Wirtschaftsforschung

Flensburg ist die Stadt mit größtem Wachstumspotential in Deutschland

Flensburg ist die Stadt mit größtem Wachstumspotential in Deutschland

Flensburg: Größtes Wachstumspotential in ganz Deutschland

Ove Jensen/shz.de
Flensburg
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Junge Menschen in der Fußgängerzone: In Flensburg deutlich häufiger anzutreffen als in vielen anderen deuschen Städten. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Das Wirtschaftsforschungs-Institut Prognos hat die Zukunftschancen der 400 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland verglichen – mit teils erstaunlichen Ergebnissen für Flensburg.

Wohlstand und soziale Lage: ganz, ganz schlecht. Zu diesem Ergebnis für die Stadt Flensburg kommt das Wirtschaftsforschungs-Institut Prognos in seinem „Zukunftsatlas 2022“. Unter 400 Kreisen und kreisfreien Städten belegt Flensburg in dieser Kategorie Platz 370.

Die Forscher haben dazu vier Kriterien verglichen: Die Zahl der Menschen, die von Hartz IV leben, die Kaufkraft, die Kriminalitätsrate und die kommunalen Schulden. In Schleswig-Holstein schneidet da nur Neumünster noch schlechter ab (Platz 383). Aber auch die beiden anderen kreisfreien Städte im hohen Norden sind nicht viel besser: Platz 367 für Kiel, Platz 365 für Lübeck.

Weitere Kategorien sind Demografie, Arbeitsmarkt sowie Wettbewerb und Innovation. In einer dieser Kategorien liegt Flensburg ganz vorn: in der Demografie. Keine andere Stadt in ganz Deutschland hat so gute Chancen im Bereich Bevölkerungswachstum, meinen die Prognos-Forscher. Für ihren Vergleich haben sie die Geburtenrate, die Zahl der jungen Erwachsenen und das Bevölkerungswachstum der vergangenen Jahre zugrunde gelegt.

Zuletzt erschien der Zukunftsatlas im Jahr 2019. Damals rangierte Flensburg bei der Demografie noch auf Platz 4 hinter Darmstadt, Osnabrück und Bamberg.

Warum schneidet Flensburg so gut ab? Universität und Hochschule sorgen für viele junge Einwohner. Das aber ist in allen anderen Universitätsstädten nicht anders. Laut Statistikamt Nord ist das Durchschnittsalter der Menschen in Kiel mit 42,3 Jahren sogar etwas niedriger als in Flensburg (42,5). In Neumünster ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahre mit 16,3 Prozent höher als in Flensburg (15,8 Prozent).

Fasst man aber alle Daten zusammen, so sagen es die Prognos-Forscher, dann kommt heraus, dass keine andere Stadt in Deutschland so gute Chancen wie Flensburg hat, weiter zu wachsen und sich dabei zu einer jungen Stadt zu entwickeln.

Aber stimmt das? Im Jahr 2019 hat auch das „Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung“ einen Bericht über die „demografische Lage der Nation“ vorgelegt. Dort lag Flensburg mit der Note 2,9 zwar in Schleswig-Holstein ganz vorn, bundesweit aber nur auf Platz 76.

Allerdings ist auch im Rathaus längst aufgefallen, dass die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Flensburg stärker zunimmt als noch vor wenigen Jahren erwartet. Auch deshalb werden aktuell in der ganzen Stadt hastig zusätzliche Schulbauten geplant. Als Ursache galt insbesondere der Zuzug von Kindern aus der Ukraine und anderen krisengeschüttelten Ländern. Das macht sich zwar in Städten stärker bemerkbar als in ländlichen Kreisen, ist aber kein exklusives Flensburger Phänomen.

Kreis Schleswig-Flensburg schneidet schlechter ab

Auffällig ist zudem, dass die positive demografische Entwicklung offenbar gleich hinter der Stadtgrenze schon wieder vorbei ist. Der Kreis Schleswig-Flensburg belegt im Ranking lediglich Platz 262 von 400 – gilt dafür aber als ausgesprochen dynamisch: Im „Dynamik-Ranking“ belegt der Kreis Platz 25. Die Stadt Flensburg steht hier auf Platz 26. Diese Rangliste bewertet, wie stark sich die verschiedenen Indikatoren aus den Bereichen Demografie, Wirtschaft und Wohlstand in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Demnach befindet sich also die gesamte Region in einem Aufwärtstrend.

Deutlich weniger Innovation als vor sechs Jahren

Im Zukunftsatlas 2016 hatte Prognos noch Flensburgs Stärken bei der Digitalisierung hervorgehoben, was den Ruf der Stadt als „Start-up-Schmiede des Nordens“ begründete. Davon ist nicht viel geblieben. Im Bereich „Wettbewerb und Innovation“ ist Flensburg seither von Platz 170 auf Platz 321 zurückgefallen.

Die Prognos AG bezeichnet sich als politisch und wirtschaftlich unabhängig. Die Wurzeln des Beratungsunternehmens liegen in der Schweiz, wo es 1959 an der Universität Basel gegründet wurde.

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