Diplomatie
Israel fordert Schritte gegen Irans Atomprogramm
Israel fordert Schritte gegen Irans Atomprogramm
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Israels Außenminister macht bei seinem Antrittsbesuch in Deutschland klar, dass er konkrete Schritte gegen Irans Atomprogramm erwartet. Die IAEA bestätigt unterdessen Spuren von fast waffenfähigem Uran.
Der israelische Außenminister Eli Cohen hat Deutschland zu einem entschlossen Vorgehen gegen die Machthaber im Iran und deren Atomprogramm aufgerufen. «Dies ist der Moment, Schritte einzuleiten. Dies ist der Moment zum Handeln mit dem Ziel, den Iran daran zu hindern, eine Nuklearwaffe zu besitzen», sagte Cohen in Berlin bei einem Treffen mit seiner Amtskollegin Annalena Baerbock (Grüne).
Wie die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) unterdessen mitteilte wurden im Iran Partikel von sehr hoch angereichertem Uran gefunden. Wie IAEA-Chef Rafael Grossi erstmals offiziell bestätigte, hatte das Uran einen Reinheitsgrad von 83,7 Prozent. Das ist nur knapp unter den 90 Prozent, die für Atomwaffen nötig wären. Die Spuren wurden im Januar während einer Inspektion einer Anlage zur Uran-Anreicherung in Fordo entdeckt.
Iranische Behörden erklärten der IAEA, der extrem hohe Anreicherungsgrad sei eine «nicht beabsichtigte Fluktuation». Gespräche mit Teheran zur Klärung dieses Themas seien im Gange, hieß es in dem nicht öffentlichen Bericht, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag. «So etwas kann aus Versehen oder absichtlich passieren», sagte ein hochrangiger Diplomat, der das iranische Atomprogramm intensiv verfolgt. Die bisherigen Analysen der IAEA hätten aber gezeigt, dass nur eine sehr kleine Menge an 83,7-prozentigem Material produziert worden sei, sagte er.
Cohen sagte, es gebe gegenüber Iran zwei Optionen - Sanktionen und militärische Optionen auf den Tisch zu legen. Er verwies auf Geheimdiensterkenntnisse seines Landes und sagte: «Dies ist nun die richtige Zeit, um an diesen zwei Schritten zu arbeiten.» Auch forderte er, die iranische Revolutionsgarde als Terrororganisation einzustufen.
Sorge über nukleare Eskalation vonseiten Teherans
Baerbock hatte zum Auftakt eines gemeinsamen Presseauftritts die Freundschaft zwischen Deutschland und Israel betont. Deutschland stehe zu seiner Verantwortung für die Sicherheit Israels. «Darauf kann Israel sich immer verlassen», sagte sie und nannte das außenpolitischen Handeln auch mit Blick auf Iran. «Irans Regime unterdrückt nicht nur in brutalster Weise seine eigenen Bürgerinnen und Bürger», sondern es gefährde auch die Stabilität der Region.
«Uns beide eint die Sorge über die nukleare Eskalation vonseiten Irans und über die letzten Meldungen über die sehr hohe Urananreicherung», sagte Baerbock. «Für einen so hohen Anreicherungsgrad gibt es keinerlei plausible zivile Rechtfertigung. Iran darf nicht in den Besitz einer Atombombe kommen.» Sie verwies auf diplomatische Bemühungen.
Baerbock äußerte sich auch besorgt über die zunehmende Gewalt im Nahost-Konflikt. «Zuletzt sehen wir mit immer kürzeren Abständen Bilder von tödlichen Terroranschlägen gegen Israelis», sagte sie. Genauso gelte Mitgefühl den Opfern von Racheakten und Selbstjustiz, sagte sie. Nach einem palästinensischen Anschlag im Westjordanland, bei dem zwei Israelis getötet worden waren, war es am Sonntagabend zu schweren Ausschreitungen israelischer Siedler gekommen. Dabei wurden ein Palästinenser getötet und Hunderte verletzt. In der Nähe von Jericho wurde dann am Montagabend ein 27-jähriger Israeli erschossen, der auch über die US-Staatsbürgerschaft verfügte. Die mutmaßlich palästinensischen Täter konnten entkommen.
Baerbock: Einführung der Todesstrafe in Israel wäre Fehler
Baerbock übermittelte Cohen auch die Besorgnis Deutschlands wegen Plänen für eine Einführung der Todesstrafe für Terroristen. «Wir sind aus fester Überzeugung gegen die Todesstrafe, und wir sprechen das überall auf der Welt an», sagte sie. In Deutschland lerne man in der Schule, dass Israel, obwohl es wie kein anderes Land von Terror bedroht sei, die Todesstrafe nur einmal in seiner Geschichte vollstreckt habe - gegen den NS-Kriegsverbrecher Adolf Eichmann. Baerbock: «Das war immer ein beeindruckendes Argument für diejenigen von uns, die Israel auf internationaler Bühne gegen unfaire Kritik verteidigt haben. Ich sage daher als Freundin: Ich bin überzeugt, dass es ein großer Fehler wäre, mit dieser Geschichte zu brechen.»
Das israelische Kabinett hatte am Sonntag einen Gesetzesentwurf gebilligt, der die Todesstrafe für Terroristen vorsieht. Der umstrittene Vorstoß muss noch mehrere Lesungen im Parlament passieren, bevor er in Kraft treten kann. Mit einer ersten Abstimmung wird am Mittwoch gerechnet.
Cohen besuchte in Berlin auch das Holocaust-Mahnmal und traf sich mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde. Es ist sein erste Besuch seit Amtsantritt der neuen israelischen rechts-religiösen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Dezember. Innenpolitisch gibt es in Israel starke Spannungen. Seit Wochen gehen immer wieder Zehntausende Menschen auf die Straße, um gegen eine umstrittene Justizreform der Regierung zu protestieren. Kritiker sehen das Vorhaben als ernste Gefahr für Israels Demokratie.