DANSK-TYSK MED MATLOK

Jens Rohde: Mehr institutionelle Zusammenarbeit mit Deutschland

Jens Rohde: Mehr institutionelle Zusammenarbeit mit Deutschland

Rohde: Mehr institutionelle Zusammenarbeit mit Deutschland

DN
Kopenhagen
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Jens Rohde und Siegfried Matlok beim Interview im „Samtaleværelset“ des Folketings. Foto: DK4

Dänemark solle eine engere Zusammenarbeit mit Deutschland anstreben. Das wünscht sich der Folketingsabgeordnete der Radikalen Venstre, Jens Rohde, der sogar eine stärkere institutionelle Zusammenarbeit mit dem Nachbarland fordert. Als mögliche Idee nennt er das Beispiel des neuen deutsch-französischen Vertrages von Aachen.

Eine engere Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Bundestag und dem dänischen Folketing sei sehr wünschenswert, betonte Rohde in der Fernsehsendung „Dansk-tysk med Matlok“ auf DK4. Deutschland und Dänemark haben nicht nur ökonomisch und politisch, sondern auch kulturell viele Gemeinsamkeiten. Denkbar wäre nach den Vorstellungen von Rohde, eine neue vertiefte Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Dänemark auch auf den gesamten Norden auszuweiten.

Rohde, der viele Jahre Spitzenpolitiker von Venstre unter Staatsminister Anders Fogh auf Christiansborg war, verweist vor dem Hintergrund eines baldigen Brexits auch darauf, dass Dänemark – mit Ausnahme bei der Sprache – mit Deutschland mehr Gemeinsamkeiten hat als mit Großbritannien, dessen EU-Austritt auch Veränderungen für das deutsch-dänische Verhältnis bringen werden. In der EU ändern sich dadurch auch Mehrheiten im Ministerrat, und deshalb wird auch Deutschland in manchen Politikfeldern an einer engeren Zusammenarbeit mit Dänemark interessiert sein. „Wir sollten auf jeden Fall unsere Bande zu Deutschland enger knüpfen“,  erklärt Rohde.

Dem langjährigen dänischen DU-Abgeordneten geht es vor allem darum, dass Deutschland in Europa künftig mehr Verantwortung übernimmt. Die deutsche Vergangenheit sei für die Deutschen verständlicherweise noch heute ein Fluch, aber es führt kein Weg daran vorbei, dass Deutschland in Europa künftig eine größere Rolle spielen wird – hoffentlich auch weiterhin in enger Zusammenarbeit mit Frankreich, so der 3. Vizepräsident des Folketings.  

Deutschland kann von Dänemark lernen: Minderheitsregierung

Rohde meint, dass Deutschland über kurz oder lang eine Minderheitsregierung brauchen wird. Rohde sieht ein gefährliches Abschmelzen der großen Volksparteien CDU/CSU und SPD und empfiehlt den deutschen Politikern einen Erfahrungsaustausch über das dänische Modell von Minderheitsregierungen.

Rohde hat die letzte Bundestagswahl selbst vor Ort beobachtet und die Kanzler-Kandidaten Angela Merkel und Martin Schulz bei ihren Wahlauftritten begleitet, aber eine große Koalition, die sich ständig bekämpft, sei keine gute demokratische Lösung für das große Nachbarland. Eine Regierung müsse vielmehr als Kollegium auftreten, sich gegenseitig stützen, statt ständig zu bekämpfen. Das sei in Wirklichkeit der wahre Grund für den starken Rückgang der beiden Volksparteien bei den letzten Wahlen, nach seiner Auffassung  mehr Ursache als die Flüchtlingswelle 2015. Persönlich hätte er sich lieber eine Jamaika-Koalition gewünscht,  aber in der entscheidenden Stunde habe sein FDP-Freund Christian Lindner aus alten EU-Zeiten leider versagt.

Der Folketingsabgeordnete räumt ein, dass es in der deutschen Politik oft an einem Konsens-Verständnis fehle. Das führt er darauf zurück, dass man in Dänemark als Regierung oft auf einflussreiche Parteien Rücksicht nehmen muss, die nur einen Wähleranteil von zwei bis drei Prozent aufweisen. Die dänischen Erfahrungen, mit politischen Minderheiten richtig umzugehen, müsse man in Deutschland noch lernen angesichts einer neuen parlamentarischen Situation, in der die großen Parteien künftig wahrscheinlich nicht mehr allein regieren können.

Dänischer Politiker mit Glücksgefühlen in Deutschland

Im dänischen Folketing gibt es nur noch wenige Politiker mit engen Beziehungen zu Deutschland oder gar mit deutschen Sprachkenntnissen: Jens Rohde ist einer von ihnen. Im Interview geht er sogar soweit, zu betonen, er erlebe Glücksgefühle, wenn er als Däne über die Grenze nach Deutschland fährt.

Dann denke ich deutsch, fahre wie ein Deutscher und fluche sogar wie ein deutscher Autofahrer, berichtet Rohde, dessen Mutter Renate aus Wiesbaden stammt.

Der langjährige ehemalige Abgeordnete im EU-Parlament hat übrigens ein ganz besonderes Hobby: Jedes Jahr zu Weihnachten baut er eine Eisenbahn-Modellbahn seines deutschen Großvaters zu Hause in Viborg auf – und sogar mit DDR-Zügen von der Marke Fleischmann, wie er stolz in der Sendung erzählt.

Das gesamte Interview mit Jens Rohde gibt es hier.

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