Deutsches Gymnasium für Nordschleswig

LGBT: Authentisch mit dem Thema auseinandersetzen

Sich authentisch mit dem Thema auseinandersetzen

Sich authentisch mit dem Thema auseinandersetzen

Apenrade/Aabenraa
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Pastorin Anke Krauskopf deutete den Psalm 139,14 aus der Bibel, in dem steht: „Ich danke dir, Gott, dass ich wunderbar gemacht bin“ und sagte bei der Apenrader Pride 2021: „Queerness gehört zu Gottes Schöpfung“ (Archivfoto). Foto: Paul Sehstedt

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Drei Vertreterinnen und Vertreter der Apenrader LGBT+-Bewegung besuchten das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig und informierten die Schülerinnen und Schüler über ihre Angebote. Schulleiter Jens Mittag findet die Auseinandersetzung mit dem Thema wichtig.

„Wir bezeichnen uns als offene Schule, und ich finde es wichtig, dass sich unsere Schülerinnen und Schüler mit dem Thema auseinandersetzen“, befand Jens Mittag, Schulleiter des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig, und stellte kürzlich drei jungen Ehrenamtlichen aus der LGBT+-Bewegung einen Teil der Unterrichtszeit zur Verfügung, in der sie „Aura Aabenraa“ vorstellen konnten.

Aktuell – und für jeden wichtig

„LGBT+ ist ein Thema, das die Jugendlichen betrifft. Sie erfahren darüber über die sozialen Medien und treffen auch im persönlichen Kontakt darauf, setzen sich damit auseinander, und dann gehört es meines Erachtens auch dazu, sich authentisch mit der Thematik auseinandersetzen zu können“, erklärt Mittag weiter, der deshalb zu dem Besuch der drei Aura-Freiwilligen Lisa, Helena und Oliver gerne Ja gesagt hat, wie er berichtet.

Begriffsdefinitionen – Pride

Queer: Das Wort ist ein Anglizismus und ein Begriff für Personen, die sich nicht mit der heteronormativen Norm identifizieren. Er kann mit „seltsam“ oder „sonderbar“ übersetzt werden und wurde in der Vergangenheit abwertend benutzt. Mit der Aids-Bewegung haben die queeren Menschen den Begriff jedoch aufgewertet und nutzen ihn nun, um sich selbst zu bezeichnen.

Heteronormativität: Das ist eine Weltanschauung, die nur zwei Geschlechter (männlich und weiblich) und heterosexuelle Beziehungen anerkennt.

Nicht-binär: Weicht vom traditionellen Modell der zwei Geschlechter ab. Ein Begriff, mit dem sich Menschen definieren, die sich weder ausschließlich als Frau noch ausschließlich als Mann fühlen.

LGBTIQ+: Diese Abkürzung steht für Lesbian, Gay, Bisexual, Trans*, Intersexual, Queer und Plus. Das Plus steht für alle anderen Menschen, sie sich diesen Begriffen nicht zuordnen. Das Kürzel wurde im Laufe der Jahre ergänzt und ausgebaut, es gibt verschiedene Varianten.

Sexuelle Orientierung: Die sexuelle Orientierung gibt an, zu wem man sich emotional und sexuell hingezogen fühlt. Dazu zählen unter anderem die Homosexualität, Bisexualität oder auch die Pansexualität.

Transgender: Oberbegriff für alle Menschen, deren Geschlechtsidentität (teilweise) nicht dem ihnen körperlich zugeordneten Geschlecht entspricht.

FLINTA: Frauen, Lesben, Inter-Personen, nichtbinäre Menschen, Transsexuelle und Agender.

Oliver, Lisa und Helena auf dem Flur des Deutschen Gymnasiums Foto: Privat

Lisa, eine der freiwilligen Aura-Mitarbeiterinnen, ist eine Botschaft besonders wichtig, wie sie sagt: „Wir wollen den jungen Menschen eine Anlaufstelle bieten, in der sie sich mit anderen LGBT+-Personen treffen, Erfahrungen austauschen und frei, ohne jegliche Konventionen, miteinander zusammenkommen können.“

Aufmerksam machen

Und diese Möglichkeit haben die drei den DGN-Schülerinnen und -Schülern bei dem Besuch vorgestellt. „Trotz der sozialen Medien wissen viele nämlich nicht, dass es uns gibt. Und für viele ist es ein schwieriges Thema, das man auch im engen Freundeskreis nicht mal eben so anspricht. Dann ist es oftmals leichter, mit ,Fremden‘ darüber zu reden. Die persönliche Ansprache ist deshalb besonders wichtig“, erklärt die junge Frau. Hinzu komme, dass es für das Gegenüber leichter sei, mit Menschen in Kontakt zu treten, die man zu Gesicht bekommen habe, fügt sie hinzu.

Kontakt durch Pastorin

Pastorin Anke Krauskopf hat den Kontakt zwischen DGN und Aura hergestellt und den Besuch der drei Ehrenamtler begleitet. Sie stellte unter anderem die Frage, was jemand machen könne, der merkt, dass er eine LGBT+-Person sei. „Wir haben dann erklärt, dass wir besonders für solche Menschen eine mögliche erste Anlaufstelle und wir auch persönlich ansprechbar sind“, so Lisa.

„Für uns ist es außerdem wichtig, dass jeder sich wohlfühlen kann, egal welche sexuelle Orientierung die Person hat. Und es ist wichtig, dass jeder weiß, was LGBT+ bedeutet und dass alle akzeptiert werden, so wie sie sind“, fügt sie als weiteren Grund für die Aufklärungsarbeit hinzu.

Weitere Informationen zu Aura

Pastorin Krauskopf hat folgende Informationen zusammengetragen: Alle „Aura“-Veranstaltungen sind frei zugänglich und benötigen keine Anmeldung. Die aktuellen Arrangements mit Ort und Zeit sind auf der Facebook Seite von Aura Aabenraa zu finden. Wer etwas zurückhaltender ist und sich vielleicht nicht traut, einfach mal hinzugehen, kann sich über Facebook an Oliver, Helene oder Lisa wenden. Dann werden sie behilflich sein, dass auch neue und ängstlichere Jugendliche gute Erfahrungen mit Aura machen können. Und man kann sicher sein, dass Rücksicht auf besondere Bedürfnisse genommen wird. Auch muss man nichts von sich persönlich preisgeben, wenn man lieber erst mal zuhören möchte.

Kontinuität ist für Aura Aabenraa eine weiteres wichtiges Prinzip. Deshalb werden die Treffen verlässlich an jedem zweiten Donnerstag in ungeraden Wochen angeboten. Kontinuität soll sicherstellen, dass Teilnehmende wirklich darauf vertrauen können, den benötigten Freiraum auch zu bekommen.

Das dritte wichtige Prinzip ist Anonymität, damit alle Jugendlichen sich geborgen und sicher fühlen können. Alles, was bei Aura passiert oder gesprochen wird, bleibt dort. Deshalb gibt es zum Beispiel auch keine Fotos von den jungen Leuten und den Veranstaltungen – es sei denn, sie haben ausdrücklich die Erlaubnis gegeben – und deshalb können auch keine Externen teilnehmen.

Aura

Aura ist eine Gemeinschaft für junge LGBT+-Personen bis 18 Jahre. Der Verein bietet Freiräume, um ohne Vorurteile so sein zu können, wie man es möchte, und um sich mit Gleichgesinnten zu treffen, heißt es auf der Aura-Internetseite.

Aura ist ein Jugendprojekt, das LGBT+-Danmark entwickelt hat, um jugendlichen LGBT+-Personen unter 18 Jahren einen geschützten Freiraum zu schaffen. Vorurteile jeglicher Art haben dort keinen Platz. Jede(r) bekommt die Möglichkeit, die eigene Identität auszuleben. Alle Menschen haben das Bedürfnis, sich in jemandem zu spiegeln. Das gilt natürlich auch für junge LGBT+-Personen.

Aura steht aber auch für die Auseinandersetzung mit den Themen Sexualität, Minderheit (in Bezug auf LGBT+), Normkritik durch Filme oder andere Präsentationen und Medien.

Aura bietet allen Gemeinschaft an, die gerne andere junge Leute treffen möchten, die auch mit den Normen für Geschlechtsidentität oder sexueller Orientierung gebrochen haben.

Aura bietet alle 14 Tage gemütliche und alkoholfreie gemeinsame Treffen an. Neben Spiele- oder Kreativabenden gibt es – besonders im Sommer – auch Picknicks im Park.

Alle Aura-Veranstaltungen sind frei zugänglich und benötigen keine Anmeldung. Man findet die aktuellen Arrangements mit Ort und Zeit auf der Facebook-Seite von Aura Aabenraa.

Normkritik ist Auras tragendes Prinzip und bedeutet, dass alle Teilnehmenden respektiert und in ihrem Wunsch anerkannt werden, mit bestimmten Pronomen oder Namen angeredet zu werden, was sie in anderen Gemeinschaften, wie Sportverein oder Schule, oft nicht erleben.

In zehn Städten im Land gibt es eine Aura-Gruppe, darunter in Apenrade.

Betreut werden die Gruppen von Freiwilligen.

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