Deutsche Minderheit

Mia zeigte ihrer WG aus Manchester die Minderheit

Mia zeigte ihrer WG aus Manchester die Minderheit

Mia zeigte ihrer WG aus Manchester die Minderheit

Sonderburg/Sønderborg
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Zu Besuch aus Manchester: Oscar, Mia, Ellie und Ella auf der Dachterrasse des Deutschen Museums für Nordschleswig in Sonderburg Foto: Sara Eskildsen

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Vier Studierende aus Manchester haben in dieser Woche die deutsche Minderheit besucht. Eine von ihnen kommt aus Sonderburg, und sie zeigte den Gästen ihre Heimat.

Warum spricht die Kommilitonin mit den zwei Staatsbürgerschaften eigentlich Deutsch, lebt aber in Dänemark? Vor dieser Frage standen Ellie Moffat, Ella Umpleby und Oscar Cooke, als sie ihre Mitstudentin Mia Petersen an der Universität von Manchester näher kennenlernten. 

Kommt mit, und lernt meine Heimat kennen

Besagte Kommilitonin Mia aus Sonderburg hatte eine besondere Idee, um die Frage zu beantworten: Kurzerhand lud sie ihre WG zu einer Reise in ihre Heimat ein. „So konnten sie sich ein eigenes Bild davon machen, was es bedeutet, ein Teil der deutschen Minderheit in Dänemark zu sein“, erzählt Mia.

Archivleiterin Nina Jebsen erzählte den Studierenden aus Manchester von der Geschichte der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Foto: Sara Eskildsen

Als die Ferien begannen, stiegen die vier in Manchester ins Flugzeug, und über Billund ging es mit dem Auto nach Sonderburg. Zu Gast im Hause Petersen erkundeten die vier jungen Leute das deutsch-dänische Grenzland, und auch ein Tagesausflug per Zug nach Aarhus sowie ein Ausflug auf den Knivsberg standen auf dem Programm. 

Im Deutschen Museum für Nordschleswig führte Archivleiterin Nina Jebsen die Gäste aus Manchester durch die Geschichte der deutschen Minderheit in Nordschleswig. 

Eine einzigartige Geschichte fanden die Studierenden. 

Die 21-jährige Mia Petersen ist in der deutschen Minderheit in Sonderburg aufgewachsen Foto: Sara Eskildsen

Ellie Moffat ist in einem kleinen Dorf eine Stunde südlich von Manchester aufgewachsen, Ella Umpleby kommt aus einem Dorf in North Yorkshire, Oscar Cooke aus Londons Süden und Mia Petersen aus Sonderburg. 

Neuer Freundeskreis zum Studienstart

Alle vier zogen zum Studium nach Manchester, wo sie sich beim Studienstart im September 2022 anfreundeten und anschließend zusammen in einem Haus eine WG gründeten.

Was sagen die drei jungen Leute zum Thema Minderheiten?

Der 20-jährige Oscar studiert Physik Foto: Sara Eskildsen

Oskar studiert Physik. Er sagt zum Thema Minderheiten: „Es war sehr interessant, all die persönlichen Erlebnisse und Geschichten der Menschen hier in der deutschen Minderheit zu hören. Beeindruckend, wie organisiert und wie institutionell die Minderheit hier verankert ist. Bei uns im Vereinten Königreich geht es beim Thema Mehrheiten und Minderheiten eher um wirtschaftliche Unterschiede zwischen den Menschen. Meine Familie kommt ursprünglich aus Cornwall. Doch aufgrund des Tourismus können sich normale Menschen die Häuser nicht mehr leisten. Meine Großeltern mussten deswegen aus Cornwall wegziehen, sie konnten sich das Leben dort nicht mehr leisten, obwohl sie eine starke cornische Identität hatten.“

 

Die 21-jährige Ella studiert in Manchester Psychologie und Neurowissenschaften. Foto: Sara Eskildsen

Ella studiert Psychologie und Neurowissenschaften: „Bei uns in England gibt es eher ein Nord-Süd-Gefälle, das das Land trennt. Das ist eher eine kulturelle Geschichte. Der Norden denkt, er sei besser, und der Süden denkt, er ist besser. Ansonsten gibt es natürlich die alten Sprachen, aber im Grunde sind das nur sehr wenige aus der alten Generation, die diese Sprachen und Dialekte noch nutzen. Das ist eher eine Erhaltung von Kultur, weniger eine nationale Identität. In Wales kann man zweisprachige Ortsschilder erleben, da ist die walisische Sprache im Alltag vertreten. Es handelt sich dabei aber im Grunde nicht um eine Minderheit. Die Waliser sind Waliser – und Briten. Das ist nochmal etwas anderes als hier.“

Die 20-jährige Ellie studiert Geschichte. Foto: Sara Eskildsen

Ellie studiert Geschichte. „Vor Mia hatte ich noch nie von der deutschen Minderheit in Dänemark gehört. Zu sagen: Das ist Deutsch und das ist Dänisch, ist nicht unbedingt das, was die Menschen hier fühlen. Hier zählt die Geschichte der Menschen, das Alltagsleben und die Gefühle der Menschen. Ich wusste auch nicht, dass eine Minderheit so formell organisiert sein kann. Ich dachte eher an deutsche Restaurants oder ein Zusammenhörigkeitgefühl. Aber dieses Organisierte hatte ich nicht erwartet. Sehr beeindruckend.“

Ein Gruppenfoto im Deutschen Museum für Nordschleswig Foto: Sara Eskildsen

Am Mittwoch flog die WG aus Manchester wieder zurück auf die Insel. Warum Mia Deutsch spricht, aber auch Dänin ist, darauf haben sie während ihres Aufenthalts in Nordschleswig jede Menge Antworten erhalten. 

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