Betreuung

Kindergartenleben zwischen Normalität und Schutzmaßnahmen

Kindergartenleben zwischen Normalität und Schutzmaßnahmen

Kindergartenleben zwischen Normalität und Schutzmaßnahmen

Tondern/Tønder
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Händewaschen für Filmaufnahmen im Kindergarten Jeising Ende Januar 2020. Damals ahnte noch niemand, welche Rolle das Händewaschen ab Mitte März für Groß und Klein spielen würde. Archivfoto Foto: Jane Rahbek Ohlsen

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In den drei deutschen Einrichtungen in der Kommune Tondern gibt es auch während des Shutdowns nahezu volles Haus. Das morgendliche Abschiednehmen findet neuerdings unter freiem Himmel statt.

In den drei deutschen Kindergärten der Kommune Tondern entfaltet sich auch während des von der dänischen Regierung verhängten coronabedingten Shutdowns ein buntes Leben.

Die Aufforderung der Landespolitik, Kinder im Kindergartenalter weitgehend zu Hause zu betreuen, bedeutet nicht, dass die Kindertagesstätten nahezu leer gefegt sind.

Es gibt einige Kinder, die zu Hause sind, die meisten kommen aber.

Ute Zander, Gesamtleiterin

„Es gibt einige Kinder, die zu Hause sind, die meisten kommen aber“, berichtet Ute Zander, Gesamtleiterin der Deutschen Kindertagesstätten und Clubs in der Kommune Tondern (DKCT), mit Blick auf die aktuelle Lage in den Kindergärten in Tondern, Lügumkloster (Løgumkloster) und Jeising (Jejsing).

„Ich denke ganz sicher, dass dies damit zu tun hat, dass die Eltern arbeiten müssen. Die wenigsten können sich erlauben, so lange zu Hause zu bleiben, und es gibt ja auch nicht endlos Urlaub“, so die Gesamtleiterin.

In den zwei Clubs (Schulfreizeitordnungen) in Lügumkloster und Tondern sehe die Situation jedoch anders aus, da die dortige Notbetreuung von weit weniger Kindern als üblich genutzt wird.

Im April 2020 waren die Jungen und Mädchen in kleinen Gruppen auf mehrere Adressen verteilt. Dazu gehörte das Schützenhaus in Tondern. (Archivfoto) Foto: Monika Thomsen

DKCT mit 170 Kindern

Unter den Dächern des DKCT werden 90 Mädchen und Jungen in den Schulfreizeitordnungen, 69 Kindergartenkinder und 21 Kleinkinder betreut.

Die Hände der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Clubs können derzeit jedoch sehr gut in den Kindergärten gebraucht werden, wie Ute Zander berichtet.

„Um die Ansteckung unter Eltern und Mitarbeitern zu vermeiden, gibt es neuerdings die dringliche Empfehlung, dass die Kinder draußen in Empfang genommen und abgeholt werden“, so Ute Zander.

Wenn es klingelt

Tragen die Eltern schon seit einigen Monaten beim Bringen und Abholen Mund-Nasen-Schutz, wird nun seit Montag der morgendliche Abschied unter freiem Himmel praktiziert.

„Das erfordert besonders in Lügumkloster und Tondern wegen der Größe der Einrichtungen mehr Personal“, so Ute Zander.

Während in Jeising eine Klingel zur Ausstattung gehört, können die Eltern nun auch in Tondern und Lügumkloster per Klingeldruck ihre Ankunft melden.

Ute Zander in ihrem Büro im ersten Stock im Kindergarten in Jeising Foto: Jane Rahbek Ohlsen

„Bisher waren die Eltern immer nur einzeln in der Garderobe, und wir achten weiterhin zum Beispiel in Tondern darauf, dass verschiedene Eingänge genutzt werden.“

„Es läuft viel besser als erwartet"

„Ich habe die Mitarbeiter gefragt, und es läuft viel besser als erwartet“, berichtet Ute Zander nach der ersten Woche mit der neuen Abschiedszeremonie.

„In unseren Einrichtungen läuft es ja gut, und es gibt keine schlechte Stimmung, obgleich alle Mitarbeiter und Eltern der Corona-Situation müde sind“, sagt die Gesamtleiterin.

Der DKCT hat bisher die Covid-19-Infektion auf Abstand halten können. Vor einigen Wochen gab es in Tondern eine infizierte Mitarbeiterin, sie war aber im Vorfeld nicht im Kindergarten gewesen.

Ende Januar 2020 sah die Welt ohne Ccorona in den drei Einrichtungen noch ganz anders aus. Zu dem Zeitpunkt liefen dort professionelle Filmaufnahmen für die neue Homepage.

Mehr an der frischen Luft

Waren die Kids und die Erwachsenen bereits vorher viel an der frischen Luft, so wurde dabei noch ein Zahn zugelegt. „Wie sind jetzt noch viel mehr draußen“, so Ute Zander.

Auf dem Außengelände in Tondern bahnt sich der Bau von zwei oder drei Überdachungen an, damit es entsprechend wie in Jeising, ungeachtet des Wetters Sitzmöglichkeiten im Freien gibt.

Auch das korrekte Händewaschen und die Desinfektion spielen im Januar 2021 im Kindergartenalltag im Verhältnis zu der Zeit vor März 2020 eine ganz andere Rolle.

Auch in Lügumkloster halten sich die Kinder mehr im Freien auf. (Archiv) Foto: Monika Thomsen

Zudem wird verstärkt sauber gemacht.

„Es gibt umgerechnet pro Kind eine bestimmte Anzahl Minuten für das Desinfizieren. In Tondern zum Beispiel kommt die Reinigungskraft zusätzlich einmal am Tag, während die Aufgabe in den anderen Einrichtungen vom Personal ausgeführt wird“, berichtet Ute Zander.  

Coronabedingt gebe es auch besonders im Bereich der Vertretungskräfte Herausforderungen. „Sie dürfen nur an einer Stelle arbeiten und nicht am selben Tag zwischen verschiedenen Einrichtungen wechseln“, so  Zander.

Dezimierte Auswahl an Spielsachen

Es finden auch keine physischen Treffen zwischen den Teams der verschiedenen Einrichtungen statt, sondern die Sitzungen würden online laufen.

Beim Spagat zwischen der Normalität und den Schutzmaßnahmen tut sich im Bereich des Spielzeugs ein Manko auf.

 „Wir erleben es nach wie vor als schwierig, dass die Kinder nur sehr wenig Spielzeug haben, da fehlt die Vielfalt“, so Ute Zander, obgleich die Spielsachen zwischendurch ausgetauscht würden.

Im Kindergarten in Jeising musste eine Klingel nicht erst angeschafft werden. Foto: Monika Thomsen

Alltag spiegelt sich spielerisch wider

Es bleibt nicht aus, dass sich der „neue“ Kindergartenalltag auch spielerisch widerspiegelt.

So weiß „Der Nordschleswiger“ von einem Beispiel mit einer Vierjährigen, die zu Hause „Kindergarten“ spielte, und ihr Spielzeug reichlich mit Desinfektionsmittel „putzte“.

Da die Kleine ganze Arbeit geleistet hatte, wanderten die Sachen nachfolgend unter die Dusche.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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