Erderwärmung

Vortrag: Wie ein Doughnut das Klima retten kann

Vortrag: Wie ein Doughnut das Klima retten kann

Vortrag: Wie ein Doughnut das Klima retten kann

Erik Becker
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Doughnut-Modell
Dr. Elke Weik präsentiert in ihrem Vortrag das „Doughnut-Modell". Der hellgrüne Bereich sei der Handlungsspielraum, in dem Ökonomie sozial und ökologisch umsetzbar ist. Foto: Erik Becker

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Wirtschaften im Klimawandel: Wie kann ein Modell aussehen, das die Bedürfnisse der Menschen und des Planeten gleichermaßen erfüllt? Wirtschaftswissenschaftlerin Elke Weik sprach am Donnerstag in der Deutschen Zentralbücherei Apenrade über Lösungen.

Am vergangenen Donnerstag war Dr. Elke Weik, Professorin für Wirtschaftswissenschaften der Süddänischen Universität Odense, beim Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig zu Gast. 

Seit über einem Jahrzehnt forscht sie zu alternativen Wirtschafts- und Organisationsformen, vor allem im Kontext der globalen Erwärmung. Im Rahmen ihres Vortrags „Wirtschaften im Klimawandel” zeigte sie Mitgliedern der Minderheit Wege zu einer klimafreundlichen Weltwirtschaft auf.

Den Fokus legte Weik dabei auf die sogenannten „Doughnut Economics” (deutsch: „Doughnut-Ökonomie”). Die zentrale Idee dahinter sei, Menschen weltweit an Lebensqualität gewinnen zu lassen, ohne dabei die Erde zu belasten. Diese Balance lasse sich am Modell eines Doughnuts visualisieren; daher stamme der Name der Theorie.

Der Kapitalismus ist kein Naturgesetz. Wenn wir unser Fortbestehen auf der Erde sichern wollen, müssen wir zukünftig anders wirtschaften.

Elke Weik

Doughnut-Ökonomie als neues Wirtschaftsmodell

„Wir stellen fest, dass im klassischen Wirtschaftskreislauf bestimmte Komponenten, wie der Planet Erde, einfach zu lange vernachlässigt wurden. Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, lassen sich nicht allein mit traditionellen Auffassungen von Ökonomie meistern”, sagt Weik. Während eines Workshops der EU-Kommission in Brüssel habe sie erlebt, dass das Konzept hinter der Doughnut-Ökonomie mittlerweile europaweit diskutiert werde.

Bei der Erfüllung menschlicher und gesellschaftlicher Bedürfnisse gebe es einen Spielraum, der seine Grenze erreiche, sobald der Planet Erde Schaden nimmt. Um nach dieser Prämisse zu handeln, sei es nötig, Ressourcen und Kapital gerecht zu verteilen und dort einzusetzen, wo sie nötig wären. Auf diese Weise könne soziale Ungleichheit überwunden werden, was die Lebensqualität der Menschen weltweit aktiv steigere.

Weik gehe aktiv auf Kommunen zu, um für die Theorie zu werben und die Ideen dahinter zu verbreiten. Auf diesem Weg kam sie auch nach Apenrade. Möglichst viele Gemeinden sollten zu „Doughnut Cities” werden, also Strategien der Doughnut-Ökonomie bewusst umsetzen. Städte wie Kopenhagen und Amsterdam würden bereits zeigen, dass dies möglich wäre.

Weik machte in ihrem Vortrag mehrmals deutlich, dass es unumgänglich sei, das Wirtschaften neu zu denken. Bestimmte Mythen des Kapitalismus müssten aufgeklärt werden, so ihre Einschätzung: „Der Kapitalismus ist kein Naturgesetz. Wenn wir unser Fortbestehen auf der Erde sichern wollen, müssen wir zukünftig anders wirtschaften.“

Elke Weik
Elke Weik forscht seit etwa einem Jahrzehnt zu alternativen Wirtschafts- und Organisationsformen. Um ihr Wissen zu verbreiten, geht sie aktiv auf Kommunen zu. Foto: Erik Becker

Verfall der Debattenkultur

Nach dem Vortrag trat Weik mit ihrem Publikum in eine Diskussion, die von einem respektvollen und verständnisvollen Umgangston geprägt war. Dies sei keine Selbstverständlichkeit, finden die Teilnehmenden. Das Thema polarisiere und würde von bestimmten Akteuren bewusst instrumentalisiert werden, um die Gesellschaft zu spalten. „Wer die Wirtschaft oder den Kapitalismus hinterfragt, gilt als links-grün-versifft und wird sofort in eine Ecke gestellt. Unterschiedliche Meinungen führen nicht mehr zu einem Austausch, sondern zu Hass“, sagt ein Zuhörer. 

Vor allem mit Blick nach Deutschland falle Weik und ihrem Publikum auf, dass sich die Debattenkultur stark verändert habe. Dies sei in der Minderheit anders, findet eine Teilnehmerin: „In Nordschleswig leben wir aktiv das Mit- und Füreinander. Es ist schade, dass dies auf der anderen Seite der Grenze nicht so zu sein scheint.“

Nach der Veranstaltung zeigten sich die Teilnehmenden von Weiks Vortrag überzeugt. Dass die Referentin eine Wirtschaftswissenschaftlerin und eben keine Klimaforscherin ist, verdeutliche die akute Relevanz des Themas über sämtliche Bereiche hinweg. 

Der Verband Deutscher Büchereien plane bereits, die Veranstaltung erneut anzubieten.

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