Am Abend des 25. April wurde Ilse Johanna Christiansen vom SSW zur Bürgervorsteherin von Bredstedt (Bredsted) gewählt. Mit 10 zu 6 Stimmen setzte sie sich gegen die CDU-Kandidatin Michaela Lühr durch.

Obwohl der SSW nicht die größte Fraktion in Bredstedt ist, hatte die 70-Jährige bereits eine klare Mehrheit der Ratsmitglieder hinter sich. Mit ihrer langjährigen Erfahrung als stellvertretende Bürgermeisterin und ihrem Amt als Vorsitzende des Friesenrates, stellten sich die Wählervereinigung, die SPD und die Unabhängigen hinter sie. Nur die CDU war dagegen und stellte eine eigene Kandidatin auf.

„Ich freue mich darüber, dass ich so viel Vertrauen erhalten habe und von den anderen Vertreterinnen und Vertretern gewählt worden bin. In meinem Amt als Bürgervorsteherin möchte ich ein Sprachrohr zu den Bürgerinnen und Bürgern sein“, erzählt sie dem „Nordschleswiger“.

Rückzug aus dem Friesenrat 

Neben ihrer politischen Arbeit im Gemeinderat ist Christiansen auch Vorsitzende des Friesenrates: „Bis zum nächsten Frühjahr bin ich noch im Amt, ich werde mich allerdings nicht noch einmal aufstellen lassen.“

Die zusätzliche ehrenamtliche Arbeit übersteige ihre Kapazitäten, und sie sei bereits auf die Unterstützung ihrer Vertreterinnen und Vertreter angewiesen. Der Friesenrat müsse sich darauf einstellen, dass sie nicht mehr alles mache, sagt Christiansen und verkündet, dass sie sich allmählich komplett aus dem Friesenrat zurückziehen wird.

Große Freude im SSW

Auch am Tag nach der Wahl ist die Freude im SSW groß, erzählt die Kreisvorsitzende Sybilla Nitsch der Tageszeitung „Flensborg Avis“.

„Der SSW Nordfriesland gratuliert Ilse Johanna Christiansen zu ihrer Wahl zur Bürgervorsteherin. Es ist das erste Mal, dass eine Vertreterin der Minderheitenpartei in dieses wichtige Amt gewählt wurde. Ich bin sicher, dass Ilse Johanna mit ihrer umfangreichen ehrenamtlichen und politischen Erfahrung eine gute Bürgervertreterin für Bredstedt sein wird“, sagt sie.

Abgang der CDU

Die Wahl verlief jedoch nicht ohne Zwischenfälle: Die CDU-Fraktion verließ die laufende Sitzung, da keiner ihrer Kandidierenden in die verschiedenen Positionen gewählt wurde.

„Wer eine Sitzung verlässt, kann das ja aus Protest machen, muss dann aber auch zurückkommen“, kommentiert Ilse Johanna Christiansen das Handeln der CDU. „Die CDU hat das Vorschlagsrecht und das bleibt auch bei ihnen. Aber der Wunsch nach einer Position ist nicht das Wahlergebnis.“

Am 13. Mai soll eine Arbeitssitzung mit allen Stadtvertreterinnen und -vertretern stattfinden, um miteinander ins Gespräch zu kommen und zu klären, wie es weitergeht.

„Die Zusammenarbeit mit der CDU ist noch ein steiniger Weg“, fasst Christiansen zusammen.

Mehrsprachiger Alltag

In ihren zahlreichen Positionen bedient Ilse Johanna Christiansen täglich mehrere Sprachen. Mit ihren Kindern, Nachbarinnen und Nachbarn, sowie in einigen Verbänden spricht sie Plattdeutsch. Durch den Eintritt ihrer Kinder und Enkelkinder in dänische Schulen und Kindergärten lernte sie Dänisch. Auch im Kontext ihrer langjährigen Arbeit in der dänischen Kirche war sie mit der Sprache konfrontiert. 

Zum im Alltag gebrauchten Deutsch kommt noch eine weitere Sprache dazu: „Mit meinen Enkeln spreche ich Friesisch“, sagt Christiansen. „Sie nennen mich immer ,Åål', also Oma“.