Kulturkommentar

„Treiben im Dunkeln“

Treiben im Dunkeln

Treiben im Dunkeln

Claudia Knauer, Büchereidirektorin
Nordschleswig
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Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass es auf der Welt etwa eine Trillion Tiere gibt. So viele hat Büchereidirektorin Claudia Knauer zwar längst nicht in ihrem Garten, dafür wildern trotzdem genug von ihnen in ihrem Garten herum.

Über Überraschungen hatte ich ja jüngst schon geschrieben. Jetzt treibt mich um, was so in meinem Garten passiert, wenn ich nicht hinschaue.

Grundsätzlich lasse ich der Natur den Vorzug vor der Kultur. Das heißt: In unserem Garten wächst, was eben so wächst. Moos statt Rasen. Giersch statt Kopfsalat. In den allermeisten Fällen habe ich keine Ahnung, was es überhaupt ist. Es bedeutet auch, dass die Birnen, die es in diesem Jahr reichlich gibt, dem Fußgänger, der Fußgängerin aufs Haupt fallen können, weil der Baum so nahe am Bürgersteig steht. Also seid vorsichtig, wenn ihr bei mir vorbeigeht oder setzt einen Helm auf.

Der Walnussbaum hatte sich 2022, nach vielen Jahren der Verweigerung, endlich entschieden zu tragen. In diesem Jahr sind viele Nüsse in ihren grünen Umhüllungen zu sehen oder besser, waren zu sehen. Im Moment sehe ich nämlich nur noch leere Außenschalen im Moos liegen, während die Nüsse irgendwohin verschwunden sind. Ich habe stark das Eichhörnchen im Verdacht, dass es all seine Kumpels eingeladen hat, bei uns Ernte zu halten. Ich gönne ihnen ja die Winterversorgung, aber ein paar Früchte hätte ich auch gerne.

Im Teich, der von einer grünen Schicht von irgendetwas Glibberigem bedeckt ist, muss es auch Leben geben. Denn regelmäßig treffe ich kleine Frösche (oder Kröten und wo ist da der Unterschied?) in unserem Keller. Unter dem Rasen vor der Remise muss auch etwas angesiedelt sein, das seinen Bau stetig erweitert, denn das Loch wird immer größer. Wenn ich mal nicht mehr aus dem Garten zurückkomme, bin ich sicher dort hineingefallen und besuche wie Alice im Wunderland das weiße Kaninchen.

Es muss noch mehr im Garten in den dunklen Stunden der Nacht passieren, denn Katzenfutterschalen liegen nicht im Schuppen, wie sie hingehören, sondern weit hinten vor dem Kompost. Vielleicht war der Fuchs mal wieder da. Der Igel (oder die Igelin, aber das habe ich aus nachvollziehbaren Gründen nicht ergründen können) schleicht auch gerne nachts um die Häuser und nascht am Katzenfutter.

Es passiert viel in meiner nur minimal kultivierten Natur, wenn ich nicht hinschaue. Das ist in Ordnung, aber ein paar Nüsse möchte ich auch probieren.

Die in diesem Kulturkommentar vorgebrachten Inhalte sind nicht von der Redaktion auf ihre Richtigkeit überprüft. Sie spiegeln die Meinung der Autorin oder des Autors wider und repräsentieren nicht die Haltung des „Nordschleswigers“.

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