Kulturkommentar

„Haie und Reißverschlüsse: Auf Dänemarks Straßen“

Haie und Reißverschlüsse: Auf Dänemarks Straßen

Haie und Reißverschlüsse: Auf Dänemarks Straßen

Erik Becker
Apenrade/Aabenraa
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Bei seiner Ankunft in Dänemark entdeckt Erik, Praktikant beim „Nordschleswiger“, dass das Fahren auf dänischen Straßen seine Eigenheiten besitzt – zumindest für Deutsche.

Im Rahmen meines Journalismus-Studiums habe ich die Chance, Redaktionsluft im Ausland zu schnuppern. Meine Wahl fiel dabei auf den „Nordschleswiger“ in Apenrade. Drei Monate in einer dänischen Kleinstadt an der Ostsee – „klingt romantisch“, dachte ich mir. 

Mit Koffern voller Klamotten und Lebensmitteln aus dem Vorratsschrank meiner Mutter machte ich mich auf den Weg. Nach ein paar Stunden überquerten mein kleiner Polo und ich die deutsch-dänische Grenze. Prompt fing es an zu regnen. Tatsächlich habe ich mich dazu entschieden, am regenreichsten Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen anzureisen. 

„Velkommen til Danmark“, wie es meine Sprachlern-App ausdrücken würde. Hier verbringe ich also die nächsten drei Monate. 

Sofort tauchten am Rand der Autobahn Verkehrsschilder mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf. In diesem Fall: 110. Eine absolute Neuheit für mich. Bisher war ich ausschließlich auf deutschen Autobahnen unterwegs. „Tempolimit“ ist dort ein Fremdwort. Zwar hat man bei uns schon mal von einer sogenannten Richtgeschwindigkeit gehört. Allerdings ist sie für die meisten Deutschen nur so etwas wie eine entfernte Bekannte, die gelegentlich anruft, um an sich zu erinnern. Also nicht wirklich relevant.

Schnell merkte ich, dass die Autos sehr selbstbewusst auf den rechten Fahrstreifen der Autobahn auffuhren. Vorfahrt gewähren? Fehlanzeige. Ich muss ziemlich überrascht geschaut haben, als ich später herausfand, dass beim Auffahren auf Dänemarks Autobahnen das Reißverschlussprinzip gilt. Alle sind hier gleichberechtigt. Das kenne ich anders. In Deutschland entwickelt sich die Auffahrt schnell zu einer kleinen Rennstrecke. Wohl dem, der viel PS hat.

Als ich schließlich in Apenrade ankam, entdeckte ich sie: die berühmten Hajtænder. 

Haifischzähne. 

Die weißen Dreiecke findet man auf dem Asphalt in Deutschland relativ selten. Ich selbst habe sie zuvor noch nie gesehen. Bei uns gilt im Zweifel „rechts vor links“: Der Verkehr von rechts hat Vorfahrt. Besonders spannend wird die Umsetzung dieser Regel, wenn sich an einer Kreuzung vier Autos gegenüberstehen. Handzeichen, Lichthupe, aus dem Fenster rufen – Kreativität ist gefragt. In Dänemark läuft das anders. Befinden sich auf der Straße Haifischzähne, hat der übrige Verkehr grundsätzlich Vorfahrt. Wer trotzdem weiterfährt, wird vom Hai gefressen (so mein Chef). Leicht zu merken.

Ich bin gespannt, wie sich mein Werdegang auf Dänemarks Straßen entwickeln wird. Beunruhigt nahm ich zur Kenntnis, dass kleine Verstöße bereits sehr kostspielig sind. Vielleicht nehme ich in Zukunft einfach das Fahrrad. Das soll in Dänemark ja recht beliebt sein.

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