Klimaschutz

Klimaminister kann sich Windräder über Wäldern vorstellen

Klimaminister kann sich Windräder über Wäldern vorstellen

Klimaminister kann sich Windräder über Wäldern vorstellen

Ritzau/ml
Kopenhagen
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Will man Windenergie über Wäldern erzeugen, sind höhere Anlagen erforderlich. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

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Der Energie-Krisenstab hat vorgeschlagen, dass man bei der Aufforstung auch Windkraftanlagen mitdenken könnte, die über den Baumkronen Energie erzeugen. Der Naturschutzverbund ist gegen diese Art der Mehrfachnutzung. Man solle sich bei der Energiewende auf landwirtschaftliche Flächen konzentrieren.

Dänemark ist ein Land mit viel freier Fläche – möchte man glauben. Tatsächlich herrscht in Dänemark ein Kampf um Flächen. 

Natur soll erhalten bleiben, Wälder sieht man gern aufgeforstet und Ackerland bestellt. Ach ja, und die Energiewende soll gelingen – sprich Windräder und Solarparks müssen ebenfalls ihren Platz finden.  

Mehrfachnutzung von Flächen

Sind diese Interessen überhaupt vereinbar? Der Klimaminister Lars Aagaard (Moderate) meint: Ja – wenn mehr der Bestrebungen auf denselben Flächen kombiniert werden. 

„Es ist wichtig zu prüfen, ob eine Fläche nicht auch mehrere gute Dinge vereinen kann“, sagt der Minister, nachdem der nationale Energiekrisenstab Ende Februar Empfehlungen zur Beschleunigung des Ausbaus grüner Energien vorgelegt hatte.  

Einer der Vorschläge besagt, dass auch Windräder aufgestellt werden können, wenn neue Wälder angelegt werden. Die Windkraftanlagen könnten über den Bäumen rotieren. 

Andere Länder machen das schon

In Deutschland und Schweden sei diese Mehrfachnutzung bereits Usus, erklärt auch Camilla Holbech, Leiterin der Abteilung für erneuerbare Energien und internationale Zusammenarbeit bei Green Power Danmark.

In Wäldern müsste der Turm der Windkraftanlage höher sein, aber das lässt sich leicht bewerkstelligen.

Camilla Holbech

Als Repräsentantin der Energie-Wirtschaft plädiert sie dafür, auch in Dänemark den politischen Rahmen zu setzen, der das ermöglicht. 

In der Praxis wäre eine Anpassung der Windkraftanlagen nötig, so Holbech: „In Wäldern müsste der Turm der Windkraftanlage höher sein, aber das lässt sich leicht bewerkstelligen.“

Naturschutzverband ist dagegen

Beim dänischen Naturschutzverband (Danmarks Naturfredningsforening, DN) blickt man kritischer auf den Vorstoß. Der Vizepräsident bei DN, Sebastian Jonshøj, hält eine Mehrfachnutzung von Flächen zwar für sinnvoll, aber dabei sollte man sich auf die landwirtschaftlich betriebenen Flächen konzentrieren. 

Wir wollen nicht noch mehr von diesen einseitigen Produktionswäldern, in denen alles nur in geraden Reihen steht.

 

Sebastian Jonshøj

„Auf nur 2 Prozent der bestehenden landwirtschaftlichen Fläche könnten wir das Ziel erreichen, die erneuerbaren Energien an Land zu vervierfachen“, so Jonshøj. 

Camilla Holbech von Green Power Danmark hat hingegen ein bereits geplantes Vorhaben der Regierung im Auge, das neue Bewaldung auf insgesamt 250.000 Hektar Landesfläche vorsieht. Ginge es nach ihr, berücksichtige man dabei den neuen Vorstoß, Windkraft und Aufforstung zu kombinieren. 

Laut Camilla Holbech wäre für eine Vervierfachung erneuerbarer Energien von Land eine Fläche von etwa 35.000 Hektar nötig. Der Großteil davon würde für Solaranlagen und rund 10.000 Hektar für Windkraftanlagen benötigt – das entspricht knapp 4 Prozent der Fläche, auf der aufgeforstet werden soll.  

Weniger Wald-Diversität mit Windkraftanlagen 

DN unterstützt das nicht. Das Argument dagegen ist, dass Wälder, in denen auch Windkraftanlagen errichtet werden, weniger Biodiversität ermöglichen. „Wir wollen nicht noch mehr von diesen einseitigen Produktionswäldern, in denen alles nur in geraden Reihen steht“, sagt Sebastian Jonshøj. Es müsse mehr Rücksicht auf die Natur genommen werden, was in Kombination mit der Errichtung von Windkraftanlagen nur schwer möglich sei. 

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