Kontaktgremium

Investitionsstau bei der Minderheit

Investitionsstau bei der Minderheit

Investitionsstau bei der Minderheit

Nordschleswig
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Der Minderheitenbeauftragte Johannes Callsen überreichte dem DGN-Rektor Jens Mittag einen Gutschein für eine neue Holzbank. Foto: Gwyn Nissen

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Das Kontaktgremium des Kieler Landtages hat sich in Nordschleswig über Aktuelles aus der deutschen Minderheit in Nordschleswig informiert. Schulen stehen laut Schulrätin Anke Tästensen vor großen Herausforderungen.

Die deutsche Minderheit in Nordschleswig steht vor großen Herausforderungen: Der Andrang in den Schulen und Institutionen des Deutschen Schul- und Sprachvereins (DSSV) ist weiterhin groß, und in vielen Orten platzen die Einrichtungen nun aus allen Nähten.

„Es sind positive Herausforderungen, denn ich habe bei meinem Antritt nicht damit gerechnet, dass zu viele Schüler ein Problem darstellen würden – eher umgekehrt“, erklärte Anke Tästensen, Schulrätin des DSSV, beim Treffen im Deutschen Gymnasium für Nordschleswig (DGN).

Dem Nordschleswig-Gremium gehören Vertreter der deutschen Minderheit sowie Politiker aus dem Landtag in Kiel und dem Bundestag an.

Vor wenigen Jahren waren die Schülerzahlen an den 13 deutschen Schulen in Nordschleswig knapp über 1.200. Der DSSV erwartet für 2022 über 1.400 Schüler und bewegt sich in Richtung 1.500.

Auch am DGN wird es in den Klassenräumen eng. Foto: Gwyn Nissen

Klassenräume zu klein

Konkret sind in einigen Schulen in Nordschleswig die Klassenräume zu klein, um mehr Schüler aufzunehmen, während in anderen Schulen neue Klassenräume nötig wären, weil Klassen geteilt werden müssen. Nach Informationen des „Nordschleswigers“ untersuchen offenbar  mehrere Schulen derzeit, ob Pavillons aufgestellt werden können.

Hinzu kommt, dass sich in Schulen, Kindergärten und weiteren Einrichtungen der Minderheit ein genereller Investitions-Stau aufgebaut hat. Die Verbände der Minderheit haben ihren Bedarf und Wünsche in einer Liste gesammelt, und es kommen dabei Investitionsmaßnahmen in Höhe von 20 Millionen Euro oder fast 150 Millionen Kronen zusammen.

Mittel reichen nicht aus

Dabei erhält die deutsche Minderheit jährlich etwa 4,5 Millionen Kronen aus der Bundesrepublik (614.000 Euro), etwa dieselbe Summe vom dänischen Staat und einen geringeren Betrag vom Landtag aus Schleswig-Holstein.

Uwe Jessen, Generalsekretär des Bundes Deutscher Nordschleswiger, machte unter anderem darauf aufmerksam, dass die Bundesmittel in etwa die gleiche Summe ist wie in DM-Zeiten – nur dass die Minderheit sich für das Geld weniger kaufen kann. Heute würden bei Neubauten, zum Beispiel eines Kindergartens, die Investitionsmittel von drei Jahren beansprucht, und in der Zeit könnten andere Wünsche nicht erfüllt werden.

Jessen und die deutsche Minderheit hoffen vor allem auf eine Aufstockung der deutschen Fördermittel aus Berlin.

Politiker aus Schleswig-Holstein haben am Freitag das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig besichtigt. Foto: Gwyn Nissen

Hinrich Jürgensen: Zug verpasst

Uwe Jessen musste dem Kontaktgremium den Bericht des BDN-Hauptvorsitzenden vorlesen, da Hinrich Jürgensen auf dem Weg zurück vom Staatsbesuch von Königin Margrethe in Berlin, in Hamburg die Verbindung nach Dänemark verpasste.

Jürgensen blickte in seinem Bericht unter anderem auf die Corona-Folgen in der Minderheit zurück und stellte dabei fest, dass Vieles doch durchgeführt werden konnte – darunter der Besuch im Sommer von Königin Margrethe und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Minderheit.

Anke Tästensen wurde von den schleswig-holsteinischen Politikern zu den digitalen Erfahrungen befragt, und um Digitalisierung ging es auch, als Chefredakteur Gwyn Nissen über die Digitalisierung des  „Nordschleswigers“ berichtete.

Kontakte zu Kopenhagen verbessern

Schließlich stellte Sekretariatsleiter und Kommunikationschef Harro Hallmann fest, dass die Arbeit im Kontaktausschuss des Folketings hakt. Dort sei in den vergangenen vier Jahren nur eine Sitzung durchgeführt worden – und das virtuell –, während mit dem Nordschleswig-Gremium zwei jährliche Treffen stattfinden würden.

Die Minderheit sei allerdings optimistisch, was eine Neustrukturierung des Kontaktes zwischen Folketing und Minderheit angehe. Generell sei die Zusammenarbeit mit den Abgeordneten positiv, doch die Struktur müsse neu gedacht werden – und hier sei bereits Bewegung in der Sache.

Geschenk für das DGN

Am Rande des Treffens hob der Minderheitenbeauftragte des schleswig-holsteinischen Landtages, Johannes Callsen (CDU) die Arbeit des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig hervor. Unter andrem bei einer historischen Spurensuche mit der Duborg-Schule aus der dänischen Minderheit, beim Theaterprojekt „Amphibien“ sowie beim Projekt Schülerbotschafter. Das DGN würde über den schulischen Alltag hinaus einen aktiven Einsatz für die deutsch-dänische Verständigung leisten, sagte Callsen und überreichte Rektor Jens Mittag einen Gutschein für eine Sitzgelegenheit im Außenbereich.

Zum Abschluss des Treffens wurden die Politiker und Vertreter aus Schleswig-Holstein von ebensolchen Schülerbotschaftern durch die Schule geführt.

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Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
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