Falsch positiv

Experten: Worauf man unmittelbar vor Corona-Schnelltest verzichten sollte

Experten: Worauf man unmittelbar vor Corona-Schnelltest verzichten sollte

Worauf man vor Corona-Schnelltest verzichten sollte

SHZ
Eckernförde
Zuletzt aktualisiert um:
Bei der Durchführung verlässlicher Antigen-Schnelltests kommt es auf Genauigkeit, Hygiene und geschultes Personal an. Foto: Archiv / Alexandra Bury

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Antigen-Schnelltests sollten nicht nur von geschultem Personal gründlich durchgeführt werden, man sollte unmittelbar davor auch auf bestimmte Lebensmittel verzichten, um falsch positive Testergebnisse zu vermeiden.

Kontakte reduzieren, Masken tragen und Abstand halten – das kann und sollte jeder beherzigen, um das Infektionsrisiko zu senken und seine Mitbürger zu schützen. Entscheidende Faktoren zur Begrenzung der Corona-Pandemie vor Ort sind auch die Impfungen und die Antigen-Schnelltests. Angebote dazu gibt es mittlerweile flächendeckend – wer möchte, kann geimpft werden, wer möchte, kann sich vielerorts testen lassen oder sich selbst testen.

Wenn Lebensmittel zu falsch positiven Testergebnissen führen

Als vor etwas mehr als einem Jahr auch in Eckernförde noch größere öffentliche Testaktionen stattfanden, schlug der stark engagierte Eckernförder Arzt Dr. Ulf Ratje Alarm:

Der Genuss bestimmter Lebensmittel wie Lutschbonbons, Kaugummi oder Pfefferminzpastillen kurz vor der Testung könne unter Umständen die Testergebnisse beeinflussen und insbesondere zu falsch positiven Ergebnissen führen, die dann wiederum einen PCR-Test und eine häusliche Quarantäne bis zur Ergebnisbekanntgabe zur Folge hätten.

Ergebnisqualität kann beeinflusst werden

Prof. Dr. Stephan Ott, Leiter des Fachdienstes Soziales, Arbeit und Gesundheit des Kreises Rendsburg-Eckernförde, bestätigte und konkretisierte dies seinerzeit. Tabakkonsum, Zahnpasta, Mundwasser, Kaugummi und bestimmte Arten von Lutschbonbons könnten über bestimmte chemische Prozesse die Qualität des Ergebnisses beeinflussen, erklärte er auf sh:z-Anfrage.

Seine allgemeine Empfehlung lautet deshalb: „Mindesten 20-30 Minuten vor der Testdurchführung auf die genannten Substanzen zu verzichten beziehungsweise nicht zu rauchen.“

 

Prof. Ott nannte darüber hinaus weitere Einflussfaktoren:

  1. Die Anzahl der Infizierten in der Bevölkerung sei der wichtigste Einflussfaktor. Je höher diese ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Testergebnis „richtig positiv“ ist. Dies müsse aber bei der Bewertung mit bedacht werden.
  2. „Bei symptomatischen Personen ist die Virenlast höher. Je höher die Viruslast ist, desto wahrscheinlicher wird ein Infizierter als positiv erkannt“, sagt der Experte. Und: Der Antigen-Schnelltest korreliere besser als die PCR-Tests mit dem klinischen Verlauf und der Ansteckungsfähigkeit. D.h., ist der Antigen-Schnelltest negativ, kann eine Ansteckungsfähigkeit mit hoher Sicherheit ausgeschlossen werden.
  3. Großen Einfluss auf die Testgenauigkeit habe auch die Probenentnahme: Je besser das Material, desto aussagekräftiger ist der Test.
  4. Kommt es bei der Lagerung der Tests zu größeren Temperaturschwankungen, kann die Genauigkeit des Testergebnisses leiden.
  5. Kreuzkontamination: Werden im Rahmen der Testdurchführung Hygienevorgaben nicht eingehalten, könne es zur Übertragung von positivem Virusmaterial von einem Testlauf zum nächsten kommen. Dies gelte auch für die PCR-Tests.

Wichtig ist eine sorgfältige Schulung des Testpersonals

Grundsätzlich sei es bei der Komplexität wichtig, dass das Testpersonal sorgfältig geschult ist, sagte Prof. Dr. Ott. Er habe dieses Thema noch einmal umfangreich recherchiert und ist zum Schluss gekommen, dass die damaligen Angaben weiterhin gültig seien.

Darüber hinaus habe das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) das Thema Antigen-Tests und Omikron eingehend untersucht. „Das PEI kommt dabei zu dem Ergebnis, dass die meisten der auf dem Markt befindlichen Tests auch Omikron-Infektionen detektieren“, erklärte Prof. Ott.

„Falsch positive Tests kommen sehr selten vor. Mittlerweile liegt an meiner Teststation die Positivrate bei circa drei Prozent der Schnelltests, die fast alle per PCR bestätigt werden“, sagte der Eckernförder Mediziner Dr. Ulf Ratje.

Falsch positive Schnelltests zeigten immer wenig Reaktion, d.h. der Teststrich sei nur sehr schwach zu sehen. „Einfluss haben können hier natürlich chemische Substanzen wie Pfefferminz, Cola-haltige Getränke oder anderes. Die Betreffenden sind symptomfrei. Das kam bei mir noch etwa einmal im Monat vor.“

Ratje treibt andererseits die Frage um, „wie viele Tests falsch negativ ausfallen. Die weit überwiegende Zahl an Getesteten, die nach positivem Schnelltest per PCR bestätigt werden, haben Infekt-Symptome. Daher glaube ich nicht, dass uns viele 'durch die Lappen gehen'. Man muss nur eben bei Symptomen testen.“

Die Tests seien glücklicherweise auch bei Omikron sehr zuverlässig, sagte Ulf Ratje. Entscheidend sei dabei die Art der Testdurchführung.

In seinem Fall bedeute das den Einsatz medizinischer Fachkräfte und die Abnahme eines tiefen Nasen-Rachen-Abstrichs, was auch zu entsprechend sicheren Resultaten führe. Dies sei nicht bei allen Teststationen so. Dr. Ratje: „Es darf nicht vorrangig um das Geldverdienen gehen, es zählen valide Resultate.“

Mehr lesen