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Steen erste Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein

Steen erste Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein

Steen erste Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein

dpa
Rendsburg (dpa/lno) -
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Kirsten Fehrs (l-r), Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Pastorin Nora Steen, theologische Leiterin des Christian Jensen Kollegs in Breklum (CJK) und neu gewälte Bischöfin für den Sprengel Schleswig und Holstein. Foto: Georg Wendt/dpa

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Dem Sprengel Schleswig und Holstein steht erstmals eine Frau vor: Die Landessynode wählte am Samstag Pastorin Nora Steen im dritten Wahlgang zur Bischöfin. Sie folgt damit auf Gothart Magaard - und setzte sich gegen dessen Bruder durch.

Nora Steen ist erste Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche. Die Landessynode der Nordkirche wählte die 46-Jährige am Samstag in Rendsburg im dritten Wahlgang. Amtsinhaber Gothart Magaard geht am 1. November in den Ruhestand. Steen bedankte sich nach ihrer Wahl für das Vertrauen. «Ich freue mich auf viele gute und auch fröhliche und heitere Momente, weil unsere Kirche das wert ist und weil die Menschen uns brauchen.»

Steen erhielt bei ihrer Wahl 106 Stimmen. Es gab neben 24 Enthaltungen eine ungültige Stimme. In den beiden ersten Wahlgängen hatten weder die theologische Leiterin des Christian Jensen Kollegs in Breklum noch der zweite Bewerber Friedemann Magaard (58), Gemeindepastor in Husum, die notwendige Mehrheit von 79 Stimmen erreicht. Die Landessynode hat 156 Mitglieder. Magaard ist der jüngere Bruder des Amtsinhabers.

Im ersten Wahlgang hatte Steen 71 und im zweiten 76 Stimmen erhalten. Magaard kam zunächst auf 56, dann auf 53 Stimmen. Daraufhin kündigte er an, zum notwendigen dritten Wahlgang nicht mehr anzutreten. Magaard wünschte Steen Mut und helle Energie. Zum Ausgang der Wahl sagte er: «Dienstlich klingt es - Frau Präses - ein bisschen nach Freispruch.»

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt gratulierte Steen zur Wahl. «Mit ihren langjährigen und vielfältigen Leitungserfahrungen sowie ihrer hohen theologischen und medialen Kompetenz ist sie bestens vorbereitet für die Aufgaben in einem leitenden geistlichen Amt unserer Nordkirche.» Sie sei sich sicher, dass Steen mit ihrer freundlichen, offenen und klar kommunizierenden Haltung insbesondere die Menschen im Sprengel emphatisch begleiten und mit ihnen gemeinsam innovative Lösungen für gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen suchen und finden werde. Sie dankte Magaard für seine Kandidatur. Die Landessynode habe die Wahl zwischen zwei jeweils hervorragend geeigneten Personen gehabt.

Die Wahl zwischen Magaard und Steen galt nicht als inhaltliche Richtungsentscheidung. Präses Ulrike Hillmann freute sich über die erste Wahl einer Bischöfin im Sprengel. «Sie steht für die jüngere Generation in unserer Kirche, spricht deren Sprache in der Verkündigung.» Frische Ideen für die Zukunft der Kirche paarten sich mit vielen Erfahrungen aus anderen Kirchen im In- und Ausland und der Zuneigung zu Schleswig-Holstein nach mehrjähriger Arbeit in der Leitung des Christian-Jensen-Kollegs.

Steen hatte in ihrer Bewerbungsrede vor den Synodalen betont, die Kirche werde in der Gesellschaft gebraucht. «In diesen Krisenzeiten nötiger denn je.» Sie betonte: «Für diese Kirche brennt mein Herz.» Jeder solle in der Kirche einen sicheren Ort finden. Strukturen der Kirche trügen aber nicht mehr überall. Pastoren, Ehrenamtliche seien überlastet, erschöpft. Vielen fehle ein Kompass, wohin die Reise der Kirche gehe. «Je unsicherer die Zeiten werden, desto mehr wackelt die Demokratie.»

Der Mitgliederschwund sei laut Studien nicht aufzuhalten, sagte Steen. «Vieles müssen wir neu lernen.» Der Markenkern, die Botschaft der Kirche, werde in Familien nicht mehr tradiert. Sie zählte als eine der eigenen Stärken die Fähigkeit auf, auch ungemütliche Themen anzusprechen, notfalls gegen Widerstände. Menschen wünschten sich keine pastoral glatte Fassade.

Magaard sagte bei seiner Bewerbung, «mein Vater hat mich mit einer tiefen Friedenssehnsucht geprägt». Er habe ein Verständnis von einer politischen Kirche, die sich einmische. Eine Reaktion zum Erstarken der AfD bei der Kommunalwahl in Schleswig-Holstein im Mai habe er vermisst. Er sei Kandidat nicht wegen seines Bruders, sondern wegen seiner Erfahrung gewesen. «Die kommenden zehn Jahre werden hart werden.» Die Kirche werde zwar aus weniger Menschen bestehen, diese könnten aber mehr Kirche sein.

Der Sprengel Schleswig und Holstein ist mit gut 868.500 evangelischer Christinnen und Christen der größte in der Nordkirche. Bischofssitz ist Schleswig.

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