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Venstre: Betriebe sollen Rechenschaft über Verteilung der Geschlechter ablegen

Venstre: Betriebe sollen Rechenschaft über Verteilung der Geschlechter ablegen

Venstre fordert Geschlechter-Rechenschaft von Betrieben

Kopenhagen
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Kim Valentin während der Debatte am Mittwoch (Screendump) Foto: ft.dk

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Fast die Hälfte der größten Unternehmen Dänemarks hat keine einzige Frau im Vorstand. Der Gleichstellungssprecher von Venstre, Kim Valentin, sieht darin ein schwerwiegendes strukturelles Problem. Große Investoren wie die Rentenkassen sollen helfen, das zu ändern.

Im Folketingssaal war es am Mittwoch deutlich zu sehen: Die Balance der Geschlechter ist bei der Sprecherfunktion für den Bereich Gleichstellung ungleich. Zehn Parteien haben Sprecherinnen und nur zwei haben Sprecher. Die zuständige Ministerin heißt Marie Bjerre und kommt von Venstre.

Genau umgekehrt sieht es mit dem Gleichgewicht aus, wenn wir auf die Chefetagen der Wirtschaft blicken. 44 Prozent der 2.873 größten Betriebe haben keine einzige Frau im Vorstand. Die Tatsache, dass man eine Frau ist, ist die größte Barriere, um eine Chefstelle zu ergattern.

Venstre fordert Gleichstellung bei leitenden Posten

Diese Fakten kann man im Jahresbericht der Regierung zur Gleichstellung nachlesen, der am Mittwoch vom Parlament diskutiert wurde. Und genau diese Aspekte des Berichts waren das zentrale Thema für den Gleichstellungssprecher von Venstre, Kim Valentin. Untersuchungen würden zeigen, dass gleich viele Männer und Frauen den Wunsch haben, eine Führungsposition zu erlangen.

„Und wenn man misst, wie fähig Personen mit einem leitenden Posten sind, sind Männer und Frauen gleich fähig. Dann ist es doch töricht, dass wir unsere Gesellschaft nicht so einrichten, dass Männer und Frauen im gleichen Maß Führungskräfte werden“, sagte er während der Debatte.

Valentin gegen Quote

Für ihn ist daher von einem strukturellen Problem die Rede, da sich Frauen in deutlich geringerem Maße den Wunsch auf eine leitende Stelle erfüllen können als Männer. Dennoch spricht Valentin sich gegen eine Frauenquote in den Chefetagen und den Vorständen der Unternehmen aus.

Stattdessen schlägt er vor, dass die Betriebe Rechenschaft über den Anteil von Männern und Frauen in der Führung und im Vorstand ablegen sollen.

„Wir wissen, dass die Rentenkassen sich gerne daran beteiligen wollen, die Unternehmen daran zu messen, ob sie Gleichstellung oder Ungleichheit auf der Leitungsebene haben“, erläuterte er seinen Vorschlag.

Auch sollen die Unternehmen darüber informieren, ob sie eine Gleichstellungspolitik haben oder nicht. Er setzt darauf, dass die Investorinnen und Investoren in geringerem Maß ihr Geld in Betriebe stecken möchten, bei denen es ein Ungleichgewicht der Geschlechter gibt.

Radikale für Quote

Die Sprecherin von Radikale Venstre, Samira Nawa, teilt Valentins Analyse der Situation. Meint jedoch nicht, dass sein Vorschlag ausreicht, um die Kultur zu ändern.

„Wir dürfen nicht nur darüber reden, dass es diese Kultur und strukturellen Barrieren gibt, sondern wir müssen die Probleme auch lösen. Und eine Lösung ist eine Quote für eine begrenzte Periode“, sagte sie, ist jedoch auch dem Venstre-Vorschlag gegenüber aufgeschlossen.

Anders sehen dies drei Parteien des bürgerlichen Lagers. Die Dänische Volkspartei, die Dänemarkdemokraten und die Liberale Allianz meinen, es sei Ausdruck einer freien Entscheidung, wenn Frauen weniger Leitungsposten innehaben. 

„Frauen in Dänemark haben alle Möglichkeiten, wenn sie Lust dazu haben, in die Chefetagen vorzustoßen. Es ist möglich, dass es Strukturen und veraltete Denkmuster gibt, und darüber können wir natürlich reden“, sagte Sussie Jessen, Sprecherin der Dänemarkdemokraten.

Sie spricht sich entschieden dagegen aus, dass das Folketing in dieser Frage aktiv werden soll.

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