Gesellschaft

Verrückte Welt: Der Konsum von Froschschenkeln wird zum Problem

Verrückte Welt: Der Konsum von Froschschenkeln wird zum Problem

Der Konsum von Froschschenkeln wird zum Problem

Jonna Marlin Lausen/shz.de
Flensburg
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In Europa stehen essbare Frösche unter Schutz, deshalb wird fleißig aus Südostasien importiert. Foto: www.imago-images.de

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Gebratene Froschschenkel mit Knoblauch und Zitrone wird man in Nordfriesland vergeblich auf der Speisekarte suchen. Zum Glück, denn diese Delikatesse sorgt derzeit für mächtig Wirbel, und zwar nicht zu Unrecht, findet die Autorin.

Als Medienschaffende setzt man sich den ganzen Tag mit Nachrichten und Recherchen auseinander. Bei uns im Lokalen dreht sich alles um Nordfriesland. Doch auch Nachrichten aus dem Rest der Welt interessieren uns Newsjunkies brennend. Der Blick über den Tellerrand ist wichtig, um das Große Ganze zu verstehen. Oder, aber, um völlig ratlos zurückzubleiben und sich wieder den eigentlich wichtigen Themen hier in Nordfriesland zuzuwenden.

4000 Tonnen Froschschenkel werden in Frankreich pro Jahr verzehrt

So ging es zumindest der Autorin dieser Kolumne, als sie in einem Beitrag der BBC von dem absurd hohen Froschschenkel-Konsum der Franzosen hörte. Rund 4000 Tonnen dieses Gerichts werden dort jährlich konsumiert. Und hier kommt die Krux an der Sache: Seit Jahrzehnten stehen die essbaren Frösche europaweit unter besonderem Schutz. Der Fang ist streng reguliert, weil man erkannt hat, dass Frösche – oh Wunder – ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems sind. Als Beute beispielsweise von Storch und Kranich, aber auch als Jäger, beispielsweise fressen sie Insekten, die Umwelt und Mensch schaden könnten.

Kein Problem, dachten sich die gewieften Franzosen, und andere europäische Staaten, wie etwa Belgien, die ebenfalls gerne krosse Froschschenkel in Knoblauchsauce mögen, wir importieren! Ein Schelm, wer hier jetzt an eine Art verschleppten Kolonialismus denkt, doch am Ende ist es nichts anderes als das. Denn in der Tat wird die begehrte Ware jetzt tonnenweise vor allem aus Indonesien und Vietnam importiert, wo man nun – oh Wunder – Probleme im ökologischen System bekommt, weil die Froschpopulation drastisch abnimmt.

Umweltorganisationen schlagen Alarm: Offener Brief an Emmanuel Marcon

Umweltorganisationen schlagen jetzt Alarm und haben einen offenen Brief an den französischen Präsidenten Emmanuel Macron geschrieben, indem sie ihn auffordern, Maßnahmen zu ergreifen. Es könne doch nicht sein, dass man die Tiere in Europa unter Schutz stellt und dann auf einem anderen Kontinent ausrottet. Der internationale Handel mit Froschschenkeln müsse überwacht und reguliert werden.

Manchmal hilft es, die Sache einfach umzudrehen: Man stelle sich mal vor, in Südostasien will man seine Korallenriffe schützen und deshalb tonnenweise Muscheln, Fische und Krabben aus der Nordsee importieren. Oder man würde die hiesige Krötenwanderung dazu missbrauchen, um die Tiere abzufischen und anschließend für den Verzehr zu exportieren. Völlig undenkbar. Glücklicherweise isst man in Nordfriesland keine Froschschenkel und kann sich hier guten Gewissens zurücklehnen und schauen, wie und ob der französische Präsident ein Einsehen hat. Den Indonesiern und Vietnamesen wäre es zu wünschen – und den Fröschen auch.

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