Kommentar

„Kein Deutsch: Kommune verpasst die Chance auf mehr Gäste“

Kein Deutsch: Kommune verpasst die Chance auf mehr Gäste

Kein Deutsch: Kommune verpasst die Chance auf mehr Gäste

Apenrade/Aabenraa
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Apenrade verfängt sich im „Sprachennebel“. Foto: Karin Riggelsen

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Die Kommune möchte mehr Touristinnen und Touristen, trotzdem wird die deutsche Sprache wenig in touristische Angebote integriert. Das jüngste Beispiel ist eine digitale Stadtführung.

Eine App auf dem Smartphone macht es möglich: Per Stadtführer geht es durch die Apenrader Innenstadt hin zu historischen Sehenswürdigkeiten und Kunstwerken, die inzwischen mehrfach in der Stadt zu finden sind. Von vielen spannenden und informativen Dingen wird darin berichtet. Für Gäste und Einheimische eine tolle Sache.

Vom Erlebnis ausgeschlossen

Gäste jedoch, die der dänischen Sprache nicht mächtig sind – sind von dem Erlebnis ausgeschlossen, denn die Führung gibt es nur auf Dänisch. Wenn die Nachfrage da sei, wolle man in anderen Sprachen wie Englisch oder Deutsch nachliefern, so die Auskunft aus der Tourist-Information. 

Ähnlich war es im „Genforeningspark“, der zur Feier der Wiederangliederung Nordschleswigs an Dänemark (im Dänischen „Genforening“) am Folkehjem, einem historischen Knotenpunkt, entstanden ist. Die Geschichte der „Wiedervereinigung“ (Genforening) wird dort erzählt. Auf einer Infotafel (auf Dänisch) gab es sogenannte QR-Codes, die weitere Infos auf dem Smartphone eröffneten – wiederum nur auf Dänisch. Dabei ging es um ein wichtiges Stück deutsch-dänische Geschichte. 

Übersetzung auf eigene Faust

Erst das Team Gesine Brandt und Kurt Seifert machte es auch für Deutsch sprechende Touristinnen und Touristen möglich, sich über die Geschichte der „Wiedervereinigung“ zu informieren und ihren Spuren im „Genforeningspark“ zu folgen, der für diesen Zweck angelegt wurde.

Wohlgemerkt: Brandt und Seifert arbeiteten auf eigenes Bestreben hin, die Grenzgeschichte für deutsche Gäste zugänglich zu machen. 

Die Frage ist, warum die Kommune Apenrade und der Touristenverband „Destination Sønderjylland“, die Apenrade doch gerne als Touristenstadt sehen, so wenig auf deutsche Besuchende eingerichtet ist. Sie werden schlichtweg vergessen. 

Dabei kann die Fördestadt sich nicht mit langen Sandstränden, Leuchttürmen und Dünenlandschaften brüsten, wie sie bei den Gästen aus Deutschland überaus beliebt sind und vor allem die Westküste bevölkern lassen. 

Breit gefächertes Angebot ist die Lösung

Nein, damit kann Apenrade nicht punkten. Schöne Natur, die gibt es, lockt allerdings auch nicht so viele Menschen in die Kommune. Das Angebot muss breit gefächert werden, damit möglichst viele neue Touristinnen und Touristen aus dem Nachbarland im Süden hinzukommen. Angesprochen werden müssen Leute, die die Natur oder Strände lieben, gern segeln oder sich für Kultur interessieren.

Denn davon leben auch viele andere: Geschäfts- und Hotelinhaber, Vermieterinnen und Vermieter von Ferienwohnungen sowie Campingplätze. Sie alle sind an weiteren Kundinnen und Kunden interessiert. Mit neuen Gästen würden auch die Innenstädte belebt werden und dem „Innenstadtsterben“ entgegenwirken.

Dass es auch anders geht, zeigen unter anderem die Stadtführungen mit den „Nachtwächtern“, die auch anderer Sprachen mächtig sind oder das Museum „Brundlund Schloss“, das sich ebenfalls auf deutsche Gäste eingestellt hat.

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