Folketingswahl 2022

Kommunale Wahlanalyse IV: Wo setzen die Apenrader Wählerinnen und Wähler wohl ihr Kreuz?

Wo setzen die Apenrader Wählerinnen und Wähler wohl ihr Kreuz?

Wo setzen die Apenrader Wählerinnen und Wähler ihr Kreuz?

Apenrade/Aabenraa
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Wer setzt sein Kreuz wo? Viele Wählerinnen und Wähler entscheiden sich erst am Wahltag. Foto: Karin Riggelsen

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So offen wie in diesem Jahr waren die Parlamentswahlen in Dänemark selten. Ganze 14 Parteien stellen sich dem Votum der Bürgerinnen und Bürger. Wie läuft der Wahlkampf in der Kommune Apenrade?

Am 1. November findet die Folketingswahl statt. „Der Nordschleswiger“ begleitet sie national und regional. In unseren kommunalen Wahlanalysen schauen wir genauer auf die Themen und Chancen der Kandidatinnen und Kandidaten in den Kommunen in Nordschleswig. Hier ist Teil 4 von 4: die Kommune Apenrade.

Interessant wird es am 1. November sein, wem die Apenraderinnen und Apenrader bei den Folketingswahlen ihre Stimme geben. Entscheiden sie sich für einen lokalen Kandidaten? Ist ihnen die Parteifarbe wichtiger? Was sind eigentlich die Wahlthemen der Stimmberechtigten in der Grenzkommune?

Es gibt also viele offene Fragen. Eine Straßenumfrage des „Nordschleswigers“ belegte diesen Eindruck. Es gibt nicht das eine Thema, das alle beschäftigt, wenn man vielleicht vom Ukraine-Krieg und der daraus folgenden Energie-Krise absieht.

Laut aktueller Meinungsumfragen entscheiden sich diesmal ganze 46 Prozent der Wählerinnen und Wähler erst in der Wahlkabine, wo sie ihr Kreuz setzen werden. Die Jahre, in denen man „seiner“ Partei ein Leben lang treu bleibt, sind schon lange vorbei. Wer bei den Folketingswahlen 2019 noch den Sozialdemokraten seine Stimme gab, könnte in diesem Jahr zu den Konservativen abwandern – und umgekehrt.

Der blaue Block

Einer der Topscorer der jüngsten Wahlen in der Kommune Apenrade war Kristian Thulesen Dahl von der Dänischen Volkspartei (DF). Er holte 2019 etwas mehr als 2.300 persönliche Stimmen in der Grenzkommune. Vier Jahre davor waren es sogar 2.000 Stimmen mehr.

DF hatte in der Kommune Apenrade über viele Jahre eine treue Wählerschar. Parteiinterne Querelen haben jedoch den Neuen Bürgerlichen mit ihrer Anführerin Pernille Vermund viele feste Stimmen weggeschnappt.

Allerdings hat Vermund bei den diesjährigen Wahlen eine Widersacherin in der ehemaligen Venstre-Hartlinerin Inger Støjberg gefunden. Die Folketingsabgeordnete hat in diesem Jahr mit den Dänemarkdemokraten ihre eigene nationalkonservative Partei gegründet.

Inger Støjberg kandidiert zwar nicht in der Region Süddänemark. Dafür aber ist der Name von Søren Espersen unter dem Parteibuchstaben Æ zu finden, der sicherlich auch noch einen gewissen Promi-Bonus in Apenrade haben könnte.

Espersen war viele Jahre hindurch einer der markantesten Stimmen der Dänischen Volkspartei, kehrte seiner Partei aber nach parteiinternen Streitigkeiten den Rücken.

Die Kandidaten der anderen Parteien im blauen Block sind da eher farblos.

In Apenrade wird sich sicherlich auch herumgesprochen haben, wie miesepetrig sich Tonderns Ex-Bürgermeister Henrik Frandsen vor und nach den Kommunalwahlen aufgeführt hat. Bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr ging er nach seinem Venstre-Exit für die „Tønder-Liste“ an den Start. Für die Folketingswahlen hat er sich der neu gegründeten Partei des ehemaligen Staatsministers Lars Løkke Rasmussen, den Moderaten, angeschlossen.

Überhaupt könnten die vielen neuen Parteien, die im blauen Block seit den Folketingswahlen 2019 entstanden sind, sich als Glücksfall für die rote Konkurrenz erweisen.

Der rote Block

Dort hat es nämlich keinen Listenzuwachs gegeben. Mit Benny Engelbrecht und Jesper Petersen haben die Sozialdemokraten in Süddänemark zwei relativ junge, aber erfahrene Kandidaten auf der Liste.

Der Apenrader Theis Kylling Hommeltoft kandidierte bei den Folketingswahlen 2019 erstmals und verpasste relativ knapp den Einzug ins Parlament. Er hat aber in dieser Legislaturperiode schon mehrfach als Vertretung Christiansborger Luft einatmen dürfen und hat Lust auf mehr. Der Apenrader bringt zudem auch etwas mehr politische Erfahrung mit, nachdem er bei den jüngsten Kommunalwahlen einen der 31 Sitze im Apenrader Rathaussaal ergattern konnte.

Die Qual der Wahl

Wer unbedingt möchte, dass es ein Apenrader oder eine Apenraderin ins Folketing schafft, könnte folgende Kandidaten wählen:

SF: Christian Mutwa Christensen

Konservative: Rasmus Elkjær Larsen und Rikke Norlyk

Neue Bürgerliche: Hans Christian Gjerlevsen, Kim Andkjær Doberck und Jan Køpke Christensen.

Ein wenig Lokalkolorit kann auch die Radikale Lotte Rod in die Waagschale werfen. Sie ist in Apenrade aufgewachsen.

Rasmus Elkjær Larsen hat übrigens bereits bewiesen, dass er es bis nach Christiansborg schaffen kann – und zwar aus eigener Kraft.

Sein Wahlslogan lautete: Jeg kan gå hele vejen – und genau das hat er im wahrsten Wortsinn getan. Er marschierte am einem Montag in Apenrade los und kam am Sonntag darauf am Folketing an. Die Idee war sicherlich witzig, aber Stimmen holt man damit wohl nicht. Es kommt – hoffentlich – doch eher auf die Politik an. Oder etwa nicht?

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