Kommunalpolitik

Stadtrat: Sonderburg setzt auf Wachstum und Entwicklung

Stadtrat: Sonderburg setzt auf Wachstum und Entwicklung

Stadtrat: Sonderburg setzt auf Wachstum und Entwicklung

Sonderburg/Sønderborg
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Mehrere Protestbanner von den Bewohnerinnen und Bewohnern in Avnbøløsten hingen am Zuhörerbalkon des Stadtratssaals. Foto: Ilse Marie Jacobsen

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Abgesehen von einem Politiker gab der gesamte Stadtrat dem vorliegenden Flächennutzungsplan für die folgenden elf Jahre grünes Licht. Protest gab es erneut bezüglich der Errichtung von Windkraftanlagen in Avnbøløsten.

Mit dem Lied „Dejlig er jorden“ (Schön ist die Erde) wurde am Mittwoch um 17 Uhr die letzte Stadtratssitzung des Jahres 2023 im großen Stadtratssaal des Sonderburger Rathauses eingeleitet.

Die ersten 13 Punkte waren schnell abgehakt. Dann kam der Punkt des Tages: der Flächennutzungsplan „Kommuneplan 2023-2035“. In diesem werden die Rahmenbedingungen für mögliche Platzierungen von Wohngebieten, für die Wirtschaft, den Handel, für rekreative Gebiete und nachhaltige Energieproduktionen in der Kommune festgelegt.

30 der 31 Stadtratsmitglieder stimmten nach vielen Wortmeldungen für den Plan. Die meisten Politiker der verschiedenen Parteien freuten sich über das vorliegende Papier. Asger Andersen (Einheitsliste) hatte sieben Änderungsvorschläge, denen zugestimmt wurde. Nur der Repräsentant der Neuen Bürgerlichen, Bo Kleis Christensen, konnte dem Flächennutzungsplan nicht zustimmen.  

Einen guten Rahmen geschaffen

„Es freut mich, dass eine breite Mehrheit des Stadtrats zusammensteht, um so einen guten Rahmen für die künftige Entwicklung in der ganzen Sonderburger Kommune zu schaffen. Wir wünschen uns gute Wohnmöglichkeiten, deshalb halte ich es für sinnvoll, dass mögliche neue Wohngebiete in der ganzen Kommune entstehen“, so Bürgermeister Erik Lauritzen.

In Sonderburg sollen in den kommenden Jahren 2.500 neue Wohnmöglichkeiten entstehen, damit die Zahlen der Einwohnerinnen und Einwohner sich wieder positiv entwickeln.

Wir wünschen uns gute Wohnmöglichkeiten in der gesamten Kommune. Deshalb halte ich es für sinnvoll, dass mögliche neue Wohngebiete in der ganzen Kommune gefunden werden.

Erik Lauritzen

In dem Flächennutzungsplan 2023-2035 gibt es 24 sogenannte Perspektivgebiete: In 14 dieser Gebiete könnten nachhaltige Windkraftanlagen oder Solarzellenparks errichtet werden. An fünf Orten sollen neue Wohngebäude errichtet werden, und für die Wirtschaft oder für technische Anlagen wurden fünf Standorte festgelegt. Das vorliegende Papier ist ein übergeordneter Hinweis, was auf diesen Gebieten künftig geschehen soll.

Protest aus Avnbøløsten

Auf dem Balkon des Stadtratssaals saßen erneut Bürgerinnen und Bürger, die gegen die Errichtung von Windkraftanlagen in der Nähe ihres Wohngebiets Avnbøløsten protestierten.

Vorab hatte ein Bürger im Stadtrat die Frage gestellt, ob die Politik bei der Festlegung der vorgelegten Perspektivgelände eine kritische Untersuchung von der Gesundheitsbehörde berücksichtigt habe. Die Krebshilfeorganisation Kræftens Bekæmpelse hatte dem Mann zufolge festgestellt, dass weitere Messungen notwendig seien.

Laut Erik Lauritzen gibt es keinen Beweis dafür, dass der Lärm von Windkraftanlagen zu Herzproblemen und Infarkten führe. „Aber es werden weitere Messungen gemacht, um herauszufinden, wie viel Lärm entsteht. Die landesweiten Lärmgrenzen müssen eingehalten werden", so der Bürgermeister.

Protestbanner wirkten

Ellen Trane Nørby (Venstre) lobte den vorliegenden Flächennutzungsplan. Mit einem Blick hinauf zu den am Balkon hängenden Protestplakaten schlug sie dann aber vor, dieses Gebiet im Flächennutzungsplan zu streichen. „Warum?“, fragte Stefan Lydal (Dänische Volkspartei). „Weil es in Avnbøløsten keinen klaren Zuspruch dafür gibt“, so Ellen Trane Nørby, die Bürgerinnen und Bürgern solche Projekte nicht aufzwingen wolle.

Das Trio der Schleswigschen Partei im Sonderburger Stadtrat: Stephan Kleinschmidt, Kirsten Bachmann und Christel Leiendecker Foto: Ilse Marie Jacobsen

Vizebürgermeister Stephan Kleinschmidt (Schleswigsche Partei) bezeichnete Ellen Trane Nørbys Vorschlag als Wahlpropaganda: „Umsonst og useriøst.“ Niemandem werde etwas aufgezwungen, und auf alle wird Rücksicht genommen, versprach der Vizebürgermeister.

Kirsten Bachmann (Schleswigsche Partei) freute sich, dass im neuen Flächennutzungsplan nicht zuletzt auch auf die Architektur geachtet wird. Für neue Gebäude müsse Platz geschaffen werden. Die alte Architektur muss aber ebenfalls bewahrt werden. In Bezug auf die Windkraftanlagen lobte sie den breiten Dialog in den Lokalgebieten.

Christel Leiendecker (Schleswigsche Partei) lobte die geplanten neuen Wohngebiete in Broacker (Broager) und Augustenburg (Augustenborg).

Nein zum Flächennutzungsplan

Bo Kleis Christensen (Neue Bürgerliche) meinte, dass die ganze Energie-Diskussion „völlig daneben gegangen“ sei. Er wünsche sich lediglich Windkraftanlagen weit draußen auf dem Wasser: „Und warum ein Nein für Atomkraftanlagen? Ich bin enttäuscht von den Stadtratskollegen, die lieber Herr und Frau Dänemark irritieren. Deshalb stimme ich gegen den Flächennutzungsplan.“

Bevor ein Projekt auf einem dieser Gelände realisiert werden kann, muss zuerst ein Flächennutzungsplanzusatz beantragt und ausgearbeitet werden. Anschließend muss ein neuer Flächennutzungsplan und eventuell auch ein Umweltgutachten vorliegen. Jede Instanz muss in die öffentliche Anhörung. Bei Projekten bezüglich der Errichtung von Windkraftanlagen legt die Kommune besonderen Wert auf die Einbeziehung des Lokalgebiets.

Eine längere Prozedur

„Der Flächennutzungsplan bietet Möglichkeiten für neue Wohngebiete und die Wirtschaft. Gleichzeitig werden die Natur und das Kulturerbe berücksichtigt“, lobte Vizebürgermeister Stephan Kleinschmidt.

Bevor auf den Perspektivgebieten etwas passieren kann, müssen zuerst Flächennutzungspläne für die einzelnen Gebiete erarbeitet werden. Aus Rücksicht auf die Gelände für die nachhaltigen Energieanlagen haben die Stadtratsmitglieder beschlossen, dass die Projektbesitzenden strenge Regeln einhalten müssen. Diese müssen das Lokalgebiet einbeziehen, um so die lokalen Werte zu behüten.  

Eine Mini-Ausgabe des Flächennutzungsplans ist hier zu sehen: „Kommuneplan 2023-2035 – Kort fortalt“ 

31 Politikerinnen und Politiker im großen Stadtratssaal Foto: Ilse Marie Jacobsen
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