Kulturkommentar

„Vom Umgang mit Menschen und der Notwendigkeit des Widerspruchs“

Vom Umgang mit Menschen und der Notwendigkeit des Widerspruchs

Vom Umgang mit Menschen

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
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In dem Buch „Über den Umgang mit Menschen“ von Adolph Freiherr Knigge sieht Claudia Knauer eine gelungene Anleitung, wie man als Mensch mit Menschen umgeht.

Das Zwischenmenschliche hat so seine Tücken. Das liegt unter anderem daran, dass man es mit Menschen zu tun. Was tut man zum Beispiel, um sich als guter Gast zu zeigen? Man bemüht sich um gute Gespräche, ohne sich zu erhitzen, aber auch ohne Lug und Trug widerstandslos Raum zu geben. Und hier kommt zum Tragen, was Adolph Freiherr Knigge in seinem Buch „Über den Umgang mit Menschen“ in der Einleitung schrieb: „Der, welchen nicht die Natur schon mit dieser glücklichen Anlage hat geboren werden lassen, erwerbe sich Studium der Menschen, eine gewisse Geschmeidigkeit, Geselligkeit, Nachgiebigkeit, Duldung, zu rechter Zeit Verleugnung, Gewalt über heftige Leidenschaften, Wachsamkeit auf sich selber und Heiterkeit des immer gleich gestimmten Gemüths; und er wird sich jene Kunst zu eigen machen; doch hüte man sich, dieselbe zu verwechseln mit der schändlichen, niedrigen Gefälligkeit des verworfenen Sklaven, der sich von jedem mißbrauchen läßt, sich jedem preisgibt; um eine Mahlzeit zu gewinnen, dem Schurken huldigt, und um eine Bedienung zu erhalten, zum Unrechte schweigt, zum Betruge die Hände bietet und die Dummheit vergöttert!“

Es geht also nicht um ein Benimmbuch und die Frage, wann welche Gabel zu benutzen ist, sondern darum, als Mensch mit Menschen umzugehen. Als Gast bricht man keinen Streit vom Zaun, schweigt aber auch nicht zu Unrecht. Es ist wichtig, die Stimme gegen die zu erheben, die etwa die schräge These verbreiten, dass Viren nicht töten können oder Russland die Ukraine von den jüdischen Nazis befreien muss. Die Balance zu halten und angesichts von Fake News nicht vor Entsetzen oder Verzweiflung die Stimmen zu erheben, ist schwierig. Es muss laut widersprochen, aber nicht widerschrien werden. Um ein ganz großes Rad zu drehen: Das ist auch notwendig, um unsere Demokratie zu retten und sie nicht den Extremisten zu überlassen.

Knigge war solch ein tiefsinniger Aufklärer, der auf Moral und Weltklugheit setzte. Das benötigen wir auch 2023.

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