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Plattdeutsch, Friesisch, Sønderjysk: Wie die bedrohten Regional- und Minderheitensprachen erhalten?

Plattdeutsch, Friesisch, Sønderjysk: Wie bedrohte Minderheitensprachen erhalten?

Workshop: Wie bedrohte Minderheitensprachen erhalten?

Jonna Marlin Lausen/shz.de
Nordschleswig/Schleswig-Holstein
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Workshop zum Thema Minderheitensprachen im Kreishaus: Birte Überleer, beim Kreis Nordfriesland mit Regional- und Minderheitensprachen betraut, läutete den Wechsel der Gruppenarbeit ein. Foto: Kreis Nordfriesland

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Kinder sind eine große Chance, um Minderheitensprachen in Nordfriesland zu erhalten. Diese und viele andere Erkenntnisse sammelten Teilnehmer eines Workshops, an dem Kreistagsabgeordnete, Bürgermeister und Fachleute aus ganz Nordfriesland teilnahmen.

Im „Sprachenland“ Nordfriesland wird seit Jahrhunderten Plattdeutsch, Friesisch und Sønderjysk gesprochen. Seitdem Dänisch und Hochdeutsch sich durchsetzten, haben die älteren Sprachen es schwerer. Heute gelten sie als bedrohte Regional- und Minderheitensprachen. „Dennoch bereichern sie unseren Alltag, denn auch kleine Sprachen tragen ihre ganze Kultur in sich. Wenn wir diesen Schatz unserer gemeinsamen Wurzeln bewahren und weitergeben wollen, brauchen wir Menschen, die sich aktiv dafür einsetzen – politisch wie im Alltag“, erläutert Birte Überleer, beim Kreis Nordfriesland mit Regional- und Minderheitensprachen betraut.

Um dieses Thema voranzubringen, nahmen Kreistagsabgeordnete, Bürgermeister und Fachleute aus ganz Nordfriesland an einem Workshop im Husumer Kreishaus teil. Im Mittelpunkt stand die Wahrnehmung, Wertschätzung und Weiterentwicklung der Regional- und Minderheitensprachen.

Die Sprache im Alltag verwenden

Lienke Jürgensen berichtete aus ihrer Zeit im Vorstand der Landjugend Högel: „Wir haben miteinander Plattdeutsch gesprochen. Zwar waren immer auch Nicht-Sprecher anwesend, aber verstehen konnten sie es ja. So hält man die Sprache lebendig.“

Dazu Landrat Florian Lorenzen: „Was auf Platt klappt, kann auf Friesisch oder Dänisch genauso funktionieren. Selbst wenn uns auf Hochdeutsch geantwortet wird, hat unser Gegenüber uns doch zumindest verstanden. Und dann sollten wir auch bei unserer Regional- oder Minderheitensprache bleiben, statt ins Hochdeutsche zu wechseln.“

Das war Wasser auf die Mühlen von Johannes Callsen, dem Minderheitenbeauftragten des Ministerpräsidenten. „Als Land können wir noch so viele Angebote in den Schulen machen oder Geld in die Kindergartenförderung und die Lehrerausbildung stecken – wichtiger ist, dass die Leute die Sprachen im Alltag und in den Familien sprechen und zu dieser kulturellen Vielfalt stehen. Ansonsten wird es ganz schwer“.

Nomie Hansen von Föhr: Zugezogene mit ins Boot holen

Die junge Föhrerin Nomie Hansen hat erlebt, wie Zugezogene, die sich im Friesischen versuchten, von älteren Einheimischen so kritisch korrigiert wurden, dass sie die Lust verloren. „Das ist nicht das richtige Signal. Ich hoffe, dass wir etwas offener werden und alle akzeptieren, die Friesisch lernen wollen“, betonte sie.

Eike Jürgensen unterrichtet Plattdeutsch an der Bredstedter Grundschule. Dort beobachtet sie bei den Kindern mit Migrationshintergrund das größte Interesse an Plattdeutsch. Sie hofft, dass dieses Potenzial an den Gemeinschaftsschulen, Gymnasien und Berufsschulen weiterentwickelt werden kann. Auch Auszubildende sollten motiviert werden, ihre Plattdeutschkenntnisse zu nutzen, erklärte sie.

Kinder früh an die Sprache heranführen

Unter den Teilnehmenden bestand Einigkeit, dass der Fortbestand kleiner Sprachen in erster Linie von den Kindern abhängt. Wenn es für sie normal ist, die Minderheitensprachen im Alltag zu nutzen, werden sie sie auch im Erwachsenenalter beibehalten und an ihren Nachwuchs weitergeben.

In diesem Zusammenhang wies Johannes Callsen auf ein Förderprogramm des Landes hin. Es sieht einen Zuschuss von 2.000 Euro für Kindergarten-Gruppen vor, die ein Sprachangebot in Regional- und Minderheitensprachen machen.

Ohne das Ehrenamt geht es nicht

Wie so oft, wurde aber auch deutlich, dass es ohne das Ehrenamt nicht geht, da der überwiegende Teil der Förderung des Friesischen und des Plattdeutschen auf diesem beruht. Beispiele sind der Friesenrat, das Plattdeutsche Theater, die Friisk Foriining und das Plattdeutsche Zentrum in Leck.

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