Grenzüberschreitende Züge in SH

Längere Reisezeiten: Deutsch-dänischer Bahnverkehr im Rückwärtsgang

Längere Reisezeiten: Deutsch-dänischer Bahnverkehr im Rückwärtsgang

Deutsch-dänischer Bahnverkehr im Rückwärtsgang

Carlo Jolly/shz.de/nb
Flensburg
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Für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr nicht geeignet: Bei den  für den innerdänischen Verkehr bestellten neuen Alstom-Zügen ist in Tingleff Endstation. Foto: DSB/shz.de

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Weil Dänemark die Mehrsystemzüge abschafft, sollen Reisende aus Deutschland bald in Tingleff umsteigen.

In Zeiten der Verkehrswende droht der grenzüberschreitende Bahnverkehr in die komplett falsche Richtung zu steuern: Nach der Ausmusterung aller dänischen Dieselzüge in den kommenden fünf Jahren müssen Dänemark-Reisende aus Deutschland auf der Jütlandroute künftig im grenznahen dänischen Bahnhof Tingleff in Züge der DSB umsteigen, die im Stundentakt aus Sonderburg verkehren.

Die Folge: Längere Reisezeiten und die zusätzliche Gefahr, bei Verspätungen den Anschluss nach Norden zu verpassen. Deshalb haben sich die beiden SSW-Abgeordneten Stefan Seidler aus dem Bundestag und Sybilla Nitsch aus dem Landtag am Dienstag mit einem Offenen Brief an den Kieler CDU-Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen gewandt.

Die Dänischen Staatsbahnen (DSB) hatten vor zwei Jahren die Beschaffung von 100 Elektrotriebzügen vom Typ Alstom Coradia Stream für den innerdänischen Verkehr bekannt gegeben. Seidler und Nitsch kritisieren das: „Obwohl dies technisch möglich wäre, sehen die DSB bisher keine Beschaffung von Mehrsystemzügen, die für den grenzüberschreitenden Verkehr nötig wären, vor.“

Vielmehr plane die DSB nach der sukzessiven Einführung dieser als IC5 bezeichneten Züge, den Verkehr mit dänischen Zügen zum Flensburger Bahnhof einzustellen, da sie dann kein geeignetes Rollmaterial mehr habe. „Damit werden 80 Prozent der grenzüberschreitenden Züge nach Dänemark entfallen, die heute Flensburg mit zentralen Umsteigeknoten im dänischen Bahnnetz verbinden“, heißt es in dem Brief.

RE7 alle zwei Stunden nach Tingleff verlängert

Die Verhandlungen, wie der grenzüberschreitende Bahnverkehr nach dem Wegfall der dänischen Züge gestaltet werden kann, seien so gut wie abgeschlossen. Es sei geplant, dass die Deutsche Bahn den RE7 Hamburg – Flensburg künftig alle zwei Stunden von Flensburg nach Tingleff verlängert. Dadurch soll die komplette Einstellung des Bahnregionalverkehrs über die deutsch-dänische Grenze noch verhindert werden. Nah SH soll zu diesem Zweck einige wenige Dänemark-taugliche Elektrotriebzüge im Rahmen der geplanten Ausschreibung für das Netz Mitte/Süd-West kaufen. Eine Finanzierungsvereinbarung für diese Beschaffung zwischen Dänemark und Schleswig-Holstein stehe offenbar kurz vor dem Abschluss.

Eine solche Lösung stellt nach Ansicht von Stefan Seidler und Sybilla Nitsch jedoch eine deutliche Verschlechterung des Verkehrsangebots im Grenzland dar. 

Thema im Kieler Landtag

Dass bessere grenzüberschreitende Lösungen möglich seien, zeigten Beispiele etwa aus Tirol in Österreich. Wenn das dänische Transportministerium und Schleswig-Holsteins Landesverkehrsgesellschaft Nah SH nun viele Millionen in neue Technik investierten, müsse eine bessere Lösung gefunden werden. Das Thema soll am Mittwoch im Kieler Landtag behandelt werden.

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