Kieler Woche

Sommer, Sonne, Segelwonne: Kieler-Woche-Finale auch schattig

Sommer, Sonne, Segelwonne: Kieler-Woche-Finale auch schattig

Sommer, Sonne, Segelwonne: Kieler-Woche-Finale auch schattig

dpa
Kiel (dpa) –
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Das Feld der 420er segelt unter Spinnaker auf den Kieler Förde. Foto: Sascha Klahn/dpa

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Die weltgrößte Segel-Woche geht mit fünf deutschen Siegen in den internationalen Klassen zu Ende. Es bleiben traumhaft schöne Bilder vom Förde-Festival unter Segeln, aber auch Herausforderungen.

Bunte Segel am Horizont, spannender Regattasport auf dem Wasser und viel Partyspaß im Olympiazentrum Kiel-Schilksee: Die 129. Kieler Woche ging am Sonntag mit den letzten Wettfahrten in den internationalen Bootsklassen und weiteren fünf deutschen Klassensiegen zu Ende. Über neun Tage machten knapp 3000 Aktive aus 51 Nationen in 282 Wettfahrten die weltgrößte Segelwoche wieder einmal zu einem Fest auf der Förde. 

Das durchweg sommerliche Wetter sorgte trotz vieler Rennverschiebungen in die Abendstunden und Ausfälle für beste Sommerlaune bei den Aktiven und mehr als 100 000 Besuchern in Kiel-Schilksee. Gleichzeitig war in der deutschen Herzkammer des Segelsports aber auch nicht zu übersehen, dass die Kieler Woche 141 Jahre nach ihrer Premiere 1882 nicht an ihre Glanzzeiten mit mehr als 4000 Seglern und Seglerinnen anknüpfen konnte.

Auch qualitativ war der Aderlass vor allem in der olympischen Halbzeit offensichtlich. Der Kurs der internationalen Stars des Segelsports führte in diesem Jahr an der weltgrößten Segelwoche im deutschen Norden vorbei. Allein die deutsche Segel-Nationalmannschaft mit ihren Weltmeistern und olympischen Hoffnungsträgern sorgte bei drei Kieler-Woche Siegen in den olympischen Klassen für packenden Segelsport. 

Die Gründe dafür, dass europäische Klassiker wie die Trofeo Princesa Sofía im Frühjahr vor Mallorca der Kieler Woche mit fast 1000 Aktiven im olympischen Bereich den Rang ablaufen, sind vielfältig. Überschneidungen mit Trainingsfenstern in den Revieren für die olympische Testregatta im Juli vor Marseille und für die WM aller olympischen Segeldisziplinen im August in Den Haag hielten viele Top-Akteure von Kiel fern.

Die vom früheren kanadischen Weltseglerverbands-Präsidenten Paul Henderson als «Mutter und Vater aller Segelwochen» bezeichnete Kieler Woche liegt mit ihrem Juni-Termin zu nah an den Saisonhöhepunkten im vorolympischen Jahr. Auch die durch starke Personalwechsel und schwache Präsenz des Weltseglerverbandes World Sailing verursachte Implosion des Weltcups, dessen Finale für Kiel geplant war, entfiel und machte den Organisatoren in Kiel die Arbeit schwer. 

Ihrer Linie, keine russischen und belarussischen Sportler zuzulassen, blieben die Kieler-Woche-Veranstalter treu. Sportchef Dirk Ramhorst sagte: «Wir haben das in Verbindung mit dem DOSB und dem DSV entschieden. World Sailing hat das unter chinesischer Führung nicht getan.» Eine Wiederaufnahme des Dialogs mit World Sailing sei, so Ramhorst, für die Zeit nach der WM in Den Haag vereinbart. 

Dass finanzielle Anreize für die selten aus dem Vollen schöpfenden Olympia-Segler geschaffen werden müssen, glaubt Dirk Ramhorst nicht: «Mit Preisgeld lässt sich nicht alles lösen. Im Ocean Race gibt es auch keins. Klar ist, dass die diesjährigen Zahlen nicht unserem Anspruch entsprechen. Wir müssen noch intensiver mit den Klassenvereinigungen und Sportlern und Sportlerinnen reden.»

Die letzten internationalen Siege holten am Sonntag für den DSV Contender-Weltmeister Max Billerbeck aus Bokholt-Hanredder, die FD-Weltmeister Kay-Uwe Lüdtke/Kai Schäfers aus Berlin, die J/24-Crew um Fritz Meyer aus Hamburg, Levian Büscher aus Düsseldorf im Ilca 4 und Paul Ulrich vom Zwischenahner Segelclub im Ilca 6.

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