Thronwechsel

Wie Lajlas Gravensteiner Apfel sogar die Royalen anlockte

Wie Lajlas Gravensteiner Apfel sogar die Royalen anlockte

Wie Lajlas Gravensteiner Apfel sogar die Royalen anlockte

Gravenstein/Gråsten
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Lajla Hartig mit einem ihrer größten Äpfel, der bislang nicht glasiert wurde Foto: Karin Riggelsen

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Lajla Hartig kreiert in ihrer Werkstatt mitten in Gravenstein schöne Äpfel, Schalen, Krüge und Töpfe, die bei Anhängern der Raku-Technik heiß begehrt sind. Im Jahre 2017 bekam sie einen sehr vornehmen Besuch.

Vielleicht die meisten Bewohnerinnen und Bewohner in ganzen Königreich Dänemark hatten in der kürzlichen Silvesternacht am Schluss der jährlichen Königinnen-Rede einen Kloß im Hals. Margrethe II. hatte erklärt, dass sie am 14. Januar das Zepter an ihren Sohn Frederik abgibt.

Einen Kloß im Hals hatten auch die Keramikerin Lajla Hartig und ihr Partner Preben Knudsen. Das geben die beiden bei einem Besuch im Geschäft und der Werkstatt gerne zu. Mit dem Sommerschloss der Königinnen-Familie nur einige Hundert Meter entfernt, ist die Gravensteiner Bevölkerung royale Gäste aus Dänemark und manchmal auch ganz Europa in den Sommermonaten gewohnt.  Lajla Hartig – sie spricht klingend Sønderjysk – bekam 2017 aber ein ganz anderes, vielleicht auch ein etwas engeres Verhältnis zu den vornehmen Gästen im weiß gekalkten Schloss.

Das Königshaus rief an

Am 3. August 2017 klingelte bei Lajla Hartig und Preben Knudsen das Telefon. Am anderen Ende der Leitung war einer, der die gebürtige Apenraderin total überraschte: Es war das dänische Königshaus.

Lajla Hartig vor dem Laden an der Borggade 20 in Gravenstein Foto: Karin Riggelsen

Lajla Hartig wurde gefragt, ob sie am folgenden Tag um Punkt 10.30 Uhr einen royalen Gast empfangen könne. Lajla Hartig freute sich und willigte ein. Beim königlichen Besuch könne sie keine anderen Personen in ihre heimische Werkstatt und in die Ausstellung lassen.

Margrethe wollte einfach alles sehen. Sie sagte immer wieder: Das ist einfach beeindruckend. Sie sind so tüchtig.

Lajla Hartig

„Ich willigte natürlich ein – und musste dann erst sehen, wie ich alles standesgemäß auf den vornehmen Besuch vorbereiten konnte. Ich musste, wie versprochen, erst auf meine Enkelin aufpassen und sie nach Apenrade bringen. Da musste Preben halt den Fußboden wischen“, meint Lajla Hartig, die liebevoll zu ihrem Partner hinüberschaut und sich ein Lachen nicht verkneifen kann.

Der königliche Besuch

Aber schon vor 10.30 Uhr stand plötzlich ein königlicher Wagen vor dem damals gelben Haus des Paares. Lajla – noch im langen Unterhemd – erschrak. Es war doch noch zu früh. Der Chauffeur beruhigte sie – er hatte sich nur auf den Ausflug in den Wald gut vorbereiten wollen.

Kurz vor dem Eintreffen des hohen Gastes zupfte sie noch etwas Spinngewebe von der Decke – alles musste ordentlich aussehen, wenn Königin Margrethe II. und ihr Gefolge ihr einen persönlichen Besuch abstatteten.

Drei royale Schwestern und eine Keramikerin Foto: Privat
Die Keramikerin mit einigen Äpfeln, die bisher nicht glasiert wurden Foto: Karin Riggelsen

Dann kamen sie: Die drei Schwestern Margrethe, Anne-Marie und Benedikte im Gefolge von zwei Hofdamen, einem Polizisten und einem Chauffeur. Dass die Königin ihre Schwestern dabeihatte, war für Lajla Hartig eine Überraschung.

„Sie sind so tüchtig"

Für die Keramikerin wurde es ein großes Erlebnis. Die Schwestern schauten sich ihre Raku-Arbeiten genauestens an und besichtigten sogar den Ofen im Garten.

Sie plauderten ausgelassen miteinander. „Benedikte ist einfach unkompliziert, die Königin ein wenig zurückhaltender. Sie haben unter anderem über die sogenannte ,Vinke-Thyra’, eine Frau, die auf einer nebenan liegenden Straße wohnte, gesprochen. Sie hatte ihnen immer zugewinkt. Margrethe wollte einfach alles sehen. Sie sagte immer wieder: Das ist einfach beeindruckend. Sie sind so tüchtig“, erzählt Lajla Hartig.

Ruckzuck hat sie mit den Händen ein Gefäß geformt. Foto: Karin Riggelsen

Eine Stunde lang blieben die Royalen, die anschließend mit einer ganzen Kiste voller Raku-Äpfel zurück zum Schloss fuhren. Für die Äpfel zahlte die Hofdame.

An der Borggade 20

Das gelbe Strohdachhaus im Wald gehört der Naturbehörde und war für den Waldarbeiter Preben Knudsen eine Dienstadresse. Die beiden hatten kurz vor dem royalen Besuch das Haus an der Borggade 20 am anderen Ende des Sees gekauft und dem royalen Besuch gegenüber auch den Umzug erwähnt. Nach der Pensionierung von Preben Knudsen zogen die Keramikerin und der Waldarbeiter dann um.

Jetzt liegen Lajlas Werkstatt und das Wohngebäude der beiden hinter dem an der Straße idyllisch gelegenen Gebäude von 1777. Das alte Haus, das einst der Familie Kückelhahn gehörte, hat Preben Knudsen sehr behutsam restauriert. In dem Laden werden Lajlas verschiedene Arbeiten auf sehr ansprechende Art und Weise präsentiert.

Das war unglaublich

Dann passierte erneut etwas, womit die Künstlerin auch nicht gerechnet hätte: Plötzlich standen Prinzessin Benedikte und die Hofdame der Königin bei ihr im Laden.

Lajla Hartig in ihrer Werkstatt Foto: Karin Riggelsen

„Sie meinte: Hej, Lajla. Ja, sie konnte sich an meinen Namen erinnern! Ich wollte mal eben sehen, wie es euch geht’, meinte Benedikte. Das war doch einfach unglaublich“, sagt Lajla Hartig und lächelt dankbar. „Dann habe ich doch glatt einen Fehler gemacht: Ich habe du zu ihr gesagt“, erinnert sie sich und muss erneut lachen.

Äpfel in verschiedenen Farben

Für Lajla Hartig ist ein Leben ohne Raku-Keramik unvorstellbar. Die Äpfel sind seit dem Apfelfestival in Gravenstein 2014 eigentlich zu ihrem Markenzeichen geworden.

Die Äpfel in verschiedenen Größen, Farben und Ausführungen sind für die Käuferinnen und Käufer zwar relativ günstig, für die Keramikerin aber ein umfangreiches Projekt. Sie werden geformt, gebrannt, glasiert und anschließend erneut gebrannt. Dann werden sie in Zeitungen oder Sägemehl gelegt. „Ich habe die immer zehn Male in den Händen, bevor sie fertig sind“, erzählt sie.

Königin eine herrliche Frau

Lajla Hartig hofft, dass auch der kommende König Frederik und Königin Mary im Sommer nach Gravenstein kommen werden. Der Gravensteiner Handelsstandsverein hat bei der Thronübergabe am Sonntag Geschenke aus ihrer Werkstatt nach Kopenhagen geschickt. Für die jetzige Königin und ihren Nachfolger.

Lajla Hartig weiß, dass viele Touristinnen und Touristen gerade wegen dieser Familie ins nordschleswigsche Gravenstein reisen. „Erst sind viele im königlichen Küchengarten, anschließend kommen sie zu mir“, so Hartig, die Kundinnen und Kunden in ganz Dänemark und auch aus dem Ausland hat.

Königin Margrethe geht nicht ab und zu wie ihre Schwester Benedikte in Gravenstein spazieren: „Aber sie macht es einfach so gut. Sie ist eine herrliche Frau.“

Bisher unglasierte Äpfel Foto: Karin Riggelsen
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