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Ein Tingleffer Unternehmen sorgt für reife Bananen im Supermarktregal

Ein Tingleffer Unternehmen sorgt für reife Bananen im Supermarktregal

Ein Tingleffer Unternehmen sorgt für reife Bananen im Regal

Tingleff/Tinglev
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Ein Kühlcontainer mit Bananen auf dem Weg zum Kunden. Eine permanente Kontrolle sorgt im Container für das richtige Klima, sodass das Obst nicht überreif in die Regale kommt. Foto: Maersk Container Industry

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Ein Tingleffer Unternehmen hilft dabei, Kühlcontainer weltweit so zu steuern, dass die Produkte darin in bestmöglichem Zustand ans Ziel kommen.

Bananen sind eine sehr empfindliche Obstsorte. Wir kennen das: In den Supermärkten liegt das Obst meist in Kisten und Kunststofffolie verpackt in den Regalen. Zu Hause dauert es wenige Tage, bis die gelben Früchte vom hellen Gelbgrün zu einem dunklen Gelb mit braunen Punkten wechseln. Die Bananen reifen.

Doch wie lässt es sich einrichten, dass die Bananen nach der Ernte – sie kommen überwiegend aus Mittel- und Südamerika – auf ihrer mehrwöchigen Reise nach Europa nicht schon auf dem Transportweg reifen und nicht mehr zu genießen sind, weil überreif?

Vom rostenden Metall-Ungeheuer zum hochmodernen Transportmittel

Die Lösung bieten seit vielen Jahren Container, die auf Schiffen über den Atlantik kommen, in den Häfen Europas entladen und dann – größtenteils per Lastwagen – weitertransportiert werden. Bei den Containern handelt es sich heutzutage jedoch nicht mehr um die rostigen, überdimensionalen Metallschachteln mit enormen Ausmaßen. Heute sind es gut gepflegte Kühlcontainer mit modernster Technik und Software, die über etwa 20 Tonnen Ladung wacht.

Atmosphäre im Container ausschlaggebend

Knapp ein Drittel aller Kühlcontainer, die weltweit unterwegs sind (etwa 150.000), wird von Tingleff aus überwacht. Dort sitzt Digital Products & Analytics, ein Teil des Transportriesen Mærsk Container Industry. Das Unternehmen sammelt von etwa 95.000 Kühlcontainern Daten und überwacht diese zudem. Eine besondere Herausforderung stellen dabei leicht verderbliche Lebensmittel – wie Bananen – dar.

Beim Transport ist es wichtig, die künstliche Atmosphäre innerhalb der Container so zu überwachen und zu steuern, dass sie sich an die Gegebenheiten innerhalb und außerhalb des Transportbehälters anpasst. So sind die klimatischen Veränderungen auf der Bananen-Reise enorm: Von den Tropen, wo die Früchte geerntet werden, über teilweise hartes Seeklima bei der Atlantikquerung bis zur gemäßigten Zone in Europa – wobei es dort natürlich eine Rolle spielt, zu welcher Jahreszeit die Ware ankommt.
 

Søren Beck Chrestensen (l.) und Morten Heide vor Kühlcontainern in Tingleff Foto: Jeppe Carlsen/Mærsk Container Industry

So kann die Software, die ebenfalls in Tingleff entwickelt wurde, das CO2-Sauerstoff-Verhältnis im Container fast in Realzeit abfragen und steuern. Je weniger Sauerstoff, desto weniger reifen die Bananen. Auch wenn der Container einen Defekt hat, kann das Programm dies erkennen und bei Bedarf einem Techniker die Information geben, welchen Fehler er reparieren muss.

Schutz von Ware und Umwelt

In Tingleff arbeiten Søren Beck Chrestensen, Manager bei Digital Products & Analytics, und seine Kolleginnen und Kollegen daran, die Software immer weiter zu verbessern. Nicht nur, damit die Ware bestmöglich geschützt wird, sondern auch zum Schutz der Umwelt; denn mit den gewonnenen Daten können der Energieverbrauch und die internen sowie externen Containerprozesse so genau gesteuert werden, dass die Belastung für das Klima möglichst gering gehalten wird.

Forschung für noch bessere Ergebnisse

Hier kommt Henriette Wase Hansen ins Spiel. Die Physikerin beschäftigt sich besonders mit dem Reifeprozess der Bananen im Kühlcontainer und arbeitet daran, die Daten zu analysieren und für sich zu nutzen, um den Transportprozess immer weiter zu verbessern. Sie arbeitet in der Mærsk-Abteilung Forschung und Entwicklung daran, in welchem Verhältnis von CO2 und Sauerstoff die Bananen sich auf der Reise am besten halten. Auch hier spielen wieder die Einflüsse innerhalb und außerhalb des Transportcontainers eine große Rolle.

Physikerin Henriette Wase Hansen an einer Versuchsanordnung Foto: Mærsk

In Versuchen stellt sie die verschiedenen Transportherausforderungen nach und schaut, welche chemischen Prozesse im Container passieren und wie darauf reagiert werden kann. „Das Ganze ist sehr spannend, und ich kann mein Wissen aus den Bereichen Physik und Chemie hier anwenden. Wir schauen dabei auf die Sensorik im Container und auf die Optimierung von Energie- und Luftzirkulation“, erklärt die Prozessspezialistin. Das Ziel ist es, den Reifeprozess der Früchte zu hemmen – und das mit möglichst geringem Energieaufwand. Sie hat sich in Costa Rica umschauen können, um die realen Verhältnisse vor Ort und beim Transport kennenzulernen.

Globaler Transport als Herausforderung

Eine weitere Herausforderung für die Entwickler ist die technische Situation vor Ort. „Wir müssen eine sehr stabile Software herstellen, die auch mit 2G-Verbindung, 3G und 4G in Ländern wie Nicaragua oder in Zentralafrika funktioniert“, erklärt Søren Beck Chrestensen.

Die Kundschaft kann übrigens über ein Internetportal ebenfalls auf die Daten zugreifen und sehen, wo die Ware gerade ist – und vor allem, in welchem Zustand sie sich befindet.

Wachstum auch in Tingleff

Das Tingleffer Unternehmen wächst. Mærsk-Container-Industry-CTO Morten Heide erwartet, dass im kommenden Jahr zehn neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt werden können, um den Bedarf zu decken. Derzeit sind dort 60 Menschen beschäftigt, 15 davon arbeiten allerdings in China, wo die Kühlcontainer produziert werden. Entwickelt wird der Container jedoch in Tingleff, sagt Heide.

Damit die Container von außen einen annehmbaren Eindruck haben und behalten, ist in Tingleff ebenfalls investiert worden. Eine robotergesteuerte Oberflächenbehandlung sorgt regelmäßig dafür, dass die lebensmitteltransportierenden Container immer einen tadellosen Eindruck machen – und nicht rosten. Für 15 Millionen Dollar, etwa 13,8 Millionen Euro oder 103 Millionen Kronen.

Umkehr der Transportwege – Containerproduktion in China

Bis vor etwa neun Jahren wurden die Container sogar in Tingleff produziert. Heute erfolgt die Herstellung in China. Grund ist die Umkehr der Warenströme: Bis vor knapp zehn Jahren wurden mehr tiefgekühlte Waren von Europa nach China transportiert. Das änderte sich. Jetzt werden mehr Produkte tiefgekühlt von China nach Europa gebracht, weshalb es günstiger ist, die Container im Land herstellen zu lassen und dann gefüllt zu verschicken.

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