Deutsche Minderheit

Büchereiszene in Sonderburg: „Zeigen, dass wir ein Teil von Dänemark sind“

Büchereiszene in Sonderburg: „Zeigen, dass wir ein Teil von Dänemark sind“

Büchereiszene: „Zeigen, dass wir ein Teil von Dänemark sind“

Sonderburg/Sønderborg
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Claudia Knauer und Jens Henriksen erklärten den Zuhörerinnen und Zuhörern, worauf die Büchereien der beiden Minderheiten setzen. Foto: Karin Riggelsen

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Deutsche Büchereien in Dänemark? Im Multikulturhaus am Sonderburger Hafen fand am Freitag ein erstes Spitzentreffen der Bibliotheken in Nordschleswig statt, bei dem auch die deutsche Bücherei mitwirkte. Eine Zuhörende aus Varde weiß nun, wo sich die Kommune Hilfe für deutsche Zuzüglerinnen und Zuzügler holen kann.

Es war eine Premiere in Sonderburg: Beim ersten dänischen bibliothekspolitischen Spitzentreffen in Nordschleswig erhielt die Büchereiwelt aus dem ganzen Königreich zwei Tage lang viele neue Impulse. 400 Personen holten sich im Multikulturhaus Informationen zu vielen verschiedenen Themen: ob Lesekrise, Trendspotter, Zukunftserwartungen der Jugendlichen, Stadtplanung oder auch Krisenmanagement in den Büchereien. 

Am Rande der Veranstaltung erhielt die Autorin Mathilde Walter Clark im Veranstaltungszentrum Sergenten den diesjährigen Leser-Preis des dänischen Bibliotheksvereins. In ihrem Buch „Det blinde øje" (Das blinde Auge) beschreibt sie die vom Folketing beschlossene Abschaffung der gesamten Nerz-Produktion in Dänemark.

 

Die Büchereileiter und das Publikum Foto: Karin Riggelsen

In der deutschen Bücherei im ersten Stock des großen Multikulturhauses konnten die Teilnehmenden sich am Freitagvormittag Informationen über die deutsche Minderheit in Dänemark und die dänische Minderheit in Flensburg (Flensborg) holen. 

Ein interessanter Einblick

Auf lockere und sehr unterhaltsame Weise überbrachten die Büchereidirektorin des Verbands Deutscher Büchereien in Nordschleswig, Claudia Knauer, und ihr dänisches Pendant in Flensburg, Leiter Jens Henriksen vom der dänischen Zentralbibliothek, den Zuhörenden einen interessanten Einblick in die Verhältnisse nördlich und südlich der Grenze. Sie sprachen die Minderheiten-Identität und nicht zuletzt auch die Sprachen an.

Wir zeigen, dass wir ein Teil von Dänemark sind. Aber wir haben unsere eigene Sprache und Kultur. 

Claudia Knauer

Wo die dänische Minderheit besonders im Königreich Dänemark auf sich aufmerksam macht, liegt der deutschen Minderheit etwas anderes am Herzen. „Wir zeigen, dass wir ein Teil von Dänemark sind. Aber wir haben unsere eigene Sprache und Kultur“, so Claudia Knauer. Das große Deutschland verfüge entlang der Grenzen über mehrere Minderheiten.

„Es hat Generationen gedauert, bis wir dorthin gelangten“

„Wir wollen in Dänemark zeigen, dass es eine dänische Minderheit gibt“, so Jens Henriksen. Der Weg vom brutalen Krieg zum friedlichen Beisammensein sei lang und mühsam gewesen. 

„Es hat Generationen gedauert, bis wir dorthin gelangten“, so Claudia Knauer. Ob deutsch oder dänisch – in beiden Sprachen werden verschiedene Ausdrücke direkt übersetzt, worüber die beiden Redner selbst lächeln mussten. Wer mit zwei Sprachen aufwächst, hat mehr Möglichkeiten.

Ein aufmerksamer Zuhörer Foto: Karin Riggelsen

„Ich erzähle den dänischen Folketingsmitgliedern immer wieder, dass der dänische Staat an der dänischen Minderheit verdient. Die jungen Leute studieren in Dänemark und bleiben dann hier. Viele Unternehmen brauchen Mitarbeiter, die beide Sprachen können“, so Jens Henriksen. „Ja, unsere Schüler können etwas, was die anderen nicht können“, pflichtete ihm Claudia Knauer bei. 

Die deutschen Büchereien in Nordschleswig erhalten Gelder vom dänischen Staat: „Deshalb müssen wir ihnen ja auch wieder etwas zurückgeben. Wir vermitteln den Dänen die deutsche Sprache und die Kultur.“

Hilfe für deutsche Zuzügler-Familien

Bei der anschließenden Fragestunde meldete sich unter anderem eine Frau aus Varde zu Wort. Auch in Varde gibt es Zuzügler-Familien aus Deutschland, die dort aber nicht über so viele deutsche Institutionen wie in Nordschleswig verfügen. Deutsche Bücher gibt es auch nicht: „Dabei wollen sie sich bei uns natürlich auch gern wie zu Hause fühlen“, meinte Karoline Klaksvig. Sie ist seit September 2021 die Leiterin der Abteilung Personal, Entwicklung und Kommunikation in der Kommune Varde.

Claudia Knauer Foto: Karin Riggelsen

Karoline Klaksvig darf sich gern an die Büchereizentrale in Apenrade wenden, versprach ihr Claudia Knauer: „Wir helfen, wo wir können. So haben wir unter anderem ganze Büchersendungen nach Fanø geschickt, die dort gern den deutschen Urlaubern etwas bieten wollten.“ So kann gerade die Sprache auch zu einer Grenze werden. 

Die Zugezogenen wundern sich nicht zuletzt auch über die digitale Welt, so Karoline Klaksvig. Auch dort kann die deutsche Büchereizentrale eine Hilfe anbieten. „Wir haben tüchtige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die digital über die digitale Welt unterrichten“, so Claudia Knauer. 

Sie überreichte Klaksvig anschließend eine Willkommens-Tasche, die alle Info-Hefte der deutschen Minderheit und auch einige Geschenke enthält. „Wir können uns ja in Apenrade in der Bücherei treffen“, schlugen Claudia Knauer und der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Büchereien in Nordschleswig, Peter Asmussen, der Direktorin aus Varde vor.

Links der Bus der deutschen Büchereien in Nordschleswig und rechts der reich verzierte Bus der dänischen Bücherei. Foto: Karin Riggelsen
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