Kommunalwahl 2021

Glaubwürdigkeit als wichtigstes Werkzeug

Glaubwürdigkeit als wichtigstes Werkzeug

Glaubwürdigkeit als wichtigstes Werkzeug

Seewang/Søvang
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Jørgen Popp Petersen ist seit mehr als 30 Jahren selbstständiger Landwirt. Foto: Jane R. Ohlsen

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SP-Stadtratspolitiker Jørgen Popp Petersen ist bereit für das Amt als Bürgermeister. Der 58-jährige Halbmarathon-Läufer setzt sich für mehr Unabhängigkeit im Bereich des Arbeitsmarktes ein. Ein gutes politisches Klima spielt eine wesentliche Rolle.

Kurs auf seine vierte Periode im Kommunalrat in Tondern nimmt der Spitzenkandidat der Schleswigschen Partei, Jørgen Popp Petersen aus Seewang. Dabei macht er keinen Bogen um das Amt als Kapitän des Schiffes, das sich Kommune Tondern nennt.

Mit dem politischen Pflaster hat er jedoch schon Jahre vorher Bekanntschaft geschlossen, da er bereits 1997 für die SP in Lügumkloster (Løgumkloster) kandidierte.

Damals schaffte er zwar nicht den Sprung in den Stadtrat, erzielte jedoch auf Anhieb eine beachtliche Zahl von Stimmen.

Politische Kultur im Fokus

Mit im Rucksack hat der 58-jährige Politiker, der das Vermitteln von Zusammenarbeit und das Finden von Kompromissen zu seinen Stärken zählt, außer Erfahrung auch Neugier.

Höchste Priorität hat für ihn ein gutes politisches Klima.

Es ist kein Geheimnis, dass es damit im Stadtratsrund nicht zum Besten bestellt ist.
Als der Zoff bei Venstre voll entflammte, kam es zur Spaltung.

Seitdem gibt es eine Venstre-Fraktion, und Bürgermeister Henrik Frandsen bildete mit Gefolgsleuten Tønder Listen.

Noch gibt es einige Wahlplakate in Reserve. Bald müssen sie aber wieder heruntergeholt werden. Foto: Jane R. Ohlsen

Vertrauensgrundlage fehlt

„Die politische Kultur ist das wichtigste. Derzeit mangelt es an gegenseitigem Vertrauen und das macht sehr viel kaputt. Das führt nirgendwo hin. Mit einem guten Klima kann man viel bewegen“, betonte Jørgen Popp Petersen auch auf dem Dialogtreffen der Schleswigschen Partei in Osterhoist am Donnerstagabend.

Engagiert hat sich der 58-Jährige, der sich nicht mit der Rolle als Zuschauer begnügt, seit vielen Jahren.

Ich bin noch nie irgendwo abgewählt worden. Ich denke, das sagt auch etwas aus.

Jørgen Popp Petersen, SP-Stadtratpolitiker

„Wenn man nur rumgeht und meckert, das bringt nichts. Man muss sich einbringen.  Und dann ist es mit der Zeit eine Antriebsfeder, wenn man von verschiedenen Stellen Rückendeckung erfährt. Dann ist es einem nicht egal, wenn man spürt, dass es gewisse Erwartungen gibt“, berichtet Jørgen Popp Petersen beim Ortstermin in Seewang.

Langjährige Erfahrung

Sein Elternhof bildet seit 1988 den Lebensmittelpunkt für ihn und seine Frau Elsbeth. In dem Vier-Mädel-Haus wuchsen auch die erwachsenen Töchter Didde, Thea, Anna und Lene heran. Mittlerweile ist die Familie auch um Enkeltochter Selma angewachsen.

Außer im politischen Metier ist Popp in Verbänden aktiv gewesen. So stand er bis 2021 zwei Jahrzehnte an der Spitze des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig.

18 Jahre lang wirkte er als Vorsitzender von „Sønderjysk Landbrugsråd“. Außerdem engagiert sich der frühere Vorsitzende des Sportvereins SG West als ehrenamtlicher „A“-Leiter beim Tønder Festival.

„Ich bin noch nie irgendwo abgewählt worden. Ich denke, das sagt auch etwas aus“, so Popp Petersen, der am liebsten Brottorte isst.

Politische Ergebnisse

Zur Frage, was für ihn das Wichtigste im politischen Geschäft ist, kommt es wie aus der Pistole geschossen: „Glaubwürdigkeit.“

„Für mich geht es darum, einen Weg für politische Ergebnisse zu finden, anstelle auf Taktik zu fokussieren und anderen ein Bein zu stellen“, so der SP-Politiker, der in dieser Legislaturperiode einen Sitz im Finanzausschuss hat.

Von 2014 bis Ende 2017 war er Vorsitzender des Kultur- und Freizeitausschusses. 2013 war er Vorsitzender des Arbeitsmarktausschusses.

Jørgen Popp Petersen ist in Sachen Kommunalpoltik ein erfahrener Hase, da er seit zwölf Jahren mitmischt. Foto: Jane R. Ohlsen

Position nicht entscheidend

„Konkret haben meine sehr gute Kollegin Louise und ich sehr viel darüber gesprochen, dass wir an unserer Linie festhalten und nicht davon abweichen, um irgendeinen Posten zu erreichen. Einfluss kann man enorm viel bekommen, egal in welcher Position“, so Popp.

„Wenn man eine Arbeit leistet und Argumente hat, dann ist es möglich“, sagt der Ferkelzüchter. Als Beispiel führt er den Tourismus an.

Dort stand die SP allein auf weiter Flur, als sie sich von Anfang an für eine Nordschleswig-Allianz einsetzte. Lange wurde mit den anderen Westküstenkommunen geliebäugelt.

„Es erfordert Geduld und Arbeit, um den richtigen Weg zu finden. In diesem Fall waren es zwei Jahre. Wenn es gelingt, löst es Zufriedenheit aus. Wenn man nichts tut, bewegt man jedenfalls nichts“, so Popp Petersen.

Die Chance nutzen

Der Titel als Bürgermeisterkandidat ist für ihn nicht neu. Neu ist aber in diesem Wahlkampf, dass er in den landesweiten Medien und auch von einigen Persönlichkeiten offiziell für dieses Amt „gehandelt“ wird.

Er hat keinen Zweifel dran gelassen, dass er für die Aufgabe bereit ist.

„Wenn es sich nun dermaßen entwickelt, dass sich die Chance bietet, dann weder können noch dürfen wir diese verstreichen lassen“, sagt er.

Auch dabei ist ihm wichtig: „Man muss sich selbst treu sein“, denkt er in einer abgewandelten Form an einen Spruch des früheren Stadtratsmitglieds in Lügumkloster (Løgumkloster), Andreas Roost, der inzwischen verstorben ist.

Auf dem Weg in die vierte Legislaturperiode Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Hoffnung auf das dritte Mandat

Und wie schaut es mit dem Wahlziel der SP aus?

„Wir hoffen, dass es uns gelingt, das dritte Mandat zu holen. Wir haben sehr viele positive Bemerkungen erhalten und sind ein sehr gutes Spitzenteam“, so Popp.

Der dritte SP-Stuhl im Stadtrat kippte vor vier Jahren, als Marit Jessen Rüdiger nicht wieder kandidierte und die Partei 381 Stimmen verlor und auf 1.240 Kreuzen für die Liste S landete.

Popp stand bis zu diesem Jahr zwei Jahrzehnte an der Spitze des Landwirtschaftlichen Hauptvereins. Foto: Jane R. Ohlsen

Mehr Bewegungsfreiheit angestrebt

Der Fraktionsvorsitzende setzt sich dafür ein, dass die Kommune Tondern im Bereich des Arbeitsmarktes den Status als Freikommune (Frikommune) beantragt und somit die strammen staatlichen Fesseln in diesem Bereich etwas lockern kann, um mehr Bewegungsfreiheit zu erlangen.

„Der Anteil der Bevölkerung, der außerhalb des Arbeitsmarktes steht, ist in der Kommune Tondern verhältnismäßig hoch. Als Freikommune in diesem Bereich könnten wir mehr erreichen.“

 „Wir haben 600 bis 700 Jugendliche, die Sozialhilfe empfangen. Das heißt, sie werden nicht bei der Arbeitslosenquote mitgerechnet. Wir wissen, dass es kleinere Arbeitgeber gibt, die wegen viel Bürokratie bei den Beschäftigungsmaßnahmen den Rückwärtsgang einlegen. Da erhoffen wir uns mehr Möglichkeiten“, so Popp.

Neudenken erforderlich

Er ist sich bewusst, dass nicht alle in der Lage sind, arbeiten zu können. Es gebe viele junge Menschen mit Herausforderungen. Da müsse in manchen Fällen auch das soziale Erbe geknackt werden.

„In allen Bereichen wird händeringend nach Mitarbeitern gesucht. Wir haben viele Jahre ausländische Arbeitskräfte herangeholt. Es müsste eigentlich so sein, dass eine Gesellschaft selbst klarkommen kann“, meint Popp.

„Ich will den betroffenen Menschen nicht zu nahetreten. Ich denke mir aber, es könnte zum Beispiel möglich sein, Besuchsfreund zu sein. Dies könnte für beide Seiten gewinnbringend sein“, so Popp.

In Sachen Windenergie setzt sich die SP für Projekte ein, die in der Lokalbevölkerung verankert sind und die Rückendeckung genießen. Foto: Jane R. Ohlsen

„Ungeahnte Möglichkeiten"

Sein Herz schlägt auch für die spannende Entwicklung im Grenzland mit den Minderheiten nördlich und südlich der Grenze.

Für den Mann, der ein großes Netzwerk im Bereich von Politik, Kultur, Landwirtschaft und auch südlich der Grenze hat, birgt die Grenzregion ungeahnte Möglichkeiten.

„Da ist viel mehr machbar“, ist sich Popp im Bereich der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit beim Blick ins Amt Südtondern und dem Kreis Nordfriesland sicher.

Erlebnisprojekt mit Potenzial

Einen hohen Stellenwert genießt bei ihm auch das Projekt Zeppelin Tønder mit dem angestrebten Erlebnis- und Vermittlungscenter der Sonderklasse im Umfeld des Flugzeughangars. Dort zieht er als Vorsitzender des Lenkungsausschusses die Fäden.

Lässt der Endspurt im Wahlkampf weniger Zeit dafür, die Laufschuhe für sein Pensum von zehn Kilometern zu schnüren, so bleibt es spannend, mit wie vielen Stimmen Popp und Co. am Dienstag, 16. November, ins Ziel preschen.

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