Kulturkommentar

„Kindheitserinnerungen … hoffentlich mit Vorlesen“

Kindheitserinnerungen … hoffentlich mit Vorlesen

Kindheitserinnerungen … hoffentlich mit Vorlesen

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:

Diesen Artikel vorlesen lassen.

In einem Kulturkommentar schwelgt Büchereidirektorin Claudia Knauer in Erinnerungen und beschreibt dabei, wie wichtig es für Kinder ist, Bücher vorgelesen zu bekommen. Dabei kann auch eine neue Technik helfen.

Claudia Knauer ist Jahrgang 1961, lebt mit ihrem Mann in Apenrade (Aabenraa) und ist Direktorin der Büchereien der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Sie war unter anderem stellvertretende Chefredakteurin beim „Nordschleswiger“ und schreibt seit Jahren weiterhin Gastbeiträge.

Woran erinnerst du dich, wenn du an deine Kindheit denkst? Hoffentlich an schöne Erlebnisse wie das gemeinsame Spiel am Abend, wenn du Opa im Mensch-ärgere-dich-nicht geschlagen hast. Oder an das Fußballspiel mit den Eltern, bei dem deine Mutter das entscheidende Tor erzielte. An faule Tage am Strand, mit hartgekochten Eiern und Kartoffelsalat zum Mittagspicknick und immer wieder bist du im Meer geschwommen. In der Erinnerung ist ja dankenswerterweise der Sommer immer warm und trocken gewesen.

Wenn du richtig Glück hast, dann erinnerst du dich auch an die vielen Bücher, die deine Eltern, Geschwister, Großeltern oder die Erzieher/innen im Kindergarten dir vorgelesen haben. Es gibt kaum etwas Besseres (gut, Fußballfans werden sagen: doch. Nämlich ein gemeinsam erlebter Sieg der Lieblingsmannschaft im Heimstadion), als ganz nah bei jemand Liebem zu sitzen und den Worten zu lauschen. Wenn man ganz klein ist, kommen noch die Bilder im Buch dazu. Ist man größer, wird beim Vorlesen das Kopfkino angeworfen und es entstehen innere Bilder. Dieses Vorlesen, bei dem Zuneigung, menschliche Wärme und Gemeinsamkeit transportiert werden, ist zentral wichtig für die Entwicklung des Kindes, seiner Sprachfähigkeit, seiner Fantasie. Dabei ist es fast egal, was vorgelesen wird. Es geht auch nicht darum, dass Vater oder Mutter begnadete Entertainer sein müssen. Es geht um die gemeinsame Zeit. Und die kann übrigens auch Erwachsenen geschenkt werden. Man kann auch im Familien- oder Freundeskreis vorlesen.

Es gibt mittlerweile viele technische Hilfsmittel. Zum Beispiel die Tonis. Das sind kleine bekannte Figuren wie Findus oder Räuber Hotzenplotz, die auf einen etwas größeren Würfel gestellt werden und dann ihre Geschichten erzählen. Man kann sogar selbst Tonis besprechen und so aus der Ferne einen abrufbaren Gruß an die Familie schicken. Eigentlich ist es eine praktische Weiterentwicklung von Kassette oder CD, nur ohne Knöpfe am Gerät. In den Büchereien sind sie und ganz viele Geschichten zu entleihen. Der neuste Spross am Stamm ist Sami, der Lesebär. Hier liest eine recht hübsche Plastikfigur das Buch vor, dass mit der entsprechenden Code-Seite in das Gerät eingeschoben wird. Das Kind blättert selbst um und es wird immer die Seite vorgelesen, die gerade zu sehen ist. Das ist sicher besser als gar nicht vorlesen, aber nichts ersetzt die Wärme eines Menschen, an dessen Seite oder auf dessen Schoß man sich kuscheln kann, um in die bunte Welt der Fantasie zu starten, Abenteuer zu erleben, Drachen zu besiegen, neue Freundinnen zu finden oder dem Dieb auf die Spur zu kommen. Verschenk doch mal – wieder – Vorlesezeit.

Die in diesem Kulturkommentar vorgebrachten Inhalte sind nicht von der Redaktion auf ihre Richtigkeit überprüft. Sie spiegeln die Meinung der Autorin oder des Autors wider und repräsentieren nicht die Haltung des „Nordschleswigers“.

Mehr lesen