Kulturgeschichte

Die Jäger von Jels: Auf der Fährte des modernen Menschen

Die Jäger von Jels: Auf der Fährte des modernen Menschen

Die Jäger von Jels: Auf der Fährte des modernen Menschen

Hadersleben/Haderslev
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Anfang der 1980-er Jahre entdeckten Archäologen vom Museum in Hadersleben bei Jels die bislang größten Überbleibsel von Jagdplätzen der Rentierjäger der Hamburger Kultur in Dänemark. Eine neue Ausstellung dokumentiert die Entdeckung. Foto: Ute Levisen

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Vor 40 Jahren machte der Schottburger Amateurarchäologe Jørn Fynbo bei Jels eine spektakuläre Entdeckung. Sein Fund brachte die Haderslebener Archäologie damals auf die Fährte der ersten modernen Menschen in Südskandinavien. Für das Team von Museum Sønderjylland ist dies ein willkommener Anlass, in Zusammenarbeit mit Fachleuten aus Schleswig-Holstein in Hadersleben die bislang größten Funde der Hamburger Kultur in einer Sonderausstellung zu zeigen.

Das Team von Museumschef Lennart Madsen von der Archäologie Museum Sønderjylland in Hadersleben lädt ein zu einem Abstecher in die Hamburger Kultur – und damit zu einer Entdeckungsreise zurück zu den ersten modernen Menschen im südlichen Skandinavien.

Kirsten Fynbo, hier zu sehen neben Flemming Rieck, hatte mit Werken aus dem Nachlass ihres Mannes zur Ausstellung beigetragen. Foto: Ute Levisen

40 Jahre Feuersteine

Es ist zugleich eine Ausstellung aus gegebenem Anlass: Vor rund 40 Jahren machte der Amateurarchäologe Jørn Fynbo aus Schottburg (Skodborg) bei einem Spaziergang rund um Jels eine spektakuläre Entdeckung, die seine hauptberuflichen Kollegen Jørgen Holm und Flemming Rieck vom damaligen Haderslebener Museum bei nachfolgenden Ausgrabungsarbeiten auf die Spur unserer Vorfahren führte.

Die ersten Spuren von Rentierjägern in Dänemark förderten Experten zutage, nachdem der Amateurarchäologe Jørn Fynbo 1968 einen merkwürdig geformten Feuerstein gefunden hatte. Der Stein war mit einer stark gekrümmten Spitze versehen. Es war ein Zinken, das Universalwerkzeug der Hamburger Kultur. Foto: Ute Levisen

Die größten Jagdplätze der Hamburger Kultur

 Das Duo förderte Anfang der 80er-Jahre die Überreste der bislang größten Jagdplätze aus der Epoche der Hamburger Kultur in Dänemark zutage.
„Die Rentierjäger von Jels – die ersten modernen Menschen in Südskandinavien" ist der Titel der Sonderausstellung.
 

Welche Werkzeuge nutzten unsere Vorfahren? Die Sonderausstellung gibt Antworten und verdeutlicht den Erfindungsreichtum der ersten modernen Menschen. Foto: Ute Levisen

Zur Eröffnung am vergangenen Wochenende konnte Museumschef Lennart Madsen seinen nunmehr pensionierten Kollegen Flemming Rieck und Kirsten Fynbo, die Witwe von Jørn Fynbo, begrüßen.

In seiner Rede erinnerte Madsen an die Entdeckung vor gut 40 Jahren, deren Erkenntnisse Rieck gemeinsam mit Jørgen Holm in einem Buch verarbeitet hat – und er würdigte den inzwischen verstorbenen Jørn Fynbo, dem die Archäologie Hadersleben die aufschlussreiche Entdeckung zu verdanken hatte.

Tausende von Feuersteinen, Relikte der Jagdplätze, gehören zum Fund, der vor gut 40 Jahren zutage gefördert worden ist. Foto: Ute Levisen

Funde aus Dänemark und Schleswig-Holstein Seite an Seite

In Zusammenarbeit mit einem Expertenteam und mit Leihgaben von Schloss Gottorf sowie des Nationalmuseums in Kopenhagen (København) haben Lennart Madsen und sein Team die Ausstellung in der Archäologie an der Dalgade 7 in Hadersleben zusammengestellt.

Tausende von Feuersteinen, Riemenschneider, Zinken und Waffen gehören zu den Funden bei Jels sowie bei Slotseng, unweit von Mölby (Mølby) und Neder Lert. Erstmals werden diese Relikte von Jagdplätzen aus der Hamburger Kultur gemeinsam in einer Ausstellung gezeigt – neben Funden von entsprechenden Siedlungen aus Schleswig-Holstein.

„Wir brauchen Ausstellungen wie diese, um unsere Vorfahren verstehen zu können.“

Museumsinspektor Lennart Madsen, Museum Sønderjylland, Archäologie
Seite an Seite mit Funden aus Jels zeigt die Haderslebener Archäologie Funde aus derselben Epoche aus Schleswig-Holstein. Hier ist ein aus Knochen geschnitzter Stab zu sehen, dessen Funktion allerdings unbekannt ist. Foto: Ute Levisen

Grenzenloser Austausch

Zur Eröffnung freute sich Buchautor Flemming Rieck über die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum, das seinen Sitz auf Schloss Gottorf in Schleswig hat und mit dem die Haderslebener Archäologie unter dem Dach des nordschleswigschen Museumsverbandes Museum Sønderjylland seit vielen Jahren einen regen Austausch an Museumsgegenständen pflegt: „Glücklicherweise gibt es für uns Archäologen keine Grenzen.“

 

Ein Riemenschneider. Ihn nutzten die Jäger von Jels zum Gerben. Foto: Ute Levisen

Die Hamburger Kultur in Dänemark

Die Sonderausstellung „Die Rentierjäger von Jels – die ersten modernen Menschen in Südskandinavien“ ist bis zum 28. April 2024 in der Archäologie an der Haderslebener Dalgade 7 zu sehen.
Sie zeigt Funde von früheren Jagdplätzen aus der Hamburger Kultur. Es ist eine archäologische Kultur am Ende der Altsteinzeit, die unter anderem in Norddeutschland und Dänemark verbreitet war.

 Benannt wurde sie nach Funden in Hamburg aus dem Jahre 1931.

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