Deutsche Bücherei

Buchtipp des Monats: Fesselnder Krimi von Robert Galbraith

Buchtipp des Monats: Fesselnder Krimi von Robert Galbraith

Buchtipp des Monats: Fesselnder Krimi von Robert Galbraith

Nordschleswig/Apenrade
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Auch Literatur kommt beim „Nordschleswiger“ nicht zu kurz (Symbolbild). Foto: Eliott Reyna/Unsplash

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In unserem neuen Format „Buchtipp des Monats“ widmen wir uns jeden Monat einem Buch, das die Expertinnen der deutschen Büchereien vorstellen. Der erste Tipp kommt von Silke Amthor. Sie empfiehlt einen Krimi, den sie regelrecht verschlungen hat.

„Der Nordschleswiger“ hat ein neues Format: Zukünftig wird an jedem letzten Sonnabend eines Monats eine Buchvorstellung erscheinen. Die Tipps kommen von den Mitarbeitenden des Verbandes der Deutschen Büchereien in Nordschleswig. Den Anfang macht Silke Amthor, Leitende Bibliothekarin in Apenrade, die allen Lesebegeisterten das Buch „Das strömende Grab“ von Robert Galbraith – Pseudonym von Harry-Potter-Mutter J. K. Rowling – besonders ans Herz legen will. Übersetzt wurde das im Oktober 2023 auf Deutsch erschienene Buch von Wulf Bergner, Christoph Göhler und Kristof Kurz.

Wenn man erst mal von dem Thema mitgerissen wurde, kann man das Buch nicht so schnell wieder aus der Hand legen.

Silke Amthor

 

Mit 1.300 Seiten ein echter Brocken

Sie selbst hat diesen Krimi regelrecht verschlungen: „Die Geschichte ist unglaublich gut erzählt und superspannend geschrieben. Ich hätte nicht gedacht, dass ich die 1.300 Seiten so schnell schaffe“, und fügt hinzu: „Wenn man erst mal von dem Thema mitgerissen wurde, kann man das Buch nicht so schnell wieder aus der Hand legen.“ Der siebte Band der Cormoran-Strike-Reihe ist zwar ein echter Brocken. „Man kann das Buch aber an einem Wochenende schaffen. Es ist so spannend und gut geschrieben“, findet die Bibliothekarin. Genau wie alle anderen Bände könne man auch dieses Buch für sich lesen, ohne die vorher erschienenen zu kennen.

Das strömende Grab von Robert Galbraith Foto: Privat

Düstere Machenschaften

Im Zentrum des Romans steht eine Sekte, die ihre Mitglieder rekrutiert und dabei vor nichts haltmacht. Die Mitglieder schirmen ihre „Opfer“ rigoros von der Außenwelt ab. In der Gemeinschaft leben die Mitglieder wie in einer Kommune zusammen, in der es allerdings hierarchische Strukturen gibt. Bei der Aufnahme werden den Rekrutierten alle persönlichen Gegenstände ­– natürlich auch das Mobiltelefon ­­– abgenommen. Den Menschen bleibt schlussendlich nicht einmal mehr die Möglichkeit, sich zeitlich zu orientieren.

Auch Strafen in Form von körperlichem und psychischem Missbrauch sind die „Gefangenen“ gezwungen über sich ergehen zu lassen. Amthor nennt das Einsperren in Kisten und den Kommunikationsentzung als Beispiele. „Das hat schon einen echten Gruseleffekt“, sagt die Tipp-Geberin.

Gänsehaut pur

Aber auch heftigere Geschehnisse wie gebilligte Vergewaltigungen, denen man sich nicht entziehen kann, passieren in dieser Sekte. Amthor spricht von ihrem eigenen Leseerleben: „Man bekommt bei diesen Schilderungen eine Gänsehaut.“

Die Leserin oder der Leser begleitet die Geschichte eines Vaters, der auf verschiedenen Wegen versucht, seinen Sohn aus den Fängen dieser skrupellosen Sekte zu befreien. Zwei weitere Söhne unterstützen ihn dabei. Leider erweist sich dieses Unterfangen vor allem deswegen als schwierig, weil die Sekte von sehr guten Rechtsanwälten vertreten wird und es sich als große Herausforderung erweist, die illegalen Machenschaften nachzuweisen.

Es ist ein geniale Plotkonstruktion. Die Autorin versteht es wirklich, die Spannung rauf- und runterzudrehen.

Silke Amthor

Aber mit den genannten, unlauteren Zuständen in der Sekte ist es noch nicht getan. „Wie es sich für einen Krimi gehört, gibt es auch eine Reihe ungeklärter Todesfälle, wodurch die ganze Handlung an Schnelligkeit gewinnt“, verrät die Krimiliebhaberin.

Vom Vater des verschwundenen jungen Mannes wird die Detektei Strike/Ellacott engagiert. Sie soll an Material gelangen, das die strafrechtliche Sekte belastet. Um vor Ort verdeckt ermitteln zu können, wird Robin Ellacott in die Gemeinschaft eingeschleust. Dort kommt sie im Laufe ihres Aufenthalts mit all den Torturen, denen die Anhängerinnen und Anhänger ausgeliefert sind, in Berührung. Schon bald merkt die Ermittlerin, wie auch sie indoktriniert wird und erlebt die Drohungen und Strafen am eigenen Leib. Sie wird Zeugin vom plötzlichen Verschwinden von Menschen und bekommt undurchsichtige Todesfälle mit.

Spannung ebbt nicht ab

Irgendwann kommt man Ellacott auf die Schliche, und das hat weitreichende Konsequenzen für sie. „Es ist ein geniale Plotkonstruktion. Die Autorin versteht es wirklich, die Spannung rauf- und runterzudrehen. Das passiert insbesondere dadurch, dass immer mal wieder Passagen kommen, die etwas ruhiger laufen oder auch mit Hilfe von Nebenschauplätzen, die andere Personen kurzfristig in den Fokus der Handlung rücken. So entsteht ein Lesefluss, der die Spannung aufrechterhält“, resümiert Amthor.

Die Autorin sei mit ihrer Erzählidee direkt am Puls der Zeit. „Dafür hat sie ein richtig gutes Händchen. Das konnte man auch in den vorherigen Büchern schon sehen.“ Sie sei gut darin, mit den Gefühlen und Strömungen der Zeit zu spielen und den Bezug zu aktuellen Themen herzustellen. „Alles kommt in ihren Büchern zum Tragen. Die allgemeine weltpolitische Situation, aber auch Themen wie Hunger und Gewalt sind Gegenstand ihrer Auseinandersetzungen“, erzählt Amthor.
In dem aktuellen Buch, das in der Gegenwart spielt, würde besonders die heutige Unsicherheit der Menschen deutlich, schließlich haben die Rekrutierenden bei solchen Charakteren leichtes Spiel, die die gegenwärtige weltpolitische Situation mit Sorge betrachten und einen Halt suchen. Die Strukturen dieser „Kirche“ versprechen ihnen das.

Neben dem Buch empfiehlt die Bibliothekarin auch die akustische Version. „Der Sprecher ist Dietmar Wunder. Ich selbst höre mir das Hörbuch gerade noch mal an, weil es auch spannend ist, das Ganze noch mal vorgelesen zu bekommen.“

Das Buch kann in der Deutschen Bücherei in Apenrade in Druck und als Hörbuch ausgeliehen werden.

 

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