Kooperation auf dem Lande

Allianz statt Rivalität: Tingleff hilft Rapstedt und umgekehrt

Allianz statt Rivalität: Tingleff hilft Rapstedt und umgekehrt

Allianz statt Rivalität: Orte helfen sich beim Dorffest

Tingleff/Tinglev
Zuletzt aktualisiert um:
Dorffeste wie das Ringreiter- und Marktfest in Tingleff sind auf ehrenamtliche Helferinnen und Helfer angewiesen. Rapstedt und Tingleff unterstützen sich gegenseitig mit „Gastarbeiterinnen" und „Gastarbeitern" (Archivfoto). Foto: kjt

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Übertriebener Lokalpatriotismus und Abschottung vergangener Tage adé: Beim Rapstedter Dorffest am kommenden Wochenende können die Organisatorinnen und Organisatoren auf Hilfe aus Tingleff setzen. Beim Ringreiterfest in Tingleff springen dann Leute aus Rapstedt ein. Tingleffs Ringreitervereinsvorsitzender hält viel vom Schulterschluss.

Die Zeiten, als jedes Dorf sein eigenes Süppchen kochte, Feste in erster Linie allein und für sich veranstaltete und argwöhnisch auf Feste benachbarter Ortschaften schaute, haben sich offenbar geändert.

Ein Beispiel sind Rapstedt (Ravsted) und Tingleff. Sie helfen sich gegenseitig.

Das Organisationskomitee des Rapstedter Dorffestes, das vom 16. bis 19. Juni  stattfindet, hatte beim Ringreiterverein und Dorffestveranstalter in Tingleff angefragt, ob er eine Helfergruppe für den Tresendienst und andere praktische Aufgaben beim Rapstedter Event zusammenstellen würde. Als Gegenleistung würde man dann mit eigenen Leuten helfen, wenn das Tingleffer Ringreiter- und Marktfest Anfang August stattfindet.

Abgemachte Sache

Gry Stokholm hatte als treibende Kraft des Rapstedter Dorffests bei den Tingleffer Kollegen angefragt.

Deal!

Nach dem Motto „hilfst du mir, dann helfe ich dir“, haben sich die Dorffestkomitees auf eine gegenseitige Unterstützung verständigt. Es ist wohl als ein Unikum zu bezeichnen, eine Premiere ist es allerdings nicht.

„Vor drei Jahren, vor Corona, hat es diesen Austausch das erste Mal gegeben. Wir haben den Rapstedtern beim Fest geholfen und sie uns“, so Tingleffs Dorffestoberhaupt Thomas Møller Jensen, Vorsitzender des Ringreitervereins.

Jensen kann dem Schulterschluss vieles abgewinnen.

„In der heutigen Zeit muss man im ländlichen Raum zusammenstehen und sich auch über Ortsgrenzen hinaus unterstützen“, so sein Credo.

Davon abgesehen, dass es bei solchen Großveranstaltungen mitunter schwierig ist, Helfer in den eigenen Reihen zu finden, bringt der Einsatz der „Gastarbeiter“ und „Gastarbeiter" aus dem anderen Ort eine andere Seriosität mit sich.

Etwas mehr Distanz

„Wenn man beim Fest in seinem Wohnort Tresendienst hat, dann kennt man ja ganz viele Gäste besonders gut. Man ist dann abgelenkt und womöglich verleitet, das eine oder andere Getränk so herauszugeben. Wenn wir in Rapstedt helfen und sie bei uns, dann hat es eine andere Wirkung“, sagt der Tingleffer Kommiteechef.

Außerdem können mehr Rapstedterinnen und Rapstedter, wenn sie nicht als Servicekraft einspringen müssen,  das Fest in ihrem Ort so richtig genießen, so ein weiterer Ansatz.

Ob beim Tresendienst oder bei anderen praktischen Aufgaben: Tingleffs Ringreitervereinsvorsitzender Thomas Møller Jensen hält viel davon, dass Rapstedt und Tingleff sich mit ehrenamtlichen Kräften unterstützen (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

Wie viele Helferinnen und Helfer aus Tingleff bei der Hauptparty in Rapstedt dabei sind, stehe noch nicht genau fest. Man habe aber zugesagt und werde auf jeden Fall mit einer Hilfsgruppe vor Ort sein, unterstreicht der Tingleffer.

Nach Corona-Pause findet auch wieder das Tingleffer Dorf- und Ringreiterfest statt. Dann wird Rapstedt bei der dortigen Party helfen.

In Tingleff geht es Anfang August rund

Die Tingleffer Sause steigt am ersten Augustwochenende. Zwischen beiden Veranstaltungen liegt somit etwas Zeit.

Meist springen die Helferinnen und Helfer ein, die auch beim Fest im eigenen Dorf ehrenamtlich im Einsatz sind.

„Es wäre daher ein Problem, wenn die Feste kurz hintereinander stattfinden würden. Zum Glück ist es aber nicht so, und es bleibt genug Zeit zum Verschnaufen“, so Møller Jensen mit einem Lachen.

Das Tingleffer Dorffestprogramm ist fast druckreif. Das Miteinander ist von Freitag bis Sonntag mit abschließendem Ringreiten angesetzt, wobei es eine Veränderung gibt. Das große Bürgerfest wird diesmal nicht am Freitag, sondern am Sonnabend stattfinden.

„Wir halten ihn für den optimaleren Tag, da viele es besser einrichten können. Am Freitag sind die meisten ja beruflich eingespannt“, so Jensen zum neuen Partytermin. 

Mehr lesen

Kulturkommentar

Meinung
Erik Becker
„Haie und Reißverschlüsse: Auf Dänemarks Straßen“