Deutsche Minderheit

Schulrätin: „Wir wollen nicht um jeden Preis wachsen“

Schulrätin: „Wir wollen nicht um jeden Preis wachsen“

Schulrätin: „Wir wollen nicht um jeden Preis wachsen“

Nordschleswig/Sønderjylland
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Die Vertretertagung des DSSV am Dienstagabend war die letzte von Schulrätin Anke Tästensen. Sie hört zum Jahresende auf. Foto: Karin Riggelsen

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Rekord-Niveau: Die 13 Schulen der Minderheit sind an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Schulrätin Anke Tästensen und DSSV-Schulvorsitzender Thilo Schlechter erklären, warum dennoch nicht mehr gebaut wird.

Die Schulen der deutschen Minderheit in Nordschleswig sind weiterhin bis an den Rand gefüllt. Im Augenblick liegen sie nur geringfügig unter der Rekordzahl von 1.569 des Schuljahres 2022/23: Derzeit besuchen 1.562 Schülerinnen und Schüler die 13 deutschen Schulen im Landesteil – und es bleibt zunächst bei dem hohen Niveau.

Das hat Schulrätin Anke Tästensen am Dienstagabend auf der Vertretertagung des Deutschen Schul- und Sprachvereins in Apenrade (Aabenraa) mitgeteilt.

Die Schülerinnen- und Schülerzahlen sind innerhalb von drei Jahren um etwa 200 gestiegen. Grund dafür sind vor allem die vielen Zuzügler-Familien aus Deutschland, die sich in Nordschleswig niedergelassen haben. Die Prognose für das kommende Schuljahr sieht eine ähnliche hohe Anzahl Kinder an den Schulen der Minderheit voraus.

Laut dem Hauptvorsitzenden des DSSV, Welm Friedrichsen, hatte der Schulverband der Minderheit anfangs noch befürchtet, dass der Zustrom ein Strohfeuer sei, doch nun habe sich ein länger anhaltendes Hoch bestätigt.

DSSV-Schulvorsitzender Thilo Schlechter setzt auf die Werte und den Zusammenhalt der Minderheitenschulen. Foto: Karin Riggelsen

Stabile Zahlen sind positiv

Die stabilen Zahlen sehen sowohl Anke Tästensen als auch der DSSV-Schulvorsitzende, Thilo Schlechter, als sehr positiv, wenn damit auch Herausforderungen verbunden seien.

„Wir wollen nicht um jeden Preis wachsen“, sagte Anke Tästensen. Ihr sei die Qualität an den deutschen Schulen wichtiger als die Quantität.

Thilo Schlechter ergänzte, dass die deutschen Schulen in den vergangenen Jahren an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen seien.

„Eine weitere Steigerung der Schülerzahlen wie in den letzten Jahren halte ich aus praktischen Gründen deshalb für unrealistisch“, sagte Schlechter.

Auch am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig sei der Andrang laut Rektor Jens Mittag groß, und Schülerinnen und Schüler hätten aus Platzgründen abgewiesen werden müssen.

Wichtige Werte des DSSV

Schlechter hat in seinem Bericht auch den Zustand der Schulgebäude angesprochen. Diese seien vielleicht nicht die modernsten, aber das Schulsystem der Minderheit baue nicht auf „die modernsten oder am besten ausgestatteten Schulen.“

„Unsere Stärke ist unsere Wertegrundlage und unser Miteinander“, so Schlechter. Dies sei das Fundament der Minderheit. 

„Das ist unsere Minderheit, das ist das System und der Zusammenhalt, in dem unsere Schüler hineinwachsen.“

Volles Haus bei der Hauptvertretertagung des DSSV in der Aula des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig. Foto: Karin Riggelsen

Bau-Aktivitäten des DSSV

Dennoch bemühe sich der DSSV auch darum, die Qualität der Kindergarten- und Schulgebäude zu verbessern, so Schlechter und der Hauptvorsitzende des DSSV, Welm Friedrichsen.

Sie verwiesen auf den Neubau des Kindergartens in Gravenstein, die Modernisierung der Deutschen Schule Rapstedt, sowie dem Großprojekt in Sonderburg, wo zwei Kindergärten zusammengelegt und die Schule modernisiert werde. 

Außerdem arbeitet der DSSV gemeinsam mit dem Dachverband der Minderheit, dem Bund Deutscher Nordschleswiger, an einem Campus-Projekt am Deutschen Gymnasium in Apenrade, wo die städtischen Kindergärten zusammengelegt, neue Klassenräume und ein neues Internat entstehen sollen. Ein Projekt mit einem Gesamtvolumen von etwa 130-140 Millionen Kronen.

Letzte Vertretertagung

Für Anke Tästensen war es die letzte Vertretertagung als Schulrätin. Sie hört zum Jahresende auf, und ihre Stelle wird in zwei geteilt: zum einen soll ihre Stelle in den kommenden Monaten neu besetzt werden, und zudem sucht der DSSV eine eigentliche Geschäftsführung. Diese Stelle wird in Kürze ausgeschrieben  – beide Positionen sollen zum 1. Oktober besetzt werden.

„Die Arbeitsbelastung und der Verantwortungsbereich der jetzigen Stelle ist so groß und so breit, dass es fast unzumutbar ist, die jetzige Konstellation beizubehalten“, so der DSSV-Hauptvorsitzende Welm Friedrichsen zur Organisationsänderung.

Doppelspitze beim DSSV

Die Geschäftsführungsstelle wird laut Friedrichsen eine ausgesprochene Leitungsstellung. Hier sucht der DSSV Managerqualifikationen im Finanzbereich und der Repräsentation des DSSV. Außerdem beinhaltet die Stelle das Gebäudemanagement für alle Kindergarten- und Schulgebäude. 

Die neue Schulrätin oder Schulrat wird dagegen den gesamten Fokus auf den Schulbereich legen können und ist auch für die Finanzen des Schulbereichs verantwortlich, erklärte Welm Friedrichsen. 

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