Mischkultur

Wo Möhren und Malven Kraut an Kraut sprießen

Wo Möhren und Malven Kraut an Kraut sprießen

Wo Möhren und Malven Kraut an Kraut sprießen

Stemmilt/Stemmild
Zuletzt aktualisiert um:
Wenn Karin Petersen einen Strauß bindet mit dem, was in ihrem Garten wächst, gesellt sich schon mal Dill zu den Blumen. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der Gemüsegarten von Karin Petersen ist ein fröhlich-buntes Ensemble. Denn im Frühjahr hat sie die Samen von Blumen und Essbarem nah beieinander ausgesät. Der Plan: Es sollte daraus ein ästhetisches Ganzes entstehen. Und die Saat ging auf.

Roter Mohn blüht neben Salat. Zinnien und Gladiolen umrahmen die Bohnen, und Malven wachsen zwischen Möhren und Roter Bete. Im Gemüsegarten von Karin Petersen ist das alles so gewollt, denn durch die vielen Blumen ist er nicht nur ein Sattmacher, sondern auch ein Hingucker.

„Das Ernten ist bei mir nicht die Hauptsache“, erzählt die 63-Jährige, „die größte Freude habe ich daran, die Saat in die Erde zu tun und dann zu sehen, was daraus wächst.“ Bei diesem Werden will sie auf keinen Fall etwas verpassen. „Am nächsten Tag gehe ich schon rüber und gucke nach, ob was gekommen ist – das ist natürlich totaler Quatsch“, sagt sie lachend.

Abgeblühter Mohn und geschossener Salat bilden eine harmonische Einheit. Foto: Karin Riggelsen

Obwohl – der Natur ist schließlich einiges zuzutrauen. „Ich finde es faszinierend, dass so ein winzig kleines Samenkorn weiß, dass es sich etwa zu einer Mohnblume entwickeln soll. Das ist ein Wunder. So wie es ein Wunder ist, dass auch ein Mensch mehr oder weniger aus dem Nichts entsteht.“

Dass in Karin Petersens Gemüsegarten die Vielfalt floriert, hat sie – und hat sich – nach und nach entwickelt. Zunächst gab es nur Rasen und große Bäume auf dem Hof in Stemmilt, den sie und ihr Mann Christian vor etwa 30 Jahren gekauft haben. Seitdem betreiben sie dort eine biodynamische Landwirtschaft und Eierproduktion. „Wir haben gleich ein Gemüsebeet angelegt, und ich fand, an die freien Plätze konnte gut etwas Blumiges, Leuchtendes. Nach und nach habe ich dann so gesät, dass es farblich aufeinander abgestimmt ist. Kornblumen neben Porree zum Beispiel – das ergänzt sich wunderbar“, hat Karin Petersen festgestellt.

Wenn das Kartoffelkraut verwelkt, halten bunte Blumen die Stellung. Foto: Karin Riggelsen

Manchmal versucht sie auch, die Wuchshöhen der Pflanzen aufeinander abzustimmen. Klappt aber nicht immer. Denn auch hier macht die Natur, was sie will.

Ausprobieren ist ihre Devise und Leidenschaft.

„Ich gehe nicht wissenschaftlich da ran. Eines habe ich allerdings von meiner Schwiegermutter gelernt und setze es auch um: Pflanzt man Möhren und Zwiebeln zusammen, wirkt das auf natürliche Weise gegen die Wurzelfliege.“ Win-win im Gemüsebeet!

Roter Mohn hat sich zwischen den orange-leuchtenden Ringelblumen ausgesät. Foto: Karin Riggelsen

Als Gewinn erweist sich auch jedes Jahr wieder, dass die studierte Fremdsprachenkorrespondentin für Deutsch und Englisch und gelernte Bankkauffrau um das Kartoffelbeet herum Malven und Ringelblumen wachsen lässt. Denn: „Die Kartoffeln sehen ja nicht mehr so schön aus, wenn das Kraut verwelkt ist.“ Ihre Lieblingsfarben für Blumen sind Blau, Lila, Pink, Rosa und Weiß. „Aber je älter ich werde, desto mehr gefällt mir auch das Orange und Gelb der Ringelblumen – weil es so schön leuchtet.“ Wenn dann noch dunkelroter Mohn von ganz allein dazwischen Platz nimmt, ist es für Karin Petersen beinahe so, als würde die Natur ihr auch für diese Kombination den Blick öffnen wollen.

Hat viel Freude an dem, was in ihrem Garten so wächst: Karin Petersen. Foto: Karin Riggelsen

Ich finde es faszinierend, dass so ein winzig kleines Samenkorn weiß, dass es sich etwa zu einer Mohnblume entwickeln soll.

Karin Petersen

 

„Oft kommt etwas von außen in den Garten, und ich weiß nicht, woher. Finde ich es hübsch, darf es bleiben – auch wenn es Unkraut ist“, sagt die gebürtige Wolleruperin und Mutter dreier Kinder. Bleiben darf auch so mancher kleine Trieb zwischen Terrassensteinen ebenso wie die Tomatenpflanze, die sich in einem Kübel mit Rosen nun als eine Art Gesellschafterin für die Königin der Blumen entwickelt hat.

 

Im Gemüsegarten heißt Karin Petersen ein Eigenleben der Natur sehr willkommen. „Wenn der Salat in die Höhe schießt, ist das sooo hübsch – auch mit dem Dill und den Mohnblumen dazwischen. Und manches wächst mittlerweile so dicht zusammen, dass es schon Sträuße bildet – Natursträuße“, sagt sie strahlend.

 

Deko von draußen für drinnen

Karin Petersen genießt es beispielsweise auch, ihr Zuhause mit Blumen aus dem Garten zu dekorieren. Dann arrangiert sie einzelne Blütenstängel in kleinen Glasflaschen oder kombiniert etwa verschiedene Pflanzen – farbig Ton in Ton – in Schalen. Manche Menschen nennen das „rumpusseln“. „Zu meinem Mann habe ich schon gesagt, wenn ich das mal nicht mehr kann, dann musst du dir Sorgen machen.“

Sorgen müssen sich die Pflanzen im Gemüsegarten nicht, dass sie womöglich zu wenig Nährstoffe bekommen. Denn gedüngt wird mit Hühnermist, der auf dem eigenen Hof anfällt. So schließt sich ein Kreislauf.

„Im Frühjahr wird alles untergepflügt“, so Karin Petersen. Und kurz nach dem Säen kann sie dann wieder schauen, ob etwas austreibt.

Traumpaare im Beet

Blumen sind im Gemüsebeet wertvolle Begleiter. Denn sie:

  • lockern mit tiefen Wurzeln den Boden auf;
  • halten mit ihrem Duft Schädlinge fern;
  • können Boden-Nematoden (Fadenwürmer) abtöten;
  • locken mit ihren Blüten viele Insekten an, die auch die Gemüseblüten bestäuben und
  • peppen Gemüsebeete farblich auf.

Zwei Beispiele

Salbei oder Lavendel und Rosen:

Die Kräuter wehren Blattläuse ab und helfen so der Rose beim Gedeihen.

Mangold und Ringelblumen:

Ringelblumen lockern den Boden auf und halten Schnecken fern. Mangold spendet Schatten und hält so die Erde feucht – dadurch keimen Ringelblumen schneller. Ringelblumen lassen sich auch gut mit Feldsalat und Radieschen kombinieren.

 

 

 

 

Mehr lesen