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Grenzhändler: Deutsches Pfand hilft nicht der Natur

Grenzhändler: Deutsches Pfand hilft nicht der Natur

Grenzhändler: Deutsches Pfand hilft nicht der Natur

Kopenhagen/Nordschleswig
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Die Interessengemeinschaft der Grenzhändler meint, man soll deutsche Pfanddosen in Dänemark abgeben können. Foto: Karin Riggelsen

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Die EU-Umweltministerinnen und -minister haben am Montag beschlossen, dass Pfand auf Dosen im Grenzhandel gelegt werden soll. Der Naturschutzverband und der dänische Einzelhandel freuen sich. Die Grenzläden befürworten ein EU-weites Pfand.

Freude auf der einen Seite, Abwarten auf der anderen. Die Reaktionen auf die Ankündigung, dass das Dosenpfand im Grenzhandel kommen soll, fallen unterschiedlich aus.

„Es ist erfreulich, dass der EU-Ministerrat beschlossen hat, dass Pfand auf die Dosen im Grenzhandel gelegt werden soll“, sagt Betina Schiønning dem „Nordschleswiger“. Sie ist Sonderberaterin beim Wirtschaftsverband Dansk Erhverv.

„Es ist wichtig zu betonen, dass der Vorschlag bei Weitem noch nicht angenommen worden ist, und man daher weiterhin pfandfreie Dosen im Grenzhandel kaufen kann“, so der Geschäftsführer des Grenzhandelskonzerns Fleggaard, Lars Mose Iversen, in einer schriftlichen Stellungnahme an „Flensborg Avis“.

Lob von Naturschützenden

Wie „Der Nordschleswiger“ berichtet, hat der EU-Ministerrat am Montag einen Vorschlag zu einer Verpackungsverordnung verabschiedet. Der dänische Umweltminister Magnus Heunicke (Soz.) hat darauf gedrängt, dass Dosenpfand im Grenzhandel Teil des Vorschlages wird. Der Naturschutzverband Danmarks Naturfredningsforening (DN) lobt Heunickes Einsatz.

„Es ist ein wichtiger Schritt, um die Verunreinigung der dänischen Natur durch die vielen pfandfreien Dosen, die täglich über die deutsch-dänische Grenze transportiert werden, zu stoppen“, schreibt Ida Marxen Søndergaard, naturpolitische Chefin bei DN, dem „Nordschleswiger“.

Umsetzung erst 2029

Bevor das Pfand im Grenzhandel kommen kann, wird jedoch noch eine geraume Zeit vergehen. Die Verpackungsverordnung soll zunächst mit dem Europaparlament beraten werden. Wird sie angenommen, tritt der Teil bezüglich Pfand erst 2029 in Kraft. Die Interessengemeinschaft der Grenzhändler (IGG) gibt sich daher gelassen.

„Es stehen noch umfassende Verhandlungen aus, bevor die Verpackungsverordnung beschlossen werden kann. Die Frage des Dosenpfandes im Grenzhandel ist nur ein sehr geringfügiger Teil eines umfassenden Vertragstextes“, so der IGG-Vorsitzende Erik Holm Jensen.

Grenzhandel gegen deutsches Pfand

Umweltminister Heunicke legt die Absprache vom Montag so aus, dass ab 2029 deutsches Pfand im Grenzhandel erhoben werden muss.

„Ein deutsches Pfand im Grenzhandel nützt nicht der Natur, es nützt ausschließlich dem dänischen Einzelhandel, da es für viele Verbraucherinnen und Verbraucher eine versteckte Preiserhöhung darstellen würde“, so Holm Jensen.

Er befürwortet ein EU-weites Pfandsystem, bei dem man seine Dosen oder Flaschen in jedem beliebigen Land abgeben und das Pfand zurückerhalten kann. Bis das geschieht, weist er auf ein anderes Lösungsmodell hin.

„Die dänische Initiative aus dem Jahr 2015 zu einem dänischen Pfand im deutschen Grenzhandel war ein guter Vorschlag, denn das würde tatsächlich der Natur helfen“, sagt der Vertreter der Grenzhändler.

Naturschützende fordern schnelle Umsetzung

Aus dieser Initiative wurde bekanntlich nichts. Wiederholt haben dänische Umweltministerinnen und -minister angekündigt, dass pfandfreie Dosen bald verschwinden werden. Doch diesmal ist der dänische Einzelhandel zuversichtlich.

„Wir sind recht sicher, dass das Pfand wirklich kommt, wenn die Verordnung 2029 in Kraft tritt. Wir hoffen jedoch, dass der Umweltminister weiterhin Druck macht, damit es früher geschieht“, so Schiønning von Dansk Erhverv.

Genauso sieht es auch der Naturschutzverband. Er meint nämlich im Gegensatz zu den Grenzhändlern sehr wohl, dass auch ein deutsches Pfand der Natur im südlichen Teil Dänemarks helfen würde. Bei seinen jährlichen Müllsammelaktionen hat er allein in Nordschleswig und Südjütland 75.000 Dosen gefunden – 80 Prozent davon waren ohne Pfand.

 „Es ist grotesk, dass es kein Pfand auf die Grenzdosen gibt“, so Marxen Søndergaard.

Wirtschaftsverband appelliert an Akteure

Dansk Erhverv meint, man brauche nicht unbedingt die Umsetzung der EU-Verordnung abzuwarten, um das Dosenpfand einzuführen.

„Wie schnell es ein Pfand auf die Dosen geben kann, hängt auch davon ab, wie viele Akteure dies unterstützen. Hier denke ich an die Verbraucherinnen und Verbraucher, die Zulieferer des Grenzhandels sowie die Grenzshops selbst. Es wäre erfreulich, wenn einige dieser Akteure grüner agieren würden, als das in den vergangenen Jahren der Fall war“, so Schiønning.

Das Urteil des EuGH

Die Interessengemeinschaft der Grenzhändler meint dagegen, nur ein EU-weites System sei rechtens. Sie verweist dabei auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), der eine Klage von Dansk Erhverv und Dansk Naturfredningsforening gegen die pfandfreien Dosen abgewiesen hatte.

„In seinem Urteil vom 14. September stellt der EuGH fest, dass ein Pfandsystem nur eingeführt werden darf, wenn man die Dosen und Flaschen auch nah am Wohnort abgeben kann“, sagt der IGG-Vorsitzende Erik Holm Jensen.

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