Sønderjysk Elitesport

„Eine Ära geht bei Sønderjysk Elitesport zu Ende“

Eine Ära geht bei Sønderjysk Elitesport zu Ende

Eine Ära geht bei Sønderjysk Elitesport zu Ende

Apenrade/Aabenraa
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SønderjyskE-Direktor Klaus Rasmussen teilt sich mit Mario Simioni die Sportchef-Aufgaben. Foto: DN

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Klaus Rasmussen hat Sønderjysk Elitesport geprägt, wie kein anderer. Er hat aber nicht verhindern können, dass es langsam auseinander fällt. Sønderjysk Elitesport muss sich neu erfinden.

Sønderjysk Elitesport kann in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiern. Klaus Rasmussen ist von der ersten Stunde an dabei gewesen. Erst als Verkaufschef, ab Februar 2005 gemeinsam mit Henrik Sommer in der Direktion, ab 2011 allein in der Führungsetage.

Keiner hat das nordschleswigsche Leistungssportprojekt so geprägt wie Klaus Rasmussen. Er ist fast zwei Jahrzehnte lang das Gesicht von SønderjyskE gewesen. Eine Ära geht daher zu Ende, wenn er seinen Posten verlässt und den Stab an Henrik Jepsen weitergibt.

Davon konnte man vor 20 Jahren nur träumen

Leistungssport war vor zwei Jahrzehnten in unserem Landesteil ein Fremdwort, die Kultur dafür war schlichtweg nicht vorhanden. Das hat sich geändert. Unter der Führung von Klaus Rasmussen wurde SønderjyskE im Fußball, Handball und Eishockey zu einer Marke, die landesweit hohe Anerkennung fand.  

Alle Sportarten spielten schon in Europa, zwei davon holten nationale Titel, eine davon sogar einen internationalen. Davon konnte man vor 20 Jahren, als der gemeinsame Weg eingeschlagen wurde, nur träumen.

Klaus Rasmussen ist in hohem Maße ein Verfechter des Gedankens, die Kräfte zu bündeln, die großen Sportarten und die größten Städte des Landesteils unter einen Hut zu bringen. Und es wird ihm mehr als wehgetan haben, mitanzusehen, wie Sønderjysk Elitesport in den vergangenen vier Jahren immer mehr auseinander gefallen ist.

Der Ausstieg der Fußballer war die erste Enttäuschung, die bevorstehende Trennung von den Handballern die nächste. Es bröckelt. Zwei der vier Standbeine sind weg. 

Signale übersehen

Der scheidende Direktor muss sich dabei den Vorwurf gefallen lassen, Signale übersehen zu haben und den Zeitpunkt für Änderungen in seiner Organisation und ein neues SønderjyskE verpasst zu haben.

Der Austritt der Fußballer war nicht zu vermeiden. Es fehlte schlichtweg die Kapitalgrundlage. Die Trennung von den Handballern erscheint vermeidbarer und schwächt Sønderjysk Elitesport noch mehr.

Es ist kein Geheimnis, dass die Handballer aus Sonderburg sich jahrelang vernachlässigt gefühlt haben. Hier ist man der Ansicht, dass der Direktor in Sonderburg (Sønderborg) zu wenig präsent gewesen ist, das Eishockey zu viel Fokus geraubt hat und man unter dem SønderjyskE-Schirm zu wenig für sein Geld bekommen hat. Angeblich zwischen drei und vier Millionen Kronen jährlich zahlt man aus Sonderburg in die Gemeinschaftskasse.

Erste Risse zwischen Sonderburg und dem Hauptquartier in Woyens (Vojens) gab es schon vor einigen Jahren. Klaus Rasmussen war ein Gegner der Entlassungen von Cheftrainer Jan Pytlick und Sportdirektor Simon Lindhardt und zog sich aus dem Vorstand von Sønderjyske Herrehåndbold zurück, wo man im Mai 2023 in Kim Poulsen auch einen neuen Direktor fand.

Bis zur Grenze der Belastbarkeit

Über die Richtung und über die Entscheidungen, die in der Führungsetage getroffen werden, kann man immer streiten. Unbestritten ist aber der Einsatz und die Leidenschaft, mit der Rasmussen an der Spitze von Sønderjysk Elitesport gestanden hat. 

Der Wunsch, nach zwei Jahrzehnten kürzertreten zu wollen, ist verständlich. Klaus Rasmussen hat quasi rund um die Uhr für SønderjyskE geschuftet, bis zur Grenze der Belastbarkeit und manchmal auch darüber hinaus. Er hat auf der Kommandobrücke oft allein gestanden und hat zu viele Schlachten allein auskämpfen müssen. Da wäre mehr Unterstützung aus seinem Umfeld, nicht zuletzt vom Vorstand wünschenswert gewesen. Das Geld war immer knapp, und die Verteilung der Gelder ein ewiger Streitpunkt zwischen den Beteiligten, die ihre Eigeninteressen gewahrt haben.

SønderjyskE gelebt

Klaus Rasmussen hat nicht verhindern können, dass Sønderjysk Elitesport immer mehr auseinander fällt. Das ändert aber nichts daran, dass er ein guter Mann für SønderjyskE und für den Sport im Landesteil gewesen ist. Ein sehr guter sogar. 

Er hat SønderjyskE gelebt und wird es auch weiter tun, nur in einer anderen Funktion im Eishockey, seiner großen Leidenschaft.

Sønderjysk Elitesport muss sich derweil neu erfinden. Man darf gespannt sein, was die Zukunft bringt und ob es überhaupt eine gemeinsame Zukunft gibt.

 

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