden

SH zu dänischen Windrädern: Unesco-Titel darf nicht gefährdet werden

SH zu Windrädern: Unesco-Titel darf nicht gefährdet werden

Flenborg Avis/JydskeVestkysten/ket
Kiel/Tondern
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Die Unesco-Auszeichnung des Wattenmeeres ist auch für den Tourismus von entscheidender Bedeutung. Foto: Nationalpark Wattenmeer

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Nicht nur in Dänemark wird befürchtet, dass ein möglicher Standort für ein Windkraft-Testzentrum an der nordschleswigschen Westküste den Weltnaturerbe-Status des Wattenmeers aufs Spiel setzen könnte. Auch das schleswig-holsteinische Umweltministerium fordert, dass der Titel unter keinen Umständen riskiert werden darf.

„Zu den Plänen für ein mögliches Testzentrum für Windkraftanlagen im dänischen Teil des Wattenmeeres ist ein enger Dialog zwischen Dänemark, Deutschland und den Niederlanden erforderlich, um das Weltnaturerbe auf keinen Fall zu gefährden“, das schreibt das schleswig-holsteinische Umweltministerium in einer Antwort an „Flensborg Avis“.

In den vergangenen Wochen war bekannt geworden, dass dem Wattenmeer – einschließlich des deutschen und niederländischen Teils – der Weltnaturerbe-Titel aberkannt werden könnte, wenn das Testzentrum mit bis zu 450 Meter hohen Windrädern in unmittelbarer Nähe des Gebietes in Dänemark angesiedelt werden sollte. Die deutsche Seite will dies jedoch verhindern.

Tonderns Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) hatte kürzlich nach einem Treffen mit den dänischen Wattenmeerkommunen und der Vorsitzenden des Nationalparks Wattenmeer vermutet, dass Deutschland und die Niederlande gegen das geplante Testzentrum sein könnten, wie er dem „Nordschleswiger“ mitteilte. Wenn Dänemark den Titel Unesco-Weltnaturerbe für das Wattenmeer verliert, hat das auch Konsequenzen für Deutschland und die Niederlande, so Popp Petersen.

Gemeinsame Verantwortung

Das Kieler Umweltministerium betont gegenüber „Flensborg Avis“, dass der Erhalt des Gebietes in der gemeinsamen Verantwortung aller drei Länder liege. Auf die Frage, ob sie eine Klage einreichen wollen, geht das Ministerium jedoch nicht konkret ein.

„Beim Erhalt der Weltnaturerbe-Auszeichnung geht es nicht um rechtliche Fragen oder gar Klagen, sondern um die gemeinsame Verantwortung Deutschlands, Dänemarks und der Niederlande, den Schutz des Gebietes auch in Zukunft zu gewährleisten“, heißt es.

Das deutsche Umweltministerium verweist in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung des Wattenmeeres für den Vogelzug, der einer der Gründe für die Aufnahme des Gebietes in das Unesco-Weltnaturerbe war. Auch aus diesem Grund ist der Bau von Windkraftanlagen im schleswig-holsteinischen Teil des Wattenmeeres verboten.

Größenunterschiede zwischen den großen Mühlen und den 300 Meter hohen Warnlichtern zum Dom in Ripen (50 Meter hoch), zum Rundetårn in Kopenhagen (42 Meter), zum Wasserturm in Tondern (40 Meter) und dem Marsk Tower in Scherrebek (25 Meter). Foto: Nationalpark Wattenmeer

Rainer Borcherding, Biologe der Schutzstation Wattenmeer, sagt, es wäre ein schwerer Schlag für den Ruf des Gebietes, wenn die Auszeichnung zurückgenommen würde. Seinen Angaben nach besteht die Zusammenarbeit zwischen Dänemark, Deutschland und den Niederlanden im Wattenmeer bereits seit den 1970er-Jahren.

„Es wird international bewundert, dass die drei Länder zusammenarbeiten, um das Gebiet zu schützen“, so Borcherding. Er befürchtet, dass, wenn das Wattenmeer nicht mehr zum Weltnaturerbe gehört, der Weg frei wäre für Eingriffe in die Natur. So ist es beispielsweise verboten, Öl und andere Rohstoffe aus dem Untergrund des Gebietes zu fördern.

Dänemark auf der Suche nach neuem Standorten für Testzentrum

  • Die dänische Behörde für Planung und den ländlichen Raum führt derzeit ein gezieltes Screening von sechs Gebieten durch, die als Standorte für ein Testzentrum für Windkraftanlagen mit einer Höhe von bis zu 450 Metern in Frage kommen. Drei dieser Gebiete befinden sich entlang der Wattenmeerküste, zwei davon liegen in der Kommune Tondern.
  • Die Windkraftindustrie wünscht sich ein neues Testzentrum, um einen Beitrag zum grünen Wandel zu leisten und Dänemarks führende Position auf dem Weltmarkt zu sichern.
  • Das Screening soll bis Mitte 2023 abgeschlossen sein.
  • Wenn eine politische Entscheidung getroffen wird, wird Ende 2023 eine Umwelt- und Lebensraumverträglichkeitsprüfung für das Gebiet eingeleitet.
  • Das Ergebnis dieser Prüfung wird voraussichtlich Anfang 2025 vorliegen.
  • Eine politische Entscheidung über die Errichtung eines dritten Testzentrums wird für Mitte 2025 erwartet.
  • Wenn es eine politische Mehrheit gibt, wird der Gesetzentwurf für ein drittes Testzentrum Anfang 2026 vorgelegt werden.
  • Wenn das Gesetz verabschiedet wird, werden die Bauarbeiten voraussichtlich Mitte 2026 beginnen.

Entscheidend für den Tourismus

Der Status der Wattenmeerregion als Weltnaturerbe ist auch für den Tourismus von entscheidender Bedeutung.

„Seit der Ernennung des Nationalparks Wattenmeer zum Unesco-Weltnaturerbe im Jahr 2009 nutzen wir diesen Status in unserem Marketing. Auch wenn wir nicht wissen, wie viele Gäste allein wegen des Weltnaturerbes auf den Inseln, Halligen und Küsten des Wattenmeeres Urlaub machen, stehen wir mit der Auszeichnung in einer Liga mit international bedeutenden und einzigartigen Naturräumen wie dem Great Barrier Reef in Australien oder dem Grand Canyon Nationalpark in den USA“, sagt Malte Keller, Pressesprecher des Nordsee Tourismus Service.

„Wir wissen, dass das Wattenmeer einzigartig und schützenswert ist – genau wie der Titel, der uns bekannt macht“, fügt er hinzu.

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