Nachruf

Helga Thyssen: Brückenbauerin zwischen den Kulturen

Helga Thyssen: Brückenbauerin zwischen den Kulturen

Helga Thyssen: Brückenbauerin zwischen den Kulturen

Hadersleben/Haderslev
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Helga Thyssen, wie sie viele in Erinnerung haben: lebensfroh und zugewandt. Foto: Privatfoto

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Ehrenamtlich engagiert und sportlich war Helga Thyssen aus Hadersleben zeit ihres Lebens unterwegs. Am vergangenen Freitag ist sie nach schwerer Krankheit im Alter von 89 Jahren verstorben.

In der deutschen Minderheit war Helga Thyssen, geborene Kummer, bekannt und beliebt wegen ihrer lebensbejahenden Einstellung. In den vergangenen Jahren ist es ruhig geworden um die Haderslebenerin. Am Freitag verstarb sie nach schwerer Krankheit im Alter von 89 Jahren. 

Vielen Menschen aus Mehr- und Minderheit dürfte sie in wacher Erinnerung bleiben. 

„Sie war ein Mensch, der persönlich dazu beigetragen hat, das Miteinander von Mehrheit und Minderheit zu fördern“, sagt ihr Sohn Stefan Reinel. 

Flucht von Naumburg nach Amrum

Helga Thyssens Lebensweg in den Nachkriegsjahren ähnelt dem vieler anderer Familien. Geboren wurde sie 1934 in Naumburg an der Saale. Nach Kriegsende floh die Familie nach Amrum und fand dort bei der Familie mütterlicherseits Aufnahme. 

„Es waren in vielerlei Hinsicht goldene Zeiten für die Familie“, erinnert sich der Sohn. 

Schicksalsträchtige Strandbekanntschaft

Bei einem Sommerurlaub am Kjelstruper Strand (Kelstrup Strand) lernte Helga 1969 ihren späteren Mann Karsten Thyssen kennen, Direktor von „Isenkram Engros Lageret“. Drei Jahre später heiratete das Paar und ließ sich in Hadersleben nieder. 

In der dänischen Familie Thyssen wurde die junge Deutsche herzlich aufgenommen. „Das war in den 70er-Jahren keine Selbstverständlichkeit. Damals lebten Mehr- und Minderheit zwar nebeneinander, doch nicht miteinander. Es war eine Art Parallelgesellschaft“, erinnert sich Stefan Reinel. 

Lehrerin an der deutschen Schule

Helga Thyssen betrachtete es als ihre persönliche Mission, dänische und minderheiten-deutsche Familien in ihrer neuen Heimat einander näherzubringen. 

1972 begann sie ihre Lehrerlaufbahn an der Deutschen Schule Hadersleben (DSH): „Deshalb war sie mit beiden Seiten vertraut – mit dem Leben in der Volksgruppe und in der Mehrheit“, sagt ihr Sohn. 

Wandern und Golfen waren Helga Thyssens Hobbys – und das Singen. Jahrzehntelang wirkte sie in der Nordschleswigschen Musikvereinigung mit und war Vorsitzende des Haderslebener Teils des Chores. 

Ehrenamtliches Engagement

Ehrenamtlich engagierte sie sich überdies als Delegierte in der Dachorganisation des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) und als Mitglied des Domgemeinderats. 

Um sie trauern ihr Sohn Stefan Reinel und ihre Stieftochter Elizabeth, die in Australien lebt, sowie die Enkel Jonas (26) und Tobias (29). Tobias ist Historiker, und Jonas arbeitet heute als Jurist wie sein Vater Stefan, der sich in seiner Kopenhagener Kanzlei auf deutsch-dänische Rechtsberatung spezialisiert hat. 

Die Beisetzung findet am Mittwoch, 27. März, 12 Uhr, von der Kirche zu Alt Hadersleben aus statt. 

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