Thule-Vereinbarung

Forschung: USA hat Interesse an weiterer Aufrüstung in der Arktis

Forschung: USA hat Interesse an weiterer Aufrüstung in der Arktis

USA hat Interesse an weiterer Aufrüstung in der Arktis

Ritzau/nb
Kopenhagen/Nuuk
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Die Thule-Basis im nordwestlichen Grönland aus der Luft gesehen. Die USA sind mit einem grönländischen Konsortium einen 12-jährigen Vertrag in Höhe von 28 Milliarden Kronen für den Servicebetrieb des Stützpunktes eingegangen (Archivfoto). Foto: Ida Guldbæk Arentsen/Ritzau Scanpix

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Eine Vereinbarung zwischen der USA und Grönland zur Thule-Basis im Nordwesten Grönlands deutet nach Ansicht eines Experten auf eine weitere militärische Aufrüstung vonseiten der USA hin. Die Außenminister Grönlands und Dänemarks begrüßen die Einigung auf einen Servicevertrag für den arktischen Militärstützpunkt.

Die USA haben am Sonnabend eine Vereinbarung mit Grönland zum Servicebetrieb des US-amerikanischen Militärstützpunktes in Nordwestgrönland, der Thule-Basis, geschlossen.

Nach Ansicht von Marc Jacobsen, Forscher am Institut für Strategie und Kriegsstudien an der Verteidigungsakademie, stellt die Einigung ein Zeichen für das wachsende Interesse der USA an der Arktis dar, für die die Basis ein wichtiger militärischer Stützpunkt ist.

Die USA sind dabei, in der Arktis aufzurüsten.

Marc Jacobsen, Forscher am Institut für Strategie und Kriegsstudien, Verteidigungsakademie

„Die USA sind dabei, in der Arktis aufzurüsten. In den vergangenen fünf Jahren konnten wir sehen, wie die USA aus dem Dornröschenschlaf erwacht sind und eingesehen haben, dass die Vorgänge in der Arktis von Bedeutung für die nationale Sicherheit sind“, sagt Jacobsen.

Zwei entscheidende Gründe für Aufrüstung

Seiner Überzeugung nach gibt es zwei entscheidende Gründe, weshalb die USA in der Arktis aufrüsten.

Einer davon sei China und das Interesse des Riesenreiches im Osten für die Arktis. China sei der große globale Konkurrent der USA in der Arktis, wo die Chinesinnen und Chinesen insbesondere in den Bereichen Wirtschaft und Forschung investiert haben, so Jacobsen unter Verweis auf die „Belt and Road“-Initiative.

Dabei handelt es sich um eines der weltweit ambitioniertesten Infrastrukturprojekte, das sich vom östlichen Teil Asiens bis nach Europa streckt. Es läuft auch unter dem Synonym „Neue Seidenstraße“.

Das Verhältnis zwischen der USA und Russland wurde durch den Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar eindeutig verschlechtert.

Marc Jacobsen, Forscher am Institut für Strategie und Kriegsstudien, Verteidigungsakademie

Der andere Grund für die Aufrüstung der USA findet sich in dessen altem Gegner aus Zeiten des Kalten Krieges, Russland. Das Land ist über den Nordpol hinweg einer der Nachbarstaaten Grönlands.

„Das Verhältnis zwischen der USA und Russland wurde durch den Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar eindeutig verschlechtert“, so Jacobsen.

Verbesserung des Verhältnisses zwischen den USA, Dänemark und Grönland

Im Gegensatz dazu hat die Vereinbarung das Verhältnis zwischen der USA, Dänemark und Grönland verbessert. Ursprünglich war der Servicevertrag ausschließlich an ein US-amerikanisches Unternehmen gegangen, wodurch Grönland eine wichtige Einnahmequelle verlor.

Von der Vereinbarung geht das Signal einer engen und respektvollen Zusammenarbeit zwischen den USA, Dänemark und Grönland aus.

Vivian Motzfeldt (Siumut), grönländische Außenministerin

Nach Angaben der amerikanischen Botschaft in Dänemark umfasst die Servicevereinbarung Leistungen für den Flugbetrieb am Boden, Ingenieurs- und Umweltprojekte sowie Leistungen in den Bereichen Lebensmittel- und Gesundheitsversorgung. Die Vereinbarung mit einer zwölfjährigen Laufzeit sieht eine Obergrenze für Ausgaben in Höhe von 28 Milliarden Kronen vor.

Zufriedenheit auch bei Løkke Rasmussen

Dementsprechend begrüßen die Außenminister Grönlands und Dänemarks, Vivian Motzfeldt (Siumut) und Lars Løkke Rasmussen (Moderate), die Vereinbarung.

„Von der Vereinbarung geht das Signal einer engen und respektvollen Zusammenarbeit zwischen den USA, Dänemark und Grönland aus. Wir können damit ein Ergebnis erzielen, mit wir alle zufrieden sein können“, sagt Motzfeldt.

Auch der frisch gebackene dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen (Moderate) freut sich über die Vereinbarung.

Zweck der Verhandlungen war, Grönland und seiner Bevölkerung den größtmöglichen Nutzen aus der militärischen Anwesenheit der USA zu sichern.

Lars Løkke Rasmussen (Moderate), dänischer Außenminister

„Zweck der Verhandlungen war, Grönland und seiner Bevölkerung den größtmöglichen Nutzen aus der militärischen Anwesenheit der USA zu sichern. Das finde ich, ist mit dem Ergebnis, das jetzt auf dem Tisch liegt, gelungen“, so Løkke in einem schriftlichen Kommentar gegenüber „Ritzau“.

Entscheidend für gemeinsame Verteidigungspartnerschaft

Die Vereinbarung tritt mit Beginn des neuen Jahres in Kraft, ab dem 1. Oktober 2023 übernimmt die grönländische Gesellschaft Inuksuk in vollem Umfang die Instandhaltung der Thule-Basis. Eine entsprechende Vereinbarung hatte es auch bereits früher gegeben, allerdings waren die Aufgaben 2014 ausschließlich einer US-amerikanischen Gesellschaft zugefallen, wodurch Grönland auf eine wichtige Einnahmequelle verzichten musste.

Die US-amerikanische Botschaft in Dänemark schreibt in einer Pressemitteilung, dass die USA über viele Jahre hinweg eine enge Zusammenarbeit mit der dänischen und der grönländischen Regierung gehabt haben. „Die Instandhaltung von Thule ist entscheidend für unsere gemeinsame Verteidigungspartnerschaft und die arktische Forschungszusammenarbeit“, so die US-Botschaft in einer schriftlichen Stellungnahme.

Die Thule-Basis in Nordwestgrönland (Archivfoto) Foto: Ida Guldbæk Arentsen/Ritzau Scanpix
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