Gesundheitssystem

Vereinigungen: Nicht alle haben Hilfe durch Angehörige

Vereinigungen: Nicht alle haben Hilfe durch Angehörige

Vereinigungen: Nicht alle haben Hilfe durch Angehörige

dodo/Ritzau
Kopenhagen
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Jeder dritte Mensch mit einer physischen Beeinträchtigung in Dänemark kann nicht auf die Unterstützung von Angehörigen zählen. Foto: Sarah Christine Nørgaard/Ritzau Scanpix

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Um das Gesundheitssystem zu entlasten, plant die Regierung künftig Angehörige in die Pflege mehr einzubinden. Das sorgt unter anderem bei der Unfallpatientenvereinigung für viel Kritik.

Angehörige können eine bedeutende Stütze für Menschen mit physischen Behinderungen sein, die dadurch in ihrem täglichen Leben stärker eingeschränkt sind.

Doch alarmierenderweise zeigt eine aktuelle Untersuchung der Unfallpatientenvereinigung und der Poliovereinigung (Ulykkespatientforeningen og Polioforeningen), dass knapp jeder dritte Mensch mit einer physischen Beeinträchtigung nicht auf die Unterstützung von Angehörigen zählen kann.

Neue Studie

Die Studie, die Mitglieder beider Vereinigungen umfasst, die entweder durch einen Unfall mit einer körperlichen Einschränkung konfrontiert sind oder an Polio leiden, zeigt die Herausforderungen, denen Menschen mit Behinderungen beim Aufbau sozialer Netzwerke gegenüberstehen.

Janus Tarp, Vorsitzender der Unfallpatientenvereinigung, sagt dazu: „In einer ohnehin schon gefährdeten Gruppe ist es empörend und menschlich bedauerlich, dass die Regierung mit ihrem jüngsten Vorschlag im Bereich der Seniorenpolitik knappe Ressourcen durch eine verstärkte Einbindung der Angehörigen außerhalb des Gesundheitswesens lösen will“, erklärt Tarp in einer offiziellen Pressemitteilung.

Sauer auf Regierung

Er bezieht sich dabei auf einen Seniorenvorschlag der Regierung im Januar, der unter anderem vorsieht, dass Angehörige eine größere Rolle bei der Unterstützung älterer Menschen spielen sollen.

Gesundheitsministerin Sophie Løhde (Venstre) erhielt im Februar dementsprechende Empfehlungen von einem Priorisierungsrat des Gesundheitssektors, der auf Initiative des Ärzteverbands ins Leben gerufen wurde.

Die Empfehlungen beinhalten unter anderem, dass Angehörige eine aktivere Rolle bei der Gestaltung von individuellen Patientenverläufen übernehmen sollten, um den Druck auf das überlastete Gesundheitssystem zu reduzieren.

Mehr als ein Drittel der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer der Unfallpatientenvereinigung und der Poliovereinigung sind über 71 Jahre alt, während die Hälfte über 61 Jahre alt ist. Eine weitere Untersuchung aus dem vergangenen Jahr ergab, dass 47 Prozent der Betroffenen soziale Aktivitäten, darunter auch Weihnachtsfeiern, aufgrund von Barrieren und finanziellen Engpässen ablehnen mussten.

Erhöhtes Risiko für Einsamkeit

„Vorherige Studien zeigen, dass physische Behinderungen das soziale Leben erheblich beeinträchtigen und Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen ein erhöhtes Risiko haben, sozial isoliert zu sein“, betont Janus Tarp.

Er kritisiert, dass eine verstärkte Einbindung von Angehörigen vor allem den Ressourcenstarken zugutekommen würde und die Kluft zwischen privilegierten und weniger privilegierten Gruppen weiter vertiefen könnte. Tarp schlägt stattdessen vor, die Probleme durch die Einführung von Behandlungskoordinatoren zu bewältigen, die die Behandlungsverläufe effizient organisieren und koordinieren können.

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