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Opa, Vater und Sohn: Feuerwehrmann sein ist ihr Lebensstil

Opa, Vater und Sohn: Feuerwehrmann sein ist ihr Lebensstil

Opa, Vater und Sohn: Feuerwehrmann sein ist ihr Lebensstil

Broacker/Broager
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Andreas Hjorth Olling und sein Vater Johnny vor dem einen roten Mercedes der Feuerwehr in Broacker Foto: Ilse Marie Jacobsen

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Schüler Andreas von der Deutschen Schule Sonderburg wurde die Feuerwehr buchstäblich mit in die Wiege gelegt. Warum auch er wie sein Großvater und sein Vater anderen als Feuerwehrmann helfen möchte, verrät er im Gespräch.

Wenn sich andere Kinder für ein Schulfest als Dinosaurier, Prinzessinnen, Früchte, Spiegelei oder bayerische Lederhosen-Bubis verkleiden, schlüpft ein Schüler der Förde-Schule in seine richtige Uniform: schwarze Kleidung mit gelb-silbernen Reflektoren. Ein Outfit, das sicher und nicht zuletzt auch feuerfest ist. 

Andreas ist bei der Jugendfeuerwehr aktiv

Dieser Feuerwehr-Junge heißt Andreas Hjorth Olling, und die meisten seiner Schulkameraden wissen, dass er seit mehreren Jahren bei der Jugendfeuerwehr in Pattburg (Padborg) aktiv ist. 

„Die Jüngeren fragten mich, woher ich diese Kleidung habe. Das war unglaublich witzig“, meint Andreas Olling und lacht in Erinnerung an ein Schulfest im vergangenen Jahr. Andreas konnte an dieser Stelle berichten, dass er unbedingt Feuerwehrmann werden möchte. „Er ist einfach ein flotter Kerl“, meint auch sein Vater anerkennend lächelnd.

 

Andreas Hjorth Olling vor der Wache in Broacker Foto: Ilse Marie Jacobsen

Zum Interview kommt der bald 15-Jährige mit seinem Vater Johnny zur Feuerwache in Broacker. Feuerwehrmann sein ist in der Familie eine Tradition: erst Opa John, dann Vater Johnny und nun auch Andreas. In der Familie Hjorth Olling gibt es schon seit Jahrzehnten einen Feuerwehrmann, der beim Alarm des Piepers ausrückt, um einen Brand zu bekämpfen. 

Egal, ob 3 Uhr in der Nacht oder 6 Uhr morgens – die Feuerwehrleute sind immer bereit, um vor Ort das zu retten, was irgendwie noch zu retten ist. Es ist auch egal, ob die Familie Olling es sich selbst mit einigen Gästen gemütlich macht. Wenn es piept, dann saust Papa Johnny aus der Tür. 

Bei der Jugendfeuerwehr in Pattburg

Seit einigen Jahren fährt nun auch Andreas alle 14 Tage zum Training der Feuerwehrjugend nach Pattburg. Dort machen die Jugendlichen all das, was die freiwilligen Feuerwehrleute ebenfalls immer wieder üben: mit Rauchmaske Schläuche auswerfen oder zusammenbauen, ein Feuer löschen und Erste Hilfe leisten. „Blaulicht ist cool“, sagt Johnny Hjorth Olling.

Vor Kurzem wurde Andreas bei der Jugendfeuerwehr zum Gruppenleiter befördert. Ein Gruppenleiter kontrolliert, ob alle Übungen korrekt ausgeführt werden. Einer bestimmt, wie die Arbeit verteilt wird und auf welche Aufgaben sich die Einzelnen konzentrieren müssen.

Wir sind Kameraden. Hier entstehen enge Freundschaften. Sie sind meine zweite Familie.

Johnny Hjorth Olling

Der frühere Schüler der Förde-Schule – heute fährt Andreas zur Deutschen Schule Sonderburg – nutzt seine freien Stunden nicht nur für die Feuerwehr. Er ist auch bei den Pfadfindern in Broacker ein aktives Mitglied. „Und jeden Mittwoch singe ich im Chor in der Freikirche Gospel“, erzählt er. 

Andreas liebt die Feuerwehr. Daraus macht er keinen Hehl: „Es muss schon einen dringenden Grund geben, wenn ich nicht zum Training fahre.“ 

Vater Johnny ist seit 1996 im Dienst

Sein Vater Johnny rückt seit dem 1. Oktober 1996 als Feuerlöscher von der Wache in Broacker mit dem festen Team hinaus zu den Brennherden. „Ich habe es ja eigentlich von zu Hause mitbekommen. Mein Vater war auch bei der Feuerwehr in Ekensund.“ 

In der Feuerwehrwache in Broacker stehen drei rote Einsatzwagen. Foto: Ilse Marie Jacobsen

In der Wache in Broacker gibt es im Augenblick 27 aktive Feuerwehrleute. Hinzu kommen einige sogenannte Gast-Feuerwehrleute. Das sind Frauen und Männer aus anderen Orten, die aber nahe an der Wache in Broacker arbeiten. Sie gehören erst nachmittags wieder zum Team ihres Heimatorts. 

Für Johnny Hjorth Olling sind die Feuerwehr-Gemeinschaft und die Hilfe am Nächsten etwas, was zusammenschweißt: „Wir sind Kameraden. Hier entstehen enge Freundschaften. Sie sind meine zweite Familie.“ 

50 bis 60 Einsätze im Jahr

Die Feuerlöscher in Broacker sind eine bunt zusammengewürfelte Schar – ob technischer Einkäufer, Elektriker, Schuster, Maschinenarbeiter oder Ingenieur. Zusammen sind sie ein starkes Team, das gemeinsam hilft. Wer an einigen Tagen unabkömmlich ist, der meldet sich einfach ab. Beim örtlichen Ringreiterfest werden Wachteams zusammengestellt. 

Bei der Feuerwehr findet man Freunde und Bekannte, mit denen man sich, selbst nachdem einer sich bei der Feuerwehr abmeldet, doch immer wieder trifft. „Man sieht sich auch weiterhin. Feuerwehrmann sein ist ein Lebensstil“, stellt der Vater lächelnd fest. Die Feuerwehrleute in Broacker rücken jährlich im Durchschnitt 50- bis 60-mal aus. 

Andreas Hjorth Olling beim letzten Schultag der Förde-Schule in seiner Feuerwehr-Uniform Foto: Karin Riggelsen

Andreas hat sich schon immer für die Feuerwehr in Broacker interessiert. „Ich war ja ohnehin bei allen Festen hier in der Wache dabei, ob Karneval oder Weihnachten.“ Sein Vater ergänzt: „Dann hat er mir einmal gesagt, dass er gern dabei sein möchte.“

Andreas begann mit elf Jahren bei der Jugendfeuerwehr „Grænseegnens Ungdomsbrandværn“ in Krusau (Kruså). Zur Jugendfeuerwehr des Grenzlandes kamen einst 17 Jungen und Mädchen. Heute sind noch 10 oder 12 dabei. 

Erste-Hilfe-Kurs gehört zur Ausbildung

Die Jugend trainiert alle zwei Wochen zusammen. Die Übungen sind die gleichen wie bei den Erwachsenen, jedoch angepasst. Mit 17 Jahren kann Andreas sich für eine Grundausbildung bei der erwachsenen Feuerwehr melden. Ein Ziel, das Andreas klar vor Augen hat. Er hat gerade einen dreiwöchigen Kursus in der Ersten Hilfe in Aarhus abgeschlossen. „Da habe ich so viele großartige Menschen getroffen. Das war sowas von toll“, so der noch 14-Jährige begeistert.

Mit solchen Verteilern für die Wasserschläuche müssen die Feuerwehrleute umgehen können. Mit einer B-Koppelung werden 600 Liter Wasser pro Minute auf das Feuer gespritzt. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Läuft alles nach Plan, wird Andreas in drei Jahren erstmals zu einem Brand ausrücken. Auf die Frage, ob er nicht ein wenig nervös sein wird, sagt er: „Mein Vater sagt immer, es muss im Magen kitzeln. Jedes Mal.“ Vater Johnny fügt hinzu: „Und wenn es das nicht mehr tut, dann sollte man aufhören. Dann riskiert man, einen Fehler zu machen.“

Alles mit der Uniform an die Wand hängen

Zu den herausfordernsten Einsätzen des Feuerwehrmannes Johnny Hjorth Olling gehören die Brände in der Ziegelei Petersen Tegl und im „Yacht Centrum Nord“. 

Den Feuerwehrleuten stehen nach einem Einsatz klärende Gespräche mit einem Psychologen zu. Oft tauschen sie sich aber auch einfach gründlich untereinander aus: „Wir hängen das in der Halle mit unserer Uniform an die Wand“, so Johnny Hjorth Olling, dessen Vater 2009 bei der Feuerwehr in Ekensund Ehrenmitglied wurde.

Die Jugend Feuerwehr in Pattburg hat eine freundschaftliche Verbindung mit der Freiwilligen Feuerwehr Kaltenkirchen nördlich von Hamburg. Im vergangenen Jahr gab es unter anderem zu Pfingsten an einem Wochenende eine gemeinsame grenzüberschreitende Übung.

Hinter dem Fahrer können vier Feuerwehrleute sitzen. Für Andreas Hjorth Olling dauert es noch ein paar Jahre, bevor er zu seinem ersten Einsatz ausrücken kann. Foto: Ilse Marie Jacobsen
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