Deutsche Minderheit

Saxburg-Trainer enttäuscht über mangelnde Förderung des Handballs

Saxburg-Trainer enttäuscht über mangelnde Förderung des Handballs

Saxburg-Trainer enttäuscht: Handball spielt kaum eine Rolle

Saxburg/Tingleff
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Saxburg-Trainer Christian Boyschau wünscht sich, dass Kinder und Jugendliche in den Schulen der Minderheit wieder mehr an das Handballspielen herangeführt werden. Foto: Karin Riggelsen

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Christian Boyschau, Trainer des Saxburger Erfolgsteams, hofft auf eine Wiederbelebung des Handballsports innerhalb der deutschen Minderheit. Thore Naujeck vom Deutschen Jugendverband für Nordschleswig betont, dass Schulen und Vereine die Initiative ergreifen müssen. Fußball, Faustball und Tischtennis stehen derzeit im Mittelpunkt, aber eine Handball-Auswahlmannschaft des Team Nordschleswig sei ebenfalls möglich, abhängig von der Nachfrage.

Jahrzehntelang galt die deutsche Minderheit als Handball-Hochburg. Dies ist schon seit vielen Jahren nicht mehr der Fall, auch wenn mit BBI Saxburg ab der kommenden Saison erstmals seit vielen Jahren – und zum ersten Mal überhaupt bei den Männern – wieder ein Verein aus der Minderheit im Divisions-Handball vertreten ist. Zuvor ist dies nur den Frauen des Jugendbundes Rapstedt/Osterhoist gelungen. 

Dass es das Saxburger Herrenteam geschafft hat, in die 3. Division aufzusteigen, könnte dem Handball in der Minderheit einen neuen Schub geben. Dies würde den Saxburger Aufstiegstrainer Christian Boyschau freuen. Er wünscht sich, dass der Handball vor allem bei den Kindern und Jugendlichen der Minderheit wieder mehr gefördert wird. 

„Handball wird heute ja eigentlich nur noch beim SV Tingleff und bei uns gespielt. Die Handball-Förderung in der Minderheit war früher richtig gut, als vom Jugendverband hochqualifizierte Leute angestellt wurden, um alle Minderheitenschulen zu besuchen und vor Ort Training zu geben. Ich würde mir wünschen, dass der Jugendverband das wieder anbieten würde. Damals hat der Handball geboomt und viele Kinder haben teilgenommen”, sagt Boyschau. 

Beim Knivsbergfest 2019 spielten die Mädchen und Jungen noch auf zwei Feldern Handball. Foto: Karin Riggelsen

Inzwischen befinde sich der Handball in der Minderheit auf dem absteigenden Ast, was dem Saxburg-Trainer zufolge auch daran zu erkennen sei, dass mangels fehlenden Interesses zuletzt nicht einmal mehr das traditionelle jährliche Rasen-Handball-Turnier auf dem Knivsberg stattfand. 

Vielleicht braucht es ja genau so ein Zugpferd wie die Aufstiegsmannschaft des BBI Saxburg, um wieder mehr Kinder und Jugendliche für den Handballsport zu begeistern.

Thore Naujeck

Dass der Handball in der Minderheit nicht mehr den selben Stellenwert hat wie einst, habe laut Thore Naujeck, dem Leiter des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig (DJN), mehrere Gründe. Die Entscheidung, den Handball noch mehr zu fördern, müsse in erster Linie aber von den Minderheiten-Schulen und -Vereinen selbst getroffen werden, so Naujeck.

Interesse muss von Vereinen und Schulen ausgehen

„Als Verband unterstützen wir unsere eigenen Vereine, die in Verbindung mit den Schulen Anträge stellen können. Wir haben mit beispielsweise Hans Martin Asmussen einen ehemaligen Profi-Handballer, der den Kindern in der Minderheit den Handball auch heute nahebringt. Die Vereine haben immer die Möglichkeit, für solche Sportlehrerstunden Anträge zu stellen, aber die Entscheidung, ob sie sich zum Beispiel für eine Förderung im Handball, Kinderturnen oder Faustball bewerben, treffen sie ganz alleine”, erklärt Naujeck, demzufolge die Zahl der handballspielenden Kinder leider nicht nur in der Minderheit gefallen sei, sondern eine generelle Tendenz in Nordschleswig widerspiegelt. 

„Auch in den Handball-Vereinen der Minderheit gibt es nicht mehr so eine große Nachfrage. Wir können nicht die tägliche Arbeit in den Vereinen übernehmen, sondern nur unterstützen, und deshalb mangelt es in vielen Vereinen auch an ausreichend Freiwilligen. Das Interesse muss vor Ort vorhanden sein. Wenn wir aber Anfragen von den Vereinen bekommen, sind wir immer gerne dazu bereit, sie bezüglich ihrer Wünsche zu unterstützen”, so Naujeck.

Wir sind die letzten, die den Handball oder irgendeinen anderen Sport nicht wollen.

Thore Naujeck

Während der Deutsche Jugendverband und das Team Nordschleswig in den vergangenen Jahren verstärkt auf Fußball, Faustball und Tischtennis gesetzt haben, gibt es kein Team Nordschleswig für die Handballerinnen und Handballer der Minderheit. Auch dies sei laut dem Leiter des Jugendverbandes keine Entscheidung gegen den Handball gewesen.

Noch kein Team Nordschleswig im Handball

„Wir haben derzeit beim Team Nordschleswig drei Sparten mit Faustball, Fußball und Tischtennis. Aber auch da ist es möglich, dass wir als Team Nordschleswig in Zukunft eine Auswahlmannschaft im Handball stellen. Mich persönlich würde es freuen, wenn der Handball wieder auflebt”, meint Naujeck, der zur Einordnung der Lage jedoch hinzufügt, dass in Nordschleswig früher Auswahlmannschaften im Jugendbereich an Handballturnieren wie unter anderem Jugend trainiert für Olympia teilgenommen hätten. Damals seien jedoch beispielsweise die SG West und der SV Tingleff noch „große Player” gewesen. Die SG West habe diesen Status längst verloren und in Tingleff müsse heute hart dafür gearbeitet werden, um Mannschaften stellen zu können – und das obwohl auch der SV Tingleff einst eine Handball-Hochburg mit zwei oder drei Teams in jeder Altersklasse war. Dass es bisher noch kein Team Nordschleswig im Handball gebe, sei deshalb ausschließlich der derzeit mangelnden Nachfrage geschuldet.

Thore Naujeck würde sich freuen, wenn durch den Aufstieg von BBI Saxburg wieder mehr Personen in der Minderheit für den Handballsport begeistert werden können. Foto: Karin Riggelsen

„Wir sind die letzten, die behaupten würden, dass wir den Handball oder irgendeinen anderen Sport nicht wollen. Zweimal im Jahr haben wir Vereinsabende, bei denen jeder Verein Dinge ansprechen, Vorschläge machen oder Anregungen an den Verband weitergeben kann. Wenn die Vereine wieder mehr Handball machen wollen, darf der Vorstand des jeweiligen Vereins dies gerne mit uns besprechen. Dann schauen wir gemeinsam, was wir machen können. Vielleicht braucht es ja genau so ein Zugpferd wie die Aufstiegsmannschaft des BBI Saxburg, um wieder mehr Kinder und Jugendliche für den Handballsport zu begeistern”, macht Naujeck Boyschau und weiteren Handballfanatikerinnen und -fanatikern innerhalb der Minderheit abschließend ein wenig Hoffnung.

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