Eishockey-Weltmeisterschaft

Mehr Medienvertreter als Zuschauer in der Halle

Mehr Medienvertreter als Zuschauer in der Halle

Mehr Medienvertreter als Zuschauer in der Halle

Herning
Zuletzt aktualisiert um:
Der Woyenser Michael Søvsø ist der Media Officer bei der Weltmeisterschaft in Dänemark. Foto: DN

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Seit Donnerstag läuft die Eishockey-WM der Frauen in Herning und Frederikshavn. Das Interesse hierzulande ist gering, obwohl die Medaillengewinner der Olympischen Spiele von Peking fast komplett auf dem Eis zu sehen sind. In Herning waren zum Auftakt mehr Medienvertreter als Zuschauer in der Halle. Um die Medienvertreter kümmert sich ein Woyenser.

1.500 Zuschauer sahen in Frederikshavn die 2:5-Auftaktniederlage der dänischen Eishockey-Nationalmannschaft bei der ersten Weltmeisterschaft für Frauen auf dänischem Eis überhaupt. 

Ganz anders war das Bild am zweiten WM-Austragungsort. In Herning verloren sich weniger als 50 Zuschauer beim Eröffnungsspiel am Donnerstagnachmittag zwischen Japan und dem Olympia-Zweiten von Peking, USA. Und es waren nicht viel mehr, um die 200, als Olympiasieger Kanada im anschließenden Abendspiel den Olympia-Dritten Finnland mit 4:1 bezwang.

„Ich denke, die Nordamerikaner wundern sich, dass so wenige Leute in der Halle sind. Das ist nicht zuletzt in Kanada ein großes Event, aber auch aus Finnland ist das Interesse groß“, sagt Michael Søvsø zum „Nordschleswiger“.

Gähnende Leere auf den Zuschauerrängen zum Auftakt der Eishockey-Weltmeisterschaft in Herning. Foto: DN

Der in Morud bei Odense lebende Woyenser ist der verantwortliche Media Officer bei der Weltmeisterschaft in Dänemark. Er kümmert sich hauptsächlich in Herning um die Medienvertreter und sorgt für den reibungslosen Verlauf der Presseevents. Das Interesse der Medienvertreter ist scheinbar größer als das der Zuschauer.

„Zwei große TV-Produktionen sorgen für Fernsehbilder. Allein der kanadische TV-Sender ,TSN’ ist mit 21 Leuten nach Herning und mit 13 nach Frederikshavn gekommen. Darüber hinaus sind 30 bis 40 Journalisten akkreditiert“, erzählt der 46-Jährige, der aber die Hoffnung hat, dass auch die Eishockey-Fans in die Hallen strömen werden: „Ich denke, dass es beim Duell zwischen Kanada und den USA viele Zuschauer geben und die Halle beim Finale fast voll sein wird. Die spielen auf einem recht hohen Niveau.“

Die Spiele der dänischen Auswahl werden in Frederikshavn erst einmal für die höchsten Zuschauerzahlen sorgen, doch das sportliche Niveau ist in der Gruppe in Herning zweifelsohne höher.

Hier spielen mit Kanada, den USA und Finnland die drei Nationen, die bei drei der vergangenen vier Olympischen Spiele die Medaillen unter sich ausgemacht haben. Und bis auf eine Handvoll Spielerinnen aus den 23-köpfigen Kadern der drei Nationen sind die Mannschaften von den Olympischen Spielen im Februar komplett. 53 von 69 Medaillengewinnerinnen von Peking sind in Herning am Start. Das Niveau hätte also kaum höher sein können.

Enttäuschte dänische Spielerinnen nach der Auftaktniederlage gegen Schweden. Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

„Es ist eine großartige Sache, dass die dänischen Frauen eine Weltmeisterschaft auf dänischem Eis spielen dürfen, Das ist eine große sportliche Herausforderung für die dänischen Frauen, die erst vor Kurzem in die A-Gruppe aufgestiegen sind“, so Michael Søvsø.

Der Woyenser war bei der Weltmeisterschaft der Männer 2018 in Herning und Kopenhagen Pressechef der dänischen Nationalmannschaft, die damals vor ausverkauften Häusern spielte, doch seiner Ansicht nach kann man diese Veranstaltungen gar nicht vergleichen.

Die WM 2018 in Dänemark war ein großer Erfolg, nicht zuletzt finanziell, und hat nicht nur dem Männer-Eishockey, sondern auch dem Frauen-Eishockey im Königreich einen großen Schub gegeben. Ein Teil des Gewinnes wurde in die Förderung des Frauen-Eishockeys investiert.

„Es ist manchmal schwer zu verstehen, dass wir im Laufe von nur vier Jahren in die A-Gruppe aufgestiegen sind, an den Olympischen Spielen teilgenommen haben und jetzt eine Weltmeisterschaft im eigenen Land haben“, sagt Ulrik Larsen, Direktor des dänischen Eishockey-Verbandes (DIU).

Der Olympia-Zweite aus den USA fertigte im WM-Erföffnungsspiel Japan mit 10:0 ab. Foto: Bo Amstrup/Ritzau Scanpix

Dänemarks Eishockeyspielerinnen sind erst 2012 aus der C-Gruppe aufgestiegen und spielten danach im Mittelfeld der zweihöchsten Kategorie, doch erst als DIU 2018 mehr Geld ins Frauen-Eishockey pumpte, konnte der nächste Schritt gemacht werden.

Die Rahmenbedingungen wurden verbessert und gute Trainer aus Schweden geholt. Die Frauen spielen mittlerweile im Oberhaus, in der A-Gruppe, doch landesweit gibt es weiterhin nicht mehr als 200 Eishockeyspielerinnen.

„Dieses Frauenprojekt ist weiterhin verwundbar, denn es gibt nicht viele Spielerinnen. Wenn wir nicht zulegen, dann kann es schnell wieder eine schwächere Nationalmannschaft geben“, so Ulrik Larsen: „Ich hoffe, dass diese Weltmeisterschaft Werbung für den Eishockeysport wird, damit mehr Mädchen Lust bekommen, Eishockey zu spielen.“

Die dänische Eishockey-Nationalmannschaft musste in ihrem Auftaktspiel vor 1.500 Zuschauern in Frederikshavn gegen Schweden eine 2:5-Niederlage einstecken, will aber die Vorrunde überstehen.

 

Josefine Persson wurde zur besten dänischen Spielerin gegen Schweden gewählt. Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

„Meiner Ansicht nach haben wir gute Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale. Wir haben mit allen Vorrundengegnern gleichauf gespielt oder sie geschlagen“, sagt Stürmerin Josefine Persson.

Die Däninnen haben vom Ausschluss Russlands profitiert und sind von der Papierform her die neuntbeste Mannschaft dieser WM.

Nach dem Auftaktspiel gegen Schweden warten Tschechien, Ungarn und Deutschland. Die drei besten Nationen qualifizieren sich fürs Viertelfinale.

Mehr lesen